Wilmont Haacke **100**

Leipzig, 4. März 2011, 08:55 | von Paco

Wilmont Haacke Eigentlich sind wir ja Verfechter der An­lasslosigkeit von Feuilletonartikeln, hehe. Egal, heute wäre Wilmont Haacke 100 Jahre alt geworden, und Marcuccio hat für die »Welt« einen Jubiläumsartikel über den »Feuilleton-Professor« geschrieben (S. 26). Alles Weitere dort.

Lektürehinweis: W. H., Handbuch des Feuilletons I–III, Emsdetten (Westf.): Verlag Lechte 1951–1953.

Das Foto rechts (© privat) zeigt W. H. im Alter von ca. 73 oder 74 Jahren.

 

Regionalzeitung (Teil 43)

Leipzig, 3. März 2011, 09:04 | von Paco

 
  211.   von Weltruf

  212.   hat Furore gemacht

  213.   ein Abgesang auf

  214.   musste letztlich scheitern

  215.   aber die Hoffnung bleibt
 

(Dank an J. N. für die komplette Lieferung)

I wie Infografik

Konstanz, 2. März 2011, 13:14 | von Marcuccio

Und gleich weiter mit dem Feu-Abecedarium, »I wie Infografik«, nach­zulesen drüben in der »Welt«. Es geht also um das Visualisieren von Fakten, Fakten, Fakten, das mutmaßliche genaue Gegenteil von Feuilleton. Wer die Erzählhoheit ans Layout und an die Grafik abgibt, wird sowieso keine Geschichten erzählen wollen. Auf den ersten Blick scheint das Kulturressort bis heute der letzte infografikfreie Raum der Zeitung verblieben zu sein.

Schaut man genauer hin, dann haben sich aber ein paar feuilletonis­tische Infografik-Standards etabliert. Die »Zeit« zum Beispiel liefert dahingehend ganze kulturgeschichtliche Essays: Wenn so eine Deutschlandkarte des »ZEITmagazins« etwa erklärt, warum die Namen italienischer Eisdielen die Republik auch 20 Jahre nach der Wiederver­einigung noch teilen, weil die Eiscafés im Westen bis heute gern »Cortina« oder »Dolomiti« heißen, im Osten aber fast nur »Venezia«, dann ersetzt das ganze Gastarbeiter-Sagas.

Na ja, usw. Ich hab übrigens grad gehört, dass hier morgen eine neue Folge unseres Regionalzeitungsdramas erscheinen soll, endlich.
 

B wie Bunga Bunga

Konstanz, 1. März 2011, 11:26 | von Marcuccio

Zum Thema Bunga Bunga ist ja eigentlich schon viel zu viel gesagt worden, aber es klingt einfach so schön: Bunga! Bunga! Und als es hier im November berühmte Doppelrufe der Kulturgeschichte zu lesen gab, haben wir BB außerdem vergessen.

Deshalb also jetzt »B wie Bunga Bunga« im Feuilleton-Abbeccedario drüben in der »Welt«. Dort geht es um die ›Velina‹ als größten kulturellen Kollateralschaden der Ära Berlusconi, außerdem aber auch um Mussolini als Feuilletonist der Zwanzigerjahre, der so stattliche Worte wie »gleisnerisch« aktiv benutzt hat und aus irgendwelchen Gründen im Lifestyle-Magazin »Der Querschnitt« schreiben durfte. Es gibt dann dort sogar auch eine Pointe, anders als jetzt hier, bin in Eile.
 

Hilde Domin

Konstanz, 26. Februar 2011, 08:35 | von Marcuccio

Komisch, aber irgendwie erst mit ihrem Tod wusste ich so richtig, dass es Hilde Domin gab. Und schuld ist Volker Weidermann: Kein Deutsch­lehrer, kein Germanistikstudium mit Leseliste hat mir Hilde Domin je nahegebracht. Das hat erst dieser Feuilletonaufmacher geschafft, vor genau fünf Jahren:

Mein letzter Besuch bei Hilde Domin. In: FAS, 26. Februar 2006. (FAZ-Archiv)

Ein Porträt eigentlich, wohl als Kapitel für die »Lichtjahre« geplant, und dann eben ein unfreiwilliger Nekrolog geworden. Eine letzte Begeg­nung, elegisch und weidermannsüffig erzählt:

»Hilde Domin ist fast hundert Jahre alt und sehr klein und schmal und fein«.

Das wird mit einem Foto noch überillustriert – es zeigt eine weiß­haarige, hochbetagte Frau –, und man kommt aus dem Sog des beschriebenen Kaffeekränzchens gar nicht wieder raus. Es gibt Obstkuchen und eine kleine Verstimmung zum Auftakt: »Zu-spät-Kommen paßt ihr nicht, das merkt man gleich.«

Und dann die ganze Lebensgeschichte, bis hin zu den für mich damals noch nicht offenen Geheimnissen ihrer Biografie. Dass sie Domin heißt, seit sie 1951 im Exil in Santo Domingo zu dichten begonnen hat etc. Nach dem FAS-Artikel mochte ich sogar diesen Film von Anna Ditges, von dem ich weiß, dass ihn manche wegen seiner, nun ja: Kindergartenfragen nicht so sehr schätzen.

Und dann die Hilde-Domin-Biografie von Marion Tauschwitz. Sehr schön zu lesen, wie Hildes »Tanzstundenfreund Hans Mayer« anscheinend ein Ass beim Foxtrott war.

Und dann Trujillo, ausgerechnet Trujillo, dieser komplett rassen­wahnige Diktator der Dominikanischen Republik, nimmt einige Juden, und so also auch Hilde und ihren Mann Erwin Walter Palm, als Exilanten auf. Weil er sein Volk aufweißen wollte! Man liest auch vom sogenannten Petersilien-Test, den Trujillo an der Grenze zum französischsprachigen Haiti, nun ja, veranstaltete:

»Um die schwarzhäutigen Wirtschaftsflüchtlinge aus Haiti von der helleren dominikanischen Bevölkerung zu selektieren, hatte der Diktator einen perfiden ›Sprachtest‹ anordnen lassen. Das gerollte ›R‹ im spanischen Wort für Petersilie, ›perejil‹, konnte von der französischsprachigen, dunkelhäutigen Bevölkerung nur als ›L‹ gesprochen werden. Wer also das Wort nicht spanisch artikulierte, wurde umgehend mit der Machete ermordet.« (S. 140)

Kurzum: Man nimmt weit mehr mit als die Biografie einer Exilantin, man reist durch ein ganzes skurriles Jahrhundert und mehrere Kontinente. Faszinierend bleibt die Geburt der Dichterin Hilde Domin aus der Brief-Korrespondenz mit ihrem Mann. Egal wo sie waren, machte er ja auf sympathisch solipsistische Weise sein Ding (Ausgrabungen oder Alt­philologie), während sie in erste Linie seine Sekretärin war, ihn dann aber plötzlich sozusagen mit der Poesie, die er nie draufhatte, überholte.

