Who Watches the Watchmen?

Hamburg, 15. Oktober 2008, 12:22 | von San Andreas

Die Verfilmung des epochalen Comic-Romans von Alan Moore

Epochal? Sagt wer? Nun ja, alle. Es stimmt zwar, hierzulande fiel »Watchmen«, diese meisterliche Fortentwicklung des Superhelden-Genres, nicht eben auf fruchtbaren Boden, als der Carlsen-Verlag sie 1989 veröffentlichte. Da erschloss gerade mal Tim Burtons erster »Batman«-Film breitere Fankreise; von einer tief wurzelnden Comic- und Superheldenkultur, wie sie in den Staaten seit Jahrzehnten schon existierte, konnte keine Rede sein.

Aber was revisionistische Neo-Western für das ebenfalls uramerikanische Western-Genre waren, verkörperte »Watchmen« für die ausreichend strapazierten Helden der Comic-Welt: eine ernüchternd realistische, vielschichtige Relativierung, die in ihrer retrospektiven Sicht viel über die Essenz des Genres verriet und nebenbei eine beeindruckende Relevanz als gesellschaftskritische Studie der Zeit des Kalten Krieges entwickelte.

Der Zwölfteiler war praktisch die erste der nun so populären ›graphic novels‹, wurde mit dem renommierten Hugo Award ausgezeichnet und taucht als einziges Comic überhaupt in der »Time Magazine«-Liste der 100 besten Romane aller Zeiten auf. Der Klappentext zitiert bescheiden »Lost«-Chefautor Damon Lindelof, der da meint, »Watchmen« wäre »the greatest piece of popular fiction ever produced.«

Da spricht ein Fan, na klar, aber das Werk steht tatsächlich ziemlich einzigartig da. Seine dicht betexteten Panels vermitteln eine eigentümlich reizvolle ›alternate history‹: In diesem Amerika sind Comic-Superhelden Geschichte, und ebenso verschwunden sind die maskierten Aushilfs-Helden, die es sich nach dem Vorbild der gezeichneten Weltenretter zum Ziel gesetzt hatten, in einer verwahrlosten Gesellschaft für Recht und Ordnung zu sorgen.

Weite Kreise hatte die Bewegung gezogen, bis sie in den Siebzigern per Gesetz verboten wurde. Diverse Erzählebenen verschaffen Einblicke in zwei Generationen dieser ›masked adventurers‹, von denen nur einer – Dr. Manhattan – tatsächlich über Superkräfte verfügt.

Seine bloße Existenz beeinflusst das Weltgeschehen, verkörpert Dr. Manhattans unumschränkte Macht über jegliche Materie doch eine Art ultimative Superwaffe. Jeder Aggressor muss mit verheerenden Gegenmaßnahmen rechnen, handelt er gegen den Behüter dieser Waffe – und der heißt USA (unter Führung eines von Watergate verschont gebliebenen Nixon). So verschärft sich der schwelende Konflikt der Supermächte, die sich nervös gegenüberstehen, Abschreckungspotenziale abwägend, wettrüstend, den Finger am Abzug.

Eine Eskalation scheint unvermeidlich, und die Gewißheit um einen nuklearen Krieg läßt die Menschen resignieren. Es ist ein trostloses, heruntergekommenes New York, in dem wir die ehemaligen Helden treffen: dunkle Gassen, triste Wohnsilos, dazwischen Atomschutzbunker und verdreckte Bürgersteige. Auf einem davon haucht unsanft der Comedian sein Leben aus, und auch andere Minutemen – ein Zusammenschluss einiger Selbstjustizler – werden plötzlich Opfer mysteriöser Attacken. Zu allem Überfluss verlässt Dr. Manhattan nach einer Rufmordkampagne kurzerhand den Planeten – was die entsprechenden militärpolitischen Folgen hat. Während im Osten schon die Panzer rollen, führen die Nachforschungen der maskierten Helden auf die Spur einer weitreichenden Verschwörung.

Welch heilsame Therapie die Watchmen-Geschichte für das Helden-Genre darstellte, lässt sich kaum überschätzen. Dekonstruktion und Revitalisierung zugleich, eröffnete sie eine »Was wäre wenn«-Perspektive, die geläufige Archetypen und Plotmuster negierte und dadurch erst bewusst machte. Heldentaten waren hier nur mehr wehmütige Erinnerungen, wie an Jugendsünden, und die alternden Protagonisten, von denen keiner die Sympathie des Lesers wirklich verdiente, streiften nur widerwillig ihre alten Kostüme über, um das Ableben ihres Kollegen zu untersuchen.

Und dabei mochte den nie jemand leiden. Ein Rüpel war das, ein Zyniker und ein Prolet. Nahtlos eingebaute Rückblenden erzählen Episoden aus seiner und anderer Figuren Vorgeschichte; auf diesem Wege erschließen sich ihre Charaktere. Der Comic erreicht dabei einen psychologischen Realismus, der bis dato in diesen Gefilden unbekannt war. Seine Dramaturgie kommt nachgerade filmisch daher, gibt ein Gefühl von Kamerabewegung und diffiziler Montage.

Lautmalereien, Denkblasen und Bewegungslinien sucht man vergeblich, stattdessen findet man klare, tiefenscharfe Panels voller Querverweise und Symbole (der blutbