Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 10. Folge

Paris, 14. Dezember 2009, 14:51 | von Paco

»Seinfeld«
(22. 11. 2009 · HBO)

Diese vorerst letzte »Curb«-Folge, das Finale von Staffel 7, ist so so so gut, ein Erfüllungsmoment für alle »Seinfeld«-Sozialisierten, und endlich einmal kann man den oft verschwendeten Satz wahrhaftig verwenden: Dass wir das noch erleben durften!

Als es am Anfang dieser Staffel darum ging, die alten Seinfelder wieder zusammenzutrommeln, um eine Reunion-Show zu drehen, hat Larry die Parole ausgegeben: »We’ll do it in a way that won’t be lame«. Und das gelingt tatsächlich, sowohl die Reunion als Serie in der Serie funktioniert bestens als auch die gesamte sich darum drehende »Curb«-Staffel selbst.

In dieser Finalfolge, die schönerweise über 40 Minuten lang ist, gibt es neben dem Reunion-Strang noch zwei thematische Aufhänger, die sich wieder als diese »Curb«-spezifische, detailversessene Art von Sozialkritik interpretieren lassen.

Erstens ist das die Geschichte um den Kaffeebudenbetreiber Mocha Joe (»the best vanilla decaf latte«), mit dem sich Larry eine aggressive Diskussion über das Handling von Gefälligkeiten liefert. »Could you do me a favor? Could you bring some jumper cables to Tim Kaiser, I gotta return them.« – »Yeah, sure«, sagt Mocha Joe, aber bekommt kein erwartetes Trinkgeld und besteht daher auf einem Gegengefallen. Dieser ist dann mehr als überzogen, aber Larry will Vorbild sein und laggt durch den L.-A.-Feierabendverkehr nach West Hollywood, um ein paar bescheuerte Kaffeebohnen abzuholen.

Zweitens geht es um die Ringe, die sich in Holz einfräsen, wenn man ein nasses Glas darauf stellt. Der Refrain zu diesem Stoff ist Larrys stetige detektivische Nachfrage, die sofort alle Eigenschaften einer catchphrase erfüllt: »Do you respect wood?« Wie üblich wird erst mal Larry verdächtigt, als Julia einen solchen ringförmigen Wasserfleck auf ihrem wertvollen Holztisch entdeckt. Sie hat eine Party für Jason Alexander organisiert, denn der hat ein Buch geschrieben: »Acting Without Acting«. Im Gespräch über das Buch, das Larry, Jerry und Jason führen, werden dann viele Wortklaubereien hin- und hergeschickt, ergänzt um generelle Überlegungen zur Wendung »having said that«, alles sehr gut.

Der Clou dieser Abschlussfolge aber sind einige echte neue »Seinfeld«-Szenen. Es beginnt gleich mit George und Amanda (gespielt von Cheryl) im Monk’s. Die schon während des Table Reads und der Probe durchschimmernde Handlung wird in Schauspielerei umgesetzt: George hat Geld in Madoff investiert und alles verloren. Amanda hat rechtzeitig ihre Hälfte aus dem Geschäft herausgeholt und ist nach der Scheidung von George finanziell wohlauf.

Bei der Probe am Set kommt es zum Eklat, weil sich Jason/George und Cheryl/Amanda für Larrys Begriffe zu sehr und auch privat annähern und damit seinen ganzen Cheryl-Rückgewinnungsplan zu durckreuzen scheinen. Larry will die beiden mit völlig sinnlosen Regieanweisungen körperlich trennen: George wird hinten in die Bathroom-Kammer gesperrt, kläglich schreit er heraus: »Jerry, is this working for you???«

Jerry will wissen, was los ist. Larry verweigert ein Geständnis, und dann gibt es endlich wieder einen Indianerblick. Diesmal ist es Jerry, der Larry auf den Grund seiner Seele schaut. Allerdings wird dieses unvergleichliche Stilmittel dann leider überzogen, indem Jerry noch einen Überraschungsblick zum Schluss in Larrys Gesicht schickt, indem er mit dem Kopf vorschnellt und dabei die Augen aufreißt wie irgendeine billige Comicfigur.

Drastik der Ereignisse: Jasons Auto mit den getönten Scheiben wackelt fröhlich vor sich hin, Larry vermutet Cheryl & Jason darin, aber dann sind es nur Jasons Kampfhunde, die sich über die aufgerissene Tür freuen und sich auf die Jagd nach – Mocha Joe machen. Eine dieser überraschenden Verknüpfungen zweier Themenstränge, die den »Curb«-Skripts so leicht keiner nachmacht.

Wie auch immer, aus Eifersucht schreibt Larry das Reunion-Skript um und vergrault damit Jason vom Set. DANN EIN MOMENT TV-GESCHICHTE: Larry bietet sich als Ersatz-George an. »I will play George Costanza! I can do it! (…) I wrote it, the character is based on me.« Er macht das auch sehr gut, aber natürlich geht das nicht, dass er George spielt, und in bester George-Manier verabschiedet auch er sich vom Set: »I quit!«

Am Ende sitzt Larry zu Hause vor dem Fernseher und sieht sich die Reunion-Show an. Bei einer Szene im Monk’s tritt plötzlich Amanda auf, die aber überraschenderweise nicht mehr von Cheryl gespielt wird. Sie hat sich ebenfalls vom Set zurückgezogen, in romantischer Absicht, denn sie hat mitbekommen, dass Larry die gesamte Reunion nur für sie ins Leben gerufen hat. Sie klingelt dann pünktlich bei ihm, ein Happy End steht sozusagen vor der Tür. Aber dann wird das ring stain-Thema wieder aufgegriffen: Cheryl gibt nebenbei zu, dass sie für den Holzschaden bei Julia verantwortlich ist, und nachdem Larry darauf besteht, dass sie nun bitte dort anrufe, um die Sache zu klären, ertönt der »Curb«-Jingle, Ende der 7. Staffel. Forsetzung 2012?

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10

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