Und dann liest man sicher auch noch mal in ihren »Gesammelten autobiografischen Schriften« weiter. Und natürlich in ihren Gedichten, die irgendein Kritiker mal als »einfach, aber nicht einfältig« bezeichnet hat:

Ich habe niemand ins Licht gezwängt
nur Worte
Worte drehen nicht den Kopf
sie stehen auf
sofort
und gehn

 

Die Wurzelbürste in der deutschen Literatur

Berlin, 25. Februar 2011, 08:05 | von Josik

Ich beschäftige mich ja gerade mit der Wurzelbürste in der deutschen Literatur, da kam mir ein Text sehr zupass, den ich letzten Samstag in der FAZ gelesen habe. Und zwar durfte Berthold Kohler, einer der FAZ-Herausgeber, als einziger Journalist überhaupt Guttenberg auf seiner Reise nach Afghanistan begleiten.

Warum Kohlers literarisch hochambitionierter Text- und Bild-Essay allerdings im Politikteil statt im Feuilleton erschienen ist, wo er eigent­lich hingehört hätte, lässt sich nur damit erklären, dass sich dort gerade Thilo Sarrazin und Patrick Bahners ausgiebigst beharkten.

Aber zurück zu Kohler: Seinen Essay lässt er in einem dem Topseller des 19. Jahrhunderts nachempfundenen Tonfall beginnen, den »Schwarzwälder Dorfgeschichten« seines Vornamensvetters Auerbach:

»Ein Bauer pflügt mit einem Ochsengespann sein Feld, Meter um Meter, Furche um Furche. Ein Mopedfahrer knattert mit flatterndem Gewand vorbei. Von Osten her tippelt eine Gruppe verschleierter Frauen heran. In der Luft liegt ein Hauch von Frühling. Wo, bitte, ist hier der Krieg? (…) Der Krieg hat nur pausiert im Winter, um Luft zu holen für das Frühjahr und den Sommer. Auf den staubigen Hügeln zeigt sich schon ein erster Schimmer von Grün.«

Doch dann kommt die fulminante Volte: »15 Mann in einer schwer befestigten Stellung, die an Ernst Jüngers Beschreibungen der Gräben und Unterstände im Ersten Weltkrieg erinnert, (verteidigen) Deutsch­land am Hindukusch (…), wo Guttenberg am Donnerstag noch die Hühnerzucht eines weiblichen Oberfeldwebels besichtigte«!

Hier gelingt Kohler sozusagen die Legierung des frühen 20. Jahrhun­derts mit dem frühen 21. Jahrhundert, also mit dem berühmten Deutschland-muss-am-Hindukusch-verteidigt-werden-Spruch des Alt-68ers und Guttenberg-Vorvorgängers Peter Struck, der wie der unbekannte Afghane bekennender Mopedfahrer ist und wie Gutten­berg in Jura promoviert hat, allerdings über ein viel stylisheres Thema: »Jugenddelinquenz und Alkohol. Ein Beitrag zur Persönlichkeit des Alkoholtäters. Vergleichende kriminologische Untersuchung an 436 jugendlichen und heranwachsenden Hamburger Straftätern der Jahre 1968 und 1969«.

Schon bei Ernst Jünger geistert ja der Alkohol durch die Seiten, dass es dem Fass den Boden ausschlägt: »Reichlich verteilt wurde ein blass­roter Schnaps, der in Kochgeschirrdeckeln empfangen wurde und stark nach Spiritus schmeckte, doch bei der kalten und feuchten Witterung nicht zu verachten war.« (Seite 15) »Wir aßen kräftig und ließen die Flasche mit ›Achtundneunzigprozentigem‹ rundgehen.« (Seite 188) Usw.

Ziemlich überraschend stellt Kohler dann aber einen weiteren inter­textuellen Bezug her: »Ein großes rotes Licht, das über der Festung regelmäßig in der Finsternis aufflammt, verwischt weiter die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, zwischen Taliban-Country und Tolkien

Da Kohler der einzige Medienvertreter überhaupt war, der Guttenberg begleiten durfte, scheint er auch keinen Fotografen dabeigehabt zu haben (die Bilder sind alle »© Berthold Kohler, F.A.Z.«). So ist Kohler selbst offenbar auch nirgends mit abgebildet, aber immerhin kann man auf einem der Bilder erkennen, dass der dritte von rechts, der im Tropentarn mit dem Rücken zum Betrachter steht, den ersten von links fotografiert, der wiederum den Fotografen fotografiert, so dass die ganze Versuchsanordnung wirkt, als habe der Fotograf, also vermutlich Berthold Kohler, mal eine von Thomas Kapielski im Buch »Sozial­manierismus« beschriebene Versuchsanordnung imitieren wollen:

»ich fotografierte (…) einen Menschen, der fotografiert. (…) Mehr noch: ich stehe in einem Ring der apostolischen Sukzession von Fotografen die Fotografen fotografieren, denn ich fotografierte den hier abgebildeten Fotografen, während dieser seinerseits einen Fotografen fotografierte, der wiederum (…) mich fotografierte! Die Mindestzahl an Teilnehmern bei einer solchen Kreisesbildung ist Drei, nach oben aber offen bis unendlich, sofern unendlich viele Fotografen vorhanden wären, was unwahrscheinlich, aber denkbar ist. (…) So fotografiert in der sukzessiven Reihe also jeder Fotograf einen Fotografen, der beim Fotografieren eines Fotografen nicht bemerkt, dass er seinerseits von einem Fotografen fotografiert wird«. (Seite 169f.)

Nach Jünger, Tolkien und Kapielski kommt die beste literarische Anspielung freilich erst zum Schluss des Essays, als Guttenberg schon wieder nach Deutschland zurückgeflogen ist: »Er hat, als er ins Kanzleramt eilt, noch die Montur an, die er im Feldlager trug. Der Schlamm Afghanistans, der an den Stiefeln hängt, ist zäh, aber einer deutschen Wurzelbürste nicht gewachsen

Der mit Wurzelbürstenborsten hantierende Guttenberg’sche Stiefel­putzer, der hier vor dem geistigen Auge aufscheint, erinnert an jenen berühmten Ich-Erzähler, der (auf Seite 41) sagt:

»ich weiß noch, dass mir damals in der Kasematte von Breendonk ein ekelhafter Schmierseifengeruch in die Nase stieg, dass dieser Geruch sich, an einer irren Stelle in meinem Kopf, mit dem mir immer zuwider gewesenen und vom Vater mit Vorliebe gebrauchten Wort ›Wurzelbürste‹ verband«.

Wenn in Zukunft von der Wurzelbürste in der deutschsprachigen Literatur die Rede ist, müssen neben dem Grimm’schen Wörterbuch und W. G. Sebald auch Berthold Kohler und Karl-Theodor zu Guttenberg erwähnt werden.
 

»Ein goldener Moment in der Geschichte
des deutschen Feuilletons«

Stanford, 23. Februar 2011, 02:57 | von Srifo

Kalifornisch unabgeschiedenes Interview mit HANS ULRICH GUMBRECHT: Über deutsche Zeitungen und ihre Einmaligkeit, über Wiederholungen und Hyperbolik, über nächste Projekte, Widmun­gen von Hans Robert Jauß und Männer in grauen Regenmänteln, die noch mal das Matheabitur kontrollieren wollen

In der Februarhitze gehe ich an hastig radelnden Undergrads vorbei zur Pigott Hall, dem Literaturen-Gebäude der Stanford University. An der Ecke zum Circle of Death, einem zur Pausenzeit umrasten Radlerkreisverkehr, hat Hans Ulrich Gumbrecht sein Büro. Es ist 11 AM, ich habe eine Stunde, klopfe, und unter dem blitzenden Licht des Eckfensters plaudern wir los. Apropos Ausleuchtung: Um die Schönheit und die dunklen Geheimnisse der gesprochenen Sprache zu bewahren, wurde das Transkript nicht redigiert.

»Kann ich das in 12.000 Zeichen
erklären?«

Der Umblätterer: Schaut man auf deine Veröffentlichungsliste, Sepp, fragt man sich: Fühlst du da eine gewisse Verantwortung, dich am deutschen geisteswissenschaftlichen Diskurs zu beteiligen? Das Verhältnis Zeitungsartikel zu Buch hältst du bei circa 20:1, was zurzeit etwa mit dem Faktor 34 zu multiplizieren ist, um auf das Gesamtvolumen zu kommen.

Hans Ulrich Gumbrecht: Nein, ich spüre keine spezifische Verantwortung für das deutsche Feuilleton. Ich denke aber, dass nicht nur die Quantität sondern auch die Qualität der deutschen Feuilletons im Moment international einmalig ist. Ich würde sagen, die vier, fünf besten deutschen Tageszeitungen plus Wochenzeitungen, also nicht der »Spiegel«, aber die »Zeit«, sind wirklich völlig einmalig. Nicht nur, weil es auf Englisch kein ›Feuilleton‹ gibt.

Ich bin einmal im Jahr zwei Wochen in Paris, und dann kaufe ich mir »Le Monde«, »Figaro«, »Libé«, und das kannst du nicht vergleichen. Ich würde aber nicht nur sagen, dass international alles runtergekommen ist, nein, es ist einfach ein goldener Moment auch in der Geschichte des deutschen Feuilletons. In den Zwanzigerjahren oder so –, oder wenn man sagt, »oh, das war in den Fünfzigern besser«, nein, war es nicht. Es ist unheimlich gut. Was zum Teil damit zu tun hat, dass Journalisten wie Frank Schirrmacher oder Gustav Seibt, die früher automatisch Universität gemacht hätten, dachten, es sei interessanter. Finanziell interessanter, als Lebensform interessanter.

Für mich war es aber nie so ein Plan, dass ich gesagt habe, ich will jetzt das und das machen. Es interessiert mich selbst aus mehreren Gründen. Einer ist sozusagen sportlich, also wie jetzt dieser Jauß-Text für die »Zeit«: Kann ich das in 12.000 Zeichen erklären? Manchmal denke ich, das geht nicht, aber dann versuche ich es und finde es interessant.

Zweitens freut es mich natürlich, dass es mir über diese Medien gelungen ist, nicht nur ein Wissenschaftler zu sein, sondern auch ein öffentlicher Intellektueller. Andreas Kablitz der mich vor einigen Wo­chen bei einem Workshop in Köln vorgestellt hat, sagte drei Sachen: »Er ist ein Romanist, immer noch, er ist ein Philosoph mittlerweile geworden«, auch in dem Sinn, dass in Philosophieseminaren meine Sachen zitiert werden, und drittens, »ein öffentlicher Intellektueller, und das hat in der Germanistik niemand geschafft, und in der Romanistik einer, das war Ernst Robert Curtius«, und das hat mich ziemlich stolz gemacht.

Das heißt, ich mache das nicht für deine Generation, ich mache das für mich. Ich denke, dass ich einer von ein paar war in Deutschland, Hörisch wäre auch so jemand, die eine größere Nähe zwischen dem Feuilleton – und nicht nur Feuilleton, es kann ja auch das »Philosophische Quartett« sein, Sloterdijk sowieso – und den Geisteswissenschaften geschaffen haben. In dem Sinn, dass das wahrscheinlich das Feuilleton nicht besser, aber komplexer gemacht hat. Ich schreibe ja jetzt doch nicht genauso, wie jemand, der eine journalistische Karriere gemacht hat. In der Hinsicht fühle ich keine Verantwortung, es ist ja wirklich im emphatischen Sinn auch nicht mehr mein Land, ich möchte eigentlich mehr hier investieren.

Der Umblätterer: Aber du schreibst ja schon viel, wirklich sehr viel, so viel wie wenige andere, die nicht angestellte Journalisten sind.

Gumbrecht: Ja, richtig, das ist eben der sportliche Ehrgeiz. Irgendjemand hat mal geschrieben, dass ich einer der wichtigsten Stichwortgeber in der deutschen Kultur der Gegenwart wäre, das fand ich etwas hyperbolisch, aber toll. Klar, das interessiert dich, da hast du einen Ehrgeiz, da kommst du in Debatten rein, ich hatte so eine Debatte letztes Jahr gehabt mit Kaube, den ich gern mag, also Kaube meinte, Geisteswissenschaften seien Wissenschaften, und ich denke das nicht, und schon hast du ein Follow-up. Oder meine Sport-Sache, da habe ich nicht irgendeiner Sportredaktion in Deutschland erzählt, »also ihr müsst aber jetzt anders schreiben«, aber die schreiben tatsächlich anders als vor 15 Jahren, and I think I was part of that.

»Würden Sie was für die ›Geisteswissen-
schaften‹ schreiben?«

Der Umblätterer: Das geht schon zur nächsten Frage, die die erste zuspitzt, wenn man sich nämlich die Personen anschaut, die du schon genannt hast, deine intellektuellen Freunde, Karl Heinz Bohrer und Peter Sloterdijk, oder auch Henning Ritter und Rüdiger Safranski, Frank Schirrmacher …

Gumbrecht: Bei Ritter ist es genau umgekehrt.

Der Umblätterer: Du meinst …

Gumbrecht: … umgekehrt, also wenn man der Sohn von Joachim Ritter ist, kann man natürlich keine akademische Karriere haben, Ritter hat bei Verlagen gearbeitet, dann die FAZ-Sache gemacht, großartig gemacht. Und wenn du ihn heute siehst, kann er überall schreiben, er ist einer der großen Intellektuellen im Land, aber Ritter hat mittlerweile auch einen Dr. h. c., und ich denke, mit Recht. Bei Karl Heinz Bohrer ist es ja biografisch gesehen auch ähnlich.

Lomo-Serie, Florian Fuchs und Hans Ulrich Gumbrecht at Stanford

Der Umblätterer: Oder es gibt auch Schüler von dir im Feuilleton. Du hast zwar gesagt, Verantwortung fühlst du nicht so richtig, aber de facto hast du ja inhaltlichen Einfluss. Eben die Sportjournalisten, die jetzt anders schreiben. Stellst du das hinterher fest und sagst, »Ach, die schreiben ja jetzt anders, das wollt ich ja jetzt gar nicht so, ist ja lustig«, oder ist das mit in den Ehrgeiz eingeflossen irgendwann?

Gumbrecht: Ehrgeiz ist ja immer so ein Wort, was ganz furchtbar klingt, aber das kannst du schon schreiben. Um es so zu formulieren, in Interviews werde ich auch immer gefragt, wie ich das akademisch alles so geplant habe. Aber vielleicht bin ich deshalb auch immer in so katastrophischen Situationen, ich bin kein Mensch von langen Planungen, also ich weiß zum Beispiel, dass ich im Sommer dieses Latenzbuch fertig schreibe, und ich weiß, dass ich wahrscheinlich als nächstes Buch eine Diderot-Biografie schreibe, ein großes Buchprojekt, und das hat mit Lebensende, also mit meinen 62 Jahren zu tun. Das sind Bücher, die ich wirklich noch schreiben will, aber ich plane nicht so langfristig.

Ich hätte nicht sagen können, dass ich mich irgendwann entschlossen hab, ich muss jetzt nach Amerika gehen. Martin Seel hat mal geschrieben, es gehört zur agency dazu, die Fähigkeit sich bestimmen zu lassen von Situationen und Gelegenheiten. Und, ja doch, das war Gustav Seibt, den kannte ich, weil er ein Freund von einem Schüler von mir war, und er war Assistent bei Ritter, und der fragte im Auftrag vom Ritter, als die grade angefangen haben mit der Geisteswissenschaften-Seite in der FAZ, »würden Sie was für die ›Geisteswissenschaften‹ schreiben?« Das habe ich natürlich nicht geplant, das meine ich mit keiner Verantwortung.

Klar möchte ich, dass gut geschrieben wird. Ich möchte z. B. bei bestimmten Debatten, dass die eine Seite gewinnt und die andere nicht, aber ich habe keinen Masterplan, was denn mein Beitrag für die Geisteswissenschaften sein sollte. Eine gute Metapher, die Humberto Maturana immer gebraucht hat, ist der Drift vom Segelboot: Ich hab schon immer eine Ahnung, wo ich hin möchte, aber nicht langfristig, und deswegen meine ich, ich folge keiner Verantwortung.

Eine Analogie ist, dass Sportlern ja immer angemutet wird, sie sollten role models sein, aber das ist nicht, warum man Sport macht. Dass dann irgendwelche Sportler role models sein könnten, ist ja schön, und wenn ich einen Einfluss auf eine bestimmte Richtung nehmen kann, die mir sympathisch ist, ist mir das auch Recht, aber ich könnte dir jetzt nicht sagen, welches denn der nächste Schritt wäre, wo ich möchte, dass das deutsche Feuilleton hingeht.

Der Umblätterer: Du warst 2004 bei einem Vierergespräch dabei, mit Frank Schirrmacher, Henning Ritter und Martin Meyer.

Gumbrecht: Genau.

Der Umblätterer: Damals hast du es ähnlich formuliert …

Gumbrecht (nimmt ein schmales Buch von einem Stapel, »Warum soll man die Geisteswissenschaften reformieren?«): Das hast du, oder?

Der Umblätterer: Nee?

Gumbrecht: Ja dann gebe ich dir das jetzt, das ist das Weihnachtsgeschenk des Präsidenten der Uni Osnabrück, das Foto, das da drin ist, ist das FAZ-Foto von dem Vierergespräch.

Der Umblätterer: Ja, ich habe den Artikel hier, da ist das drin.

Gumbrecht: Nee, ist ein anderes Foto, aber selbe Serie, die Uhr ist leider Gottes stehen geblieben, die haben eine sehr elegante Uhr.

»What was he thinking!«

Der Umblätterer: Jedenfalls sagst du da genau dasselbe über dein Interesse, was den Einfluss auf das Feuilleton angeht. Was sich daran anschließt, ist eine Frage nach dem Gegenwind, den es dann gibt. Du hast im »Freitag« gerade etwas über Risikodenker geschrieben, und die Community, die beim »Freitag« immer sehr lebhaft antwortet …

Gumbrecht: Ja, Wahnsinn.

Der Umblätterer: Die meisten dort haben sich über deinen Artikel beschwert und sagen, »Ihnen nehme ich das natürlich nicht ab, Herr Gumbrecht, dass sie Risikodenker sind«. Und in der »Welt« gab es auch eine Antwort …

Gumbrecht: Vom Feuilletonredaktionschef.

Der Umblätterer: … der das ähnlich sah. Würdest du sagen, um es mal so zu formulieren, die kalifornische und die deutsche intellektuelle Lebenswelt können nur im Dissenz zueinander leben? Du hast im Interview mit der »Welt« Anfang November eine Andeutung in diese Richtung gemacht.

Gumbrecht: Du hast wahrscheinlich auch den Artikel in der »Zeit« gelesen von vor drei, vier Jahren, dort heißt es, meine Reputation und mein Talent sei, immer Meinungen zu spalten. Ich sage irgendwas, und dann sind ein paar Leute stark dafür und, wie bei dem Text über riskantes Denken, andere sagen, »Nein, absolut nicht«. Ich kann nicht sagen, dass ich das bewusst mache oder kultiviere, aber ich merke, dass das eine Wirkung ist, die ich habe.

Zum Beispiel kriege ich größtenteils, wie die meisten hier, bei den class reviews close to einer Idealnote von den Studenten. Aber nach einem Seminar, das ich grade gemacht habe, bei dem ich dachte, es war unheimlich gut, sehe die Grafik der Bewertungen und sage, »Was, das ist ja furchtbar!« 60 Prozent der Studenten sagen ganz explizit, das sei das beste Seminar, das sie in Stanford je gemacht haben, und die anderen sagen, »What was he thinking!«.

Ich kultiviere das nicht, aber ich würde sagen, z. B. so eine Sache wie der Jauß-Text, der bald in der »Zeit« kommt, oder die Sache im »Freitag«, dass das mittlerweile zu mir als Produkt gehört. Die Zeitungen wissen, ich schreibe irgendwas zu so einem Thema, und da kriegen sie eine Menge Reaktion, und das ist es natürlich, was ein Medium interessiert. Es ist ja dem »Freitag« Wurst, ob die Leute beistimmen oder nicht.

Den Unterschied zwischen hier und Deutschland kann man gut sehen, wenn man sich z. B. hier die Division of Literatures, Cultures, and Languages (DLCL) in Stanford anschaut, da finde ich es bemerkenswert, wenn man sagt, es sind 40 faculty members, da gibt es junge Persönlichkeiten und a couple of big guys, die alten, Girard und Serres, oder nur Robert Harrison und mich. Wenn das ein deutsches Seminar wäre, wäre es, statt zusammenzuwachsen, schon längst in zwei Teile gespalten, und es gäbe eine Menge Leute, die miteinander nicht können, nicht zusammen in einer Kommission sein könnten usw.

Das finde ich bemerkenswert hier: Du kannst verschiedene Meinungen haben, du kannst beständig drüber streiten, produktiv streiten, but that’s normal. Das ist in Deutschland, finde ich, undenkbar. Und ich überlege immer, warum mir Deutschland oft auf die Nerven geht, und es ist letztlich das, dass in dem Moment, wo man in Deutschland merkt, dass es einen Dissenz gibt, ziehen alle den Schwanz ein oder du kriegst einen Streit.

Ich meine z. B. schon wenn ich etwas sage, was kontrovers ist, heißt das ja nicht, dass ich nicht den guten Grund der anderen Meinung sehe, aber man kann ja auch mal sagen, das ist wahr. Und du siehst ja die Reaktionen z. B. im »Freitag«, also alle sagen wie furchtbar und wie kann ich das sagen. I mean, in the first place I can say that … Aber noch mal zu deiner Frage: Ich würde sagen, was die Leute hier wählen würden, wenn sie das deutsche Spektrum hätten, oder was die Deutschen wählen würden, also our kind of people, wenn sie hier lebten, would not be so different. Die meisten Deutschen würden hier auch Obama wählen und würden sagen, »wäre schön, wenn er noch ein bisschen linker wäre«, irgend sowas. That is not so different.

Die Differenz, die vielleicht, durch die Tatsache, dass ich in Kalifornien bin, in Deutschland provokant ist, ist, dass ich nicht mehr gewöhnt bin und das vielleicht auch kultiviere, in der Hinsicht strategisch zu sein. Es war typisch von deutschen Freunden, hier zu sagen, um Gottes willen, wie werden die Deutschen auf den Jauß-Text reagieren. Well, I’m interested but I really don’t care. Why should I? For Christ’s sake.

»Streitkultur« oder so

Der Umblätterer: Das nächste hat damit gleich zu tun, nämlich mit kalifornischer Abgeschiedenheit. Und zwar schreibst du, ich habe mir da das erste, was du 1989 in der FAZ über Kalifornien schreibst, angekuckt … Und zwar machst du da, vor 22 Jahren, eine Rundreise von Berkeley über Stanford zu Hayden White nach Santa Cruz. Damals gab es noch diesen lustigen Begriff des Post-Poststrukturalismus, was auch immer der war oder ist, und du sagst, was Hayden White dir damals davon erzählte, würde in Deutschland immer noch als neokonservativ disqualifiziert werden.

Letztlich konterkarierst du beide Positionen – Kalifornien und Deutschland – und schreibst, »Aber im Gegensatz zu den deutschen Apologeten der Aufklärungstradition« – hast du die grade wieder als deutsche Haltung zitiert, wäre die Frage – »hält White grade nicht an dem Universalanspruch des Postulats fest, daß Wissenschaft ›politisch‹ und überhaupt (ernste) ›Wissenschaft‹ zu sein habe. Man könnte sich fragen, ob dieser Verzicht [auf den Post-Poststrukturalismus] in Deutschland eine Folge jener intellektuellen Abgeschiedenheit ist, die – allerdings unter amerikanischen Bedingungen – in Santa Cruz gerade zu dem umgekehrten Ergebnis, nämlich der Inflation des politischen Anspruchs geführt hat.« Die Frage ist also die nach der jeweils spezifischen intellektuellen Abgeschiedenheit in Deutschland und in Kalifornien, besteht die noch?

Gumbrecht: Das ist komplex, das finde ich interessant, weil ich das jetzt nicht mehr so sehe wie damals. (überlegt) Ob sich das wirklich geändert hat oder ob ich mehr kapiert habe über die Umstände hier, ist schwer zu sagen, einen Unterschied sehe ich weiterhin in der schon erwähnten Diskussionskultur hier. Die finde ich hier in Stanford positiv, und die ist nicht überall so, an der Cornell University, NY, ist es wirklich nicht so. Wenn das hier funktioniert, dann, habe ich den Eindruck, funktioniert das, weil sich die Leute als citizens verstehen. Bis in eine discussion sind sie citizens, also nicht, dass du was beitragen musst zu den USA, eher in einem Aufklärungssinn, wenn man will. Wie überhaupt in diesem Land, wenn es gut klappt, diese Aufklärungstradition …

Der Umblätterer: Eine gemeinsinnliche Stimme?

Gumbrecht: Ja so, you meet, like, a town hall meeting, das bedeutet, Leute haben verschiedene Meinungen und man schaut, was rauskommt. Wenn hier in einer Kommission ein Lehrstuhl besetzt wird, dann wird nicht geheim abgestimmt und die Minderheit letztendlich unterdrückt, damit man eine einhellige Meinung nach außen hin abgeben kann, sondern es wird in die Fakultät gegeben zur Diskussion. Denn der Agent, der die Empfehlung an die Universitätsleitung gibt, ist die Fakultät, verkörpert durch die Dekanin. Und da sagt man immer, why should we be unanimous, wenn es mehrere Kandidaten gibt und keiner der Teilnehmer der Kommission findet im schlimmsten Fall keinen von beiden unmöglich, gibt man die Präferenzen heraus. Und dann wird in der Fakultät diskutiert und jeder akzeptiert dann die Meinung, das ist eben ein demokratischer Prozess. Das ist die Illustration von citizenship in meinem Sinn.

Im Gegensatz dazu, und das würde ich für die große Differenz halten, meine Kollegen in Deutschland, die untereinander diskutieren, finde ich, diskutieren nicht als citizens, obwohl sie es immer sagen, oder es heißt dann »Streitkultur« oder so. Sondern sie diskutieren immer als Wissenschaftler. Weil dieser Wissenschaftsbegriff so stark ist, dass man eigentlich Recht haben sollte am Ende. Zum Beispiel wenn befreundete deutsche Professoren mir sagen, dass sie nicht verstehen können, dass ich Paul de Man nicht mag. Dann ist das immer so: »Du bist doch intelligent, du müsstest doch de Man mögen.« Oder: »Am Ende eines Tages wirst du einsehen, dass de Man …«

Der Umblätterer: Also schon noch die »Apologeten der Aufklärungstradition«, die wirken deiner Ansicht nach immer noch?

Gumbrecht: Na gut, ich hab des jetzt deswegen nicht verwendet, weil ich eigentlich, wie ich die Aufklärung verstehen würde, voraussetze, dass andere Leute andere Meinungen haben. Ich meine, im schlimmsten Fall sozusagen, muss man eben abstimmen, es gibt eine Mehrheitsmeinung und die gewinnt dann. Aber es könnte ja auch sein, dass ich, wenn eine Diskussion gut läuft, dass sich was anderes ergibt.

Wenn ich sehe, dass 60% meiner Kollegen, 70%, jemanden wollen, den ich nicht wollte, dann würde ich nicht sagen, die Meinung der Kommission muss dominieren, weil ich meine, das ist jetzt einmal so festgelegt, dass die Fakultät als Kollektiv den Vorschlag an den Dekan macht, verstehst du. Da würde ich aber nicht sagen, »Ja, aber eigentlich haben sie Unrecht gehabt«, sondern da würde ich sagen, ich habe eine Meinung gehabt, die sich als exzentrischer herausgestellt hat, als ich dachte. Ich kann argumentieren, warum ich sie hab, ja, so wie ich ja auch nicht erwarte, dass ein konservativer Bekannter von mir mich eines Tages überzeugt, dass George W. Bush wirklich der beste Präsident war.

Der Umblätterer: Diese Selbstevidenz der Wahrheit.

Gumbrecht: Ja.

Der Umblätterer: Dann eine ganz praktische Frage: Ich weiß, dass du viele Kontakte hast zu Journalisten, steuern diese Kontakte auch deinen Zeitungskonsum? Liest du im Internet? Hier in der Bibliothek kommen die Sachen ja immer sieben Tage später an. Wie läuft das mit deiner Feuilletonlektüre?

Gumbrecht: Nein, also ich lese nur jeden Tag den Sport in der »New York Times«, das stimmt wirklich, das ist nicht nur eine Stilisierung. Wenn ich an einem Morgen keine Zeit habe, dann lese ich ihn hier im Büro. Und falls du das als Jux mit reinschreiben willst: Ich war in der 1. Klasse Volksschule unheimlich schlecht, und das war das Jahr, als Deutschland die Fußball-WM gewonnen hat, und meine Eltern sagten: »Wenn du jetzt lesen kannst, dann kannst du immer Sport lesen.« Und da habe ich angefangen, über Fritz Walter in der »Würzburger Mainpost« zu lesen.

Also den Sport lese ich regelmäßig. Zum Beispiel fahre ich deswegen in Deutschland immer 1. und nicht 2. Klasse im Zug, weil es da for free FAZ, »Süddeutsche« und »Welt« gibt. Und wenn ich Zeit hab, ich mein ich find das sehr angenehm zum Lesen, aber ich verfolge das nicht, weil ich auch denke, nothing happens if I don’t know. Außer wenn mir jetzt jemand sagt, da ist was Interessantes, vor allem, wenn mir jemand sagt, da hat jemand auf dich reagiert. (lacht) Oder so, wie du mir letztens wegen deines Umblätterer-Artikels die Philosophie-Ausgabe der »Zeit« kopiert hast, das finde ich interessant. Auch wieder von der Idee her, dass die akademische Welt, also die Geisteswissenschaften, näher an das Feuilleton gerückt sind und die »Zeit« so ein Thema macht über Philosophie. Das möchte ich dann gerne lesen. Aber jetzt nicht, weil ich denke, ich muss informiert sein, das interessiert mich wirklich. Aber sonst verfolge ich nichts regelmäßig außer Sport.

»I had but one idea in my life.«

Der Umblätterer: Noch eine letzte Frage zu deiner Feuilletontätigkeit. Und zwar, weil du so viel schreibst, so viele Interviews gibst. Allein schon, wenn man nur sieht, was aus den letzten zehn Jahren im Internet zu finden ist. Da sind ja ganz oft Sachen bei, die sich wiederholen. Was sagst du dazu, stört dich das im Nachhinein?

Gumbrecht: Du meinst, dass ich immer dasselbe sage?

Der Umblätterer: Diese Stilisierung, um die es gerade ging, und gleichzeitig diese Präsenz, die du hast. Zum Beispiel diese Sportgeschichte, die du erwähnt hast, die würde man mindestens zehnmal finden. Bist du da irritiert?

Gumbrecht: Nö, also, erst mal würde ich meinen, bin ich vergleichsweise nicht so schlecht. Ich kann schon ein paar Sachen relativ kompetent. Und das würde ich rein als eine Marktsache sehen. Das mit dem Sportthema ist wahrscheinlich deswegen so, weil es relativ neu ist, so über Sport zu reden. Bredekamp hat das mal in der NZZ in einer Rezension über das Sportbuch geschrieben. Das fand ich natürlich toll von Bredekamp, »so hat noch niemand über Sport geschrieben«, ganz positiv und hyperbolisch gemeint, aber du könntest das ja auch deskriptiv meinen, so über Sport zu reden. Das letzte, was ich zu dem Thema gemacht habe, läuft grade, mit der FIFA und dem DFB im Vorlauf für die Frauenfußball-WM. Ich hab ein ganz langes Interview gegeben, warum ich Frauenfußball heute ästhetisch schöner finde. Um das zu erklären, muss ich ein paar Sachen wieder erklären, die in einem Buch stehen. Wie sollte ich nicht?

I can for example claim and am proud of it, ich hab im Leben noch kein Seminar zweimal gehalten, es gab auch keins mit noch mal demselben Titel. Das bedeutet aber nicht, dass, wenn ich, sagen wir mal, in einem Lyrikseminar nicht Sachen sage, die ich schon gemacht habe. How could I? I get your point, und das ist mir immer etwas peinlich, das ist vielleicht eine gute Antwort, man muss sich aber dran gewöhnen.

Und es ist wichtig, dass das völlig counterproductive ist, wenn man das nicht macht. Denn mich freut es z. B., dass der DFB und grade die Frauen darauf aufmerksam geworden sind, wenn ich da jetzt den Punkt gut machen will und erklären will, warum es Gründe gibt, Frauenfußball heute ästhetisch besser zu finden, muss ich bestimmte Sachen erklären. Und wenn ich die nicht erkläre, weil ich denke, das gibt es ja schon irgendwo, verstehst du, es gibt da so eine gewisse Arroganz, man erklärt das dann nicht mehr. Ich sehe sowas auch bei Kollegen, »das hab ich ja schon in dem Artikel von 1993 geschrieben« oder so, und das geht einfach nicht.

Der Umblätterer: Das klingt ähnlich wie deine Kritik an der Wahrheitsliebe, dieser Drang zur Originalität der Wahrheit: Nur einmal ist man origineller Denker und darf es sein und dann ist die Idee bereits abgetreten.

Gumbrecht: Ich habe, kenne und verstehe den Ehrgeiz. Hayden White hat mal gesagt, das habe ich in »Unsere breite Gegenwart« zitiert, und es gefällt mir unheimlich: »I had but one idea in my life, but hey, most people had none.« Ich würde sagen, das mit der Präsenzsache, that I can claim. There is something that’s made a difference, and that’s associated with me. Ich möchte also nicht mein Leben damit beschließen, dass ich nur noch Präsenz mache, und ich möchte auch nicht dauernd sagen, »Stimmung, ja, das hat mit Präsenz zu tun«. I mean, I can show the genealogy, aber es ist nicht das 27. Präsenzbuch, was ich gemacht habe. Oder »Unsere breite Gegenwart« oder jetzt das Latenzbuch, klar, es ist eine Sequenz, aber ich hab einen Ehrgeiz, dass das schon etwas anderes ist, insofern verstehe ich diesen Druck. Aber ich denke immer, vorauszusetzen, dass alles, was du irgendwo gesagt oder publiziert hast, ja irgendwie available ist und deswegen nicht mehr gesagt werden muss, das funktioniert nicht.

Der Umblätterer: Für einen Feuilletonisten allemal.

Gumbrecht: Ich will noch eine Sache sagen, das ist ein großes Problem bei Dissertationen, weil Leute oft glauben, was sie schon mal gesagt haben oder was schon irgendwo steht, da muss man da nur eine Fußnote machen. Das ist nicht immer gut, du musst manchmal Dinge noch mal schreiben. Dann kann man sagen, also für alles weitere siehe da und da. Aber bei zwei von drei Dissertationen gibt es einen Punkt, wo ich sage, nein, also hier musst du zwei Seiten einfügen, weil ich weiß, was du sagen willst, aber das Argument ist nicht rund, wenn das da nicht steht.

Der Umblätterer: Noch ein paar kurze Fragen.

Gumbrecht: Okay.

Der Umblätterer: Schnellschussfragen.

Gumbrecht: Gut, so was mache ich gern.

Der Umblätterer: Ein Kolloquium mit deinen fünf Wunschgästen – wo und wer?

Gumbrecht: Fünf Wunschgäste … (Es klopft.) Ja?

(Adrian Daub, Assistant Professor of German, der nächste Bürobesucher, kommt herein.)

Gumbrecht: Ein Interview, we are almost in the final stretch. Du kannst dich gern beteiligen. Die Frage war, ein Kolloquium mit fünf Leuten, die ich einladen würde.

Der Umblätterer: Wo und wer.

Gumbrecht: Also, im Humanities Center hier im Sommer, wenn nichts los ist. Wen möchte ich einladen, also Sloterdijk immer, der ist im Kolloquium sehr, sehr gut. Dann vielleicht Harold Bloom, dann noch Martha Nußbaum, ich möchte einladen Adrian Daub und dich.

Adrian Daub: Ich komm auf jeden Fall. (Auf dem Tonband Gelächter.)

Der Umblätterer: Ich will Euch nicht aufhalten.

Gumbrecht: Nein nein, komm, mach, es ist ja Schnellschuss.

Der Umblätterer: Es gäbe auch noch eine ganze Seite mit …

Gumbrecht: Mach kurz Schnellschüsse.

Der Umblätterer: Die nächste hat mit dem Tisch, an dem wir sitzen, zu tun, bzw. mit dem, was auf ihm steht: Dr Pepper oder Coke?

Gumbrecht: Ja, das hat sich geändert, normalerweise Diet Dr Pepper, das ist richtig, in recent for some reason I like Zero Coke, ich bin im Moment in so einer Schnellphase, jetzt habe ich gern das mit Lime, hier, Coke Light Lime.

Adrian Daub: Das überrascht mich jetzt auch ein bisschen.

Gumbrecht: Ja ja, eigentlich Dr Pepper, ich meine, man mag das weiter, ich weiß nicht, eine Übergangsphase.

Der Umblätterer: Du hast einen Jeep Wrangler ’87, richtig?

Gumbrecht: Nee, ’89.

Der Umblätterer: Hast du den gekauft, als du hier angekommen bist?

Gumbrecht: Nee, nicht gleich, da hatte ich kein Geld.

Der Umblätterer: Dann geht die Frage nicht, dann überspringen wir die.

Gumbrecht: Du willst wissen, ob das wirklich wahr ist, dass das aus der Erinnerung an die GIs war, die Väter von meinen Klassenkameraden in der Volksschule waren.

Der Umblätterer: Wahrscheinlich will ich das wissen, ja.

Gumbrecht: Ja, das ist richtig. Unmittelbar als wir ankamen, habe ich kein Geld gehabt.

Der Umblätterer: Dein Anathema?

Gumbrecht: Also ein Thema, über das man überhaupt nicht reden soll? (überlegt) Na ja, da haben wir schon vorhin drüber geredet, wie soll man die Geisteswissenschaften in Zukunft verändern, sozusagen, programmatisch. Das ist okay im Sinn dieses Drifts, dass man nur reagieren kann auf das, was passiert, aber so ein »Das sollen sie eines Tages werden«, das bitte nicht.

»Ich bin auch kein Max-Frisch-Fan
je gewesen.«

Der Umblätterer: Welches der Memorabilia in deinem Büro hast du hier, weil du dachtest, du vergisst vielleicht seine Herkunft und nicht das, was es darstellt oder abbildet.

Gumbrecht: Ja, das ist die Todesanzeige von meinem Mathematiklehrer. Weil, das war immer ganz furchtbar, ich hab mir immer gedacht, dass ich saudumm bin, weil, ich meine, in Mathematik konnte ich nur gut sein, wenn ich auswendig gelernt habe vor den Klassenarbeiten in Bayern. Der hat ganze lange gebraucht, bis er gestorben ist, hatte auch den Namen Wohlleben, und jetzt ist hier die Todesanzeige von Herrn Wohlleben.

Der Umblätterer: (Blick zur Pinnwand.)

Gumbrecht: Das ist nicht nur, aber auch ein memento mori, aber auch ein Hinweis darauf, dass ich vielleicht doch nicht so schlau bin, wenn ich da auf Herrn Wohlleben kucke. Ich hatte wirklich immer einen Albtraum. Ich kann, weil ich so wenig schlafe wahrscheinlich, mich nie an Träume erinnern.

Aber an einen Traum kann ich mich immer erinnern, und der hat damit zu tun, dass ich dann ein ganz glorreiches Matheabitur geschrieben habe. Aber ich habe mir das selber nie zugetraut und die Geschichte ist, ich kann sie kurz erzählen. Also, ich sitze hier, und es kommen so Männer mit grauen Regenmänteln rein und sagen (bayrischer Akzent): »Guten Tag, Herr Professor, wir sind vom bayrischen Kulturministerium und wollten Sie noch mal aufsuchen, denn bevor die Abiturarbeiten von 1966 geshreddet«, wie heißt das auf Deutsch, vernichtet, »vernichtet werden, wolln mia no ma senn, es ist nämlich Zweifel aufgekommen, ob das mit rechten Dingen zugegangen ist mit ihrem Mathematikabitur.«

Und dann haben sie hier das Matheabitur von 1966, und ich sitze hier und komme zunehmend ins Schwitzen, und nach vier Stunden kommen die zurück und sagen: »Ja, gar nix, das ham wir uns gedacht. Würden sie jetzt bitte mit uns zum Präsidenten kommen, weil Sie sind nicht nur kein Professor mehr, Sie sind auch kein Doktor, und Sie haben nicht einmal ein Abitur.« Im besten Fall wache ich dann auf, im schlimmeren Fall wache ich auf, wenn ich bei Hennessy [dem Präsidenten von Stanford] bin, im schlimmsten Fall wache ich auf, wenn ich Ricky [seine Frau] anrufen und ihr erzählen muss, »that’s it«.

Der Umblätterer: Okay, und die letzte Frage: Welche ist die zurzeit in deinem Kopf präsenteste Widmung in einem deiner Bücher, an dich oder nicht an dich.

Gumbrecht (überlegt murmelnd).

Der Umblätterer: Weil ich weiß, die sind alle voller Widmungen, die hier stehen.

Gumbrecht: Ich kann dir das sagen, wenn du die wahre Antwort willst, weil ich grade über Jauß etwas schreibe, und da habe ich natürlich meine ganzen Jauß-Bücher hervorgeholt, und der hat mit seiner Ameisenschrift, die klein aber lesbar war, eine Widmung geschrieben, und ich hätte nicht gedacht, dass das so schlecht ist. In »Ästhetische Erfahrung und literarische Hermeneutik«, da steht drin, »Für Isa und Hans Uuhlrich …«, langgezogenes U, hat er immer gesagt, der konnte Sepp nicht sagen, weil er irgendwie … »Für Isa …«, Isa war meine erste Freundin, die war Psychiaterin, »Für Isa und Hans Uuhlrich, da hermeneutisch gleichermaßen betroffen – von Ihrem Hans«. Und diese Kombination von first name und Sie und »Isa und Hans Uuhlrich«, und dieses »da hermeneutisch gleichermaßen betroffen«, weil er kapiert, dass der Psychiater auch was mit Hermeneutik zu tun hat, das fand ich sowas von … Das geht mir also leider nicht aus dem Kopf. Ich würde das gern shredden. Ich seh das auch vor mir, da hat er immer dann Hans Robert, und dann so ein ganz langes ›J‹ … na ja, ich muss das, glaube ich, aus dem Buch rausreißen.

Der Umblätterer: Okay, das war’s.

Gumbrecht: Die anderen in meinem Kopf sind jetzt auch alles Jauß-Widmungen. Zur Habilitation hab ich ein klar von ihm schon gelesenes Exemplar des zweiten Bandes von Max Frischs Tagebuch bekommen. »Zum schönen Ereignis vom 20. Juni 19…«, wann war das, »19…74«, den hatte er also schon gelesen gehabt. Ich bin auch kein Max-Frisch-Fan je gewesen. Okay. (Seine Sekretärin Margaret kommt herein, mit Papieren.) Okay, okay.

Okay, okay. Ich gehe ins Freie, um das Eckrund von Pigott Hall herum, quer über den Circle of Death und zu meinem zweiten Morgenkaffee.
 

Listen-Archäologie (Teil 7):
Der Medienkonsum des Norbert Bisky

Konstanz, 18. Februar 2011, 18:04 | von Marcuccio

Im DRadio-Programmheft für Februar 2011 gibt es auf der vorletzten Seite (S. 91) ein Kurzinterview mit Norbert Bisky. Letzte Frage: »Welche Medien nutzen Sie sonst noch?« – Antwort:

»NPR Berlin,
Artforum,
Flash Art,
Texte zur Kunst,
nytimes.com,
bild.de,
spiegel online,
Monopol,
Die Zeit,
art,
stern,
Kunstforum International,
QVC,
El País,
L’Officiel Hommes,
taz und FAZ
und im Moment gerade ganz viel Herta Müller und Pasolini.«

(in dieser Reihenfolge, Zeilenumbrüche stammen von mir)
 

P wie Playmobil

Konstanz, 16. Februar 2011, 21:44 | von Marcuccio

Spätestens seit Harald Schmidt ist Playmobil feuilletontauglich. Be­sonders das Nachspielen der »Burgunderszene« ist im Gedächtnis geblieben: Ernst Jünger, »der schrullige Poet« (Schmidt), am 27. Mai 1944 auf dem Dach des Pariser Hotels ›Raphael‹, alliierter Luftangriff, Erdbeeren, die im Burgunderglas schwimmen.

Am Tagebuchtag gab es aber gar keinen Luftangriff auf Paris usw., das war dann Anlass für die Neudeutung der Szene durch den groooßen Ernst-Jünger-Forscher Tobias Wimbauer (siehe unser Interview).

Schmidt hatte die Passage aus den »Strahlungen« schon zu Sat.1-Zeiten mal vorgelesen (kann mich selbst nicht dran erinnern, aber Helmut Krausser erwähnt es in seinem Tagebucheintrag vom 26. Januar 2001). Ein paar Jahre später, nach Schmidts Wechsel zur ARD, gab es die Szene dann aus gegebenem Anlass mit Ernst Jünger als Playmobilfigur (»Playmobil-Werkstatt. Deutsche Literatur I« bei YouTube, ab Minute 3:10).

Darum und generell um das Runterbrechen schwieriger Sachverhalte auf Playmobil-Level geht es in der zuletzt erschienen Folge des Feuilleton-ABCs drüben in der »Welt«.

Dort erwähne ich ja übrigens auch einen Artikel aus der »Frankfurter Zeitung« vom 7. September 1930. Und wie schön wäre es, wenn die FZ komplett online wäre, alle Jahrgänge ab 1856, dann würde ich sofort drei Jahre Urlaub nehmen, um ein bisschen darin rumzuklicken.
 

Die FAS vom 13. 2. 2011:
»Nie wieder nach Leipzig«

Leipzig, 14. Februar 2011, 17:20 | von Paco

Es war Sonntag und wir gingen also doch noch in die Ausstellung, die das MDBK dem Fischmaler Michael Triegel gewidmet hat. Nach ca. einer halben Stunde hatten wir alle Zitate und Anspielungen auf allen Gemälden entschlüsselt und standen zum Abschluss im Raum mit dem großen Porträt von Benedikt XVI.

Ein Museumsbesucher Anfang 40, den wir zunächst für den Maler himself hielten, hatte sich zu uns gesellt und in ein Gespräch ver­wickelt. Es war aber eventuell doch nicht der Maler Triegel, mit dem wir da sprachen, denn er äußerte sich eher negativ über die hier ausge­stellten Bilder. Er hatte auch ein abschließendes Urteil parat, aber es gelang ihm nicht, dies in Worte zu packen.

Zehn Minuten später, als wir gerade das Museum verließen, klopfte er mir auf die Schulter und lieferte sein Urteil nach. »Die Bilder berühren mich nicht«, sagte er, das also war ihm vorhin nicht eingefallen, war in der Zwischenzeit nun aber offenbar formulierbar geworden. Wir be­dankten uns für den Nachtrag und gingen dann quer über den Markt zum Schaufenster der Buchhandlung Hugendubel. Wir dachten, dass dort vielleicht das neue Buch des grandiosen Kuh- und Scheiße­forschers Florian Werner stünde, »Dunkle Materie« (Nagel & Kimche), das gerade in allen Zeitungen lobend besprochen wird.

Das Buch ist aber noch sehr neu und war anscheinend noch nicht angekommen in der Buchhandlung. Deshalb hat es auch noch niemand ins Schaufenster gestellt, da müssen wir noch mal wiederkommen. Wir kauften uns irgendwo eine FAS und gingen dann ins Café Grundmann, wo es die FAS ja trotz breiter Zeitungsauswahl komischerweise nicht gibt.

Unter den besprochenen Premieren des Wochenendes war auch eine szenische Aufführung des Brecht/Dessau-Oratoriums »Deutsches Miserere« an der Leipziger Oper. Eleonore Büning hatte einiges auszusetzen, um es einmal milde auszu­drücken, der Text endete mit den Worten: »Unfassbar. Entsetzlich. Nie wieder nach Leipzig.« Das kam ganz überraschend, denn an einem 13. Februar denkt man ja eher »Nie wieder Dresden« oder so etwas.

Wir lasen den Artikel jedenfalls noch mal und noch mal laut vor. Selbst die schönsten Verrisse von Kerr oder Ihering verblassen vor einer solchen Wortgewalt. Besonders der Anfang ist sehr gelungen und sollte für uns auch den weiteren Verlauf des Tages bestimmen:

»Direkt neben der Nikolaikirche in Leipzig gibt es einen sehr guten Italiener mit sardischer Küche, die wirklich vieles wiedergutmachen kann und erst lange nach 23 Uhr schließt. Um es gleich zu sagen: Hat nicht geholfen. Diesmal nicht. Der im nur zwei Fußminuten entfernte Opernhaus verursachte Totalschaden war lokal nicht zu begrenzen.«

Achtung, die hier zitierten Stellen dürfen nicht davon ablenken, dass Büning bezüglich dieses musikalischen Abends auch vieles lobend erwähnt, zum Beispiel den Dirigenten, das Orchester, den Opern- und den Kinderchor sowie den gut trainierten Schäferhund, dem auch die Überschrift des Artikels gewidmet ist (»Guter Hund«). Und eben das italienische Restaurant auf dem Nikolaikirchhof, und dort reservierten wir dann gleich einen Tisch für später und freuten uns auf Seezunge und Tiramisù.