Curb Your Enthusiasm: 6. Staffel, 4. Folge

London, 10. Oktober 2007, 16:37 | von Dique

Ok, Paco hat gerade keine Zeit (Literaturbeilagen!), deshalb hier jetzt kurz mein Rückblick auf Staffel 6, Folge 4 von »Curb Your Enthusiasm«.

Die eher nicht gut war, schon das Personal stimmte nicht richtig: Es war die erste 6er-Folge ohne den Drehbuchliebling Marty Funkhouser. Und Richard Lewis‘ neue Freundin Cha Cha, die traumhaft in ihrer eher imaginären Rolle in Folge 1 funktionierte, ist auf einmal handelnde Person.

Als gewichtigere Nebenrolle funktioniert sie aber nicht, und so wirkt die ganze Klogangzählerei und das missverständliche Telefongespräch (»What are you wearing?« »What am I wearing right now?«) plump und aufgesetzt und hölzern. Anstatt diese Situation etwas reduzierter und dosierter zu entwickeln, gibt es ungewohnt langwierige Überspitzungsdialoge, die der Folge die Dynamik rauben.

Es ließ mich z. B. kalt, als Cha Cha plötzlich im selben Restaurant wie Larry sitzt, allein, natürlich wieder neben dem Restroom, und trotz LDs Aufforderung, sich ihre Kommentare zu sparen, seinen erneuten Toilettengang anspricht.

Um weiteren soziologischen Horrorsituation zu entkommen, schleicht LD später dann in die nächste Etage, um seinem Harndrang nachzugeben. Dort hat er wegen der lauten Spülung dann einen Hörsturz wie Tom Hanks an der Küste der Normandie in »Saving Private Ryan«.

Das ist halt der typische Seinfeld-Extremismus, sagte Paco später, und er meinte damit auch die Doggy-Bag-Nummer mit Kellner Daviday, der wegen der Restaurant’s Policy keine Doggy Bags herausgibt, wenn der Inhalt tatsächlich an Tiere verfüttert werden soll.

Die guten alten Infragestellungen von menschengemachten Policies gehen eigentlich immer, wie z. B. die Policy, dass man das Telefon im Behandlungsraum einer Arztpraxis nicht verwendet (4. Staffel, 1. Folge). Die Doggy Bag Policy erzeugt bei mir aber keinerlei Reaktionen, sie plätschert dahin, endet allerdings im längsten »Stechblick des Zweifels«, dem berühmten Indianerblick von Larry David, mit dem er in der Seele seiner Dialogpartner nach der Wahrheit sucht, wenn er ihnen etwas nicht glaubt.

Stückwerk und Flickschusterei kommen mir in den Sinn, obwohl ich das überhaupt nicht will, nicht bei CYE, nicht bei LD, er ist doch der Co-Creator of Seinfeld, hehe, und deshalb schiebe ich es auf meine damalige Tagesform. Folge 5 kam ja am Sonntag, wir sahen sie natürlich, sie war besser als die 4, aber dazu später.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10

Eine Reaktion zu “Curb Your Enthusiasm: 6. Staffel, 4. Folge”

  1. Cobalt

    Die Folge war doch gut. Was ist mit Sternstunden wie der Ansprache von Leon: „Get in that ass!“

    Oder wie der Doktor sagte, nachdem Larry sofort nach einem alternativen Arzt verlangt: „This isn’t McDonald’s!“

    Und vorher, als der Doc ausgerechnet nach Larrys Bathroom-Habits fragt und Larry: „I don’t see how that’s relevant really … what has that to do with my ear?“

    Meine Diagnose: Du hattest echt einen schlechten Tag. Die Folge war gut. Nach zugegebenermaßen dreimaligem Kucken.

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