Curb Your Enthusiasm: 6. Staffel, 9. Folge

London, 2. Dezember 2007, 23:58 | von Dique

Mhh, viel lieber hätte ich Folge 8 reviewed, denn dann hätte ich nur von Brenda Strong geschwärmt, wie sie in »Seinfeld« die Sue Ellen Mischke spielte, Elaine’s braless college friend, wegen der Kramer seinen Wagen gegen den Baum setzt, weil sie einmal einen Bra trägt, den ihr Elaine geschenkt hat, aber eben nur den Bra und außer einem offenen Blazer nichts darüber. Das Brenda-Strong-Foto in den Wikimedia Commons ist ziemlich passend, bitte mal nachsehen.

Jetzt aber zu Folge 9, »The Therapists«. Nachdem Larry von Cheryl verlassen wurde und er ein bisschen mit einer Ärztin herumprobiert hat, eben Brenda Strong, konzentriert sich LD nun darauf, Cheryl zurückzugewinnen. Diese Folge ist relativ untypisch für »Curb«, weil hier konstant ein Erzählstrang im Mittelpunkt steht und nicht wie sonst üblich ein fein gewobenes Netz aus Nebenplots, die sich mit großem Tamtam auflösen.

Die beiden David-Parteien stehen sich mit Hilfe ihrer Psychotherapeuten gegenüber, und die Annäherung klappt zunächst bestens. LD setzt ganz auf eine Strategie, die er »the new Larry« nennt. Dieser neue Larry hat nicht mehr nur immer ein Mint dabei, Papiertaschentücher und einen Kugelschreiber, nein, der neue Larry steckt sich sogar das Hemd in die Hose und will mit Cheryl nach Europa fahren und Fahrradtouren machen.

Hemd in der Hose, richtige Schuhe an, und Cheryl fällt das auch gleich auf, und stolz berichtet Larry seinem Therapeuten: »I looked like a man!« Sein Therapeut scheint das falsch auszulegen und bläst zum Angriff. Er rät LD, beim nächsten Treffen ein Ultimatum zu stellen: Cheryl soll sich umgehend entscheiden, ob sie wieder zu ihm ziehen soll oder eben nicht.

Das Argument des Therapeuten ist dabei, dass Cheryl dann zumindest nicht sagen könne, dass LD eine Pussy sei, denn: »No one likes a pussy.« Der Beginn eines traumhaften Dialogs. »What, you’re getting a lot of pussy from me?«, fragt Larry zurück. »Not an amount that is not manageable«, antwortet der Therapeut. »Being a pussy really wasn’t my problem with her«, versucht sich LD nun zu bescheinigen, aber er kommt nicht mehr so richtig dazu, weil die Sitzung zu Ende ist.

»WE HAVE TO STOP!« Die Härte des Therapeuten passt in LDs Erfahrungswelt, in der Therapeuten, Anwälte, Mediziner strikt auf ihrer vereinbarten Stundenbasis arbeiten und nicht bereit sind, eine Minute länger für den Klienten aufzuwenden als vereinbart. Das Resultat ist abzusehen: Die kühn ausgedachte Idee mit dem Ultimatum bewirkt bei Cheryl das Gegenteil, das vielversprechende Treffen endet in Scherben, LDs Chancen, die so gut standen, sind dahin.

Hier kommt nun ein alter Trick ins Spiel, der an den Trick erinnert, mit dem Larry in Staffel 5 seinen Freund und Antipoden Richard Lewis in der Nierenspendenliste nach oben hieven wollte. Damals (Folge 5.08, »The Ski Lift«) fuhr LD mit seinem Prius in den Cadillac des Nierenlisten-Verantwortlichen, hinterließ eine Nachricht an dessen Auto und sorgte damit zielgerichtet für ein baldiges Treffen.

Das gleiche Strickmuster wird nun angewandt. LD will über Cheryls Therapeutin wieder an sie herankommen. Gewinnt sie einen guten Eindruck von ihm, würde sie vielleicht auch Cheryl dazu raten, wieder mit ihm zusammenzuziehen.

LD plant einen Überfall auf die Therapeutin, wobei er dann den Übeltäter in die Flucht schlagen will. Das ist natürlich keine CYE-Erfindung, dieser Trick wird auch gern mal vom schlimmen Finger in einer billigen Vorabendfernsehproduktion angewandt. In diesem Fall zeigt sich aber, dass man auf so einer klassischen Konstellation herumreiten und trotzdem auch Überraschungen und Spannung erzeugen kann.

Die Rolle des Angreifers wird LDs Therapeuten zuteil, denn er hat ja alles vermasselt (»I told you she wasn’t bothered by the high pussy percentage but you didn’t listen to me!«, sagt Larry zu ihm). Nun wird der Therapeut aber leider direkt nach der Tat verhaftet, verbringt ein paar Tage im Gefängnis und teilt sich die Zelle mit einem 300 Pfund schweren Mithäftling. Sehr lustig, wie Larry dann sagt, dass aus solchen Extremsituationen wunderbare Freundschaften erwachsen, worauf der Therapeut erbost entgegnet, dass sein Zellengenosse keinerlei Englisch spreche.

Nach seiner heldenhaften Tat unterhält sich LD mit Cheryls Therapeutin, die ihn mag, sogar so sehr, dass sie Cheryl abrät, mit diesem wunderbaren Mann wieder zusammenzuziehen, weil sie ihn für sich selbst gewinnen will.

Daraufhin wird die einzige kleine Nebengeschichte dieser Episode aufgegriffen, der Alzheimer’s Walk. Dank ihr ist auch Bob Einstein als Marty Funkhouser kurz mit von der Partie. Er hatte LD dazu gebracht, für einen Alzheimer-Solidaritätsmarsch zu spenden und daran teilzunehmen.

Als Larry nun in der Menge mitläuft, sieht er plötzlich Funkhouser in einem Straßencafé sitzen, wo er genüsslich applaudierend den Läufern zusieht. Natürlich hat Larry ein Problem mit dieser offensichtlichen Doppelmoral, wird aber durch das schön einsetzende Schreigespräch sofort auf eine Idee gebracht: Er will der Verehrung der Therapeutin entgehen, indem er ihr vorlügt, er habe Alzheimer. Sie zeigt sich einsichtig und will Cheryl und Larry wieder vereint wissen, wobei am Ende natürlich wieder … usw.

Diese und die vorangegangene Folge stimmen versöhnlich mit einigen nicht restlos überzeugenden Folgen der 6. Staffel und läuten eine Finalfolge ein, zu der San Andreas in den nächsten Tagen etwas posten wird. Ach ja, unbedingt hervorzuheben ist noch Steve Coogan, der Larrys Therapeuten Dr. Bright spielt und sich mit dieser Gastrolle einfach kongenial in den »Curb«-Stil einpasst.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10

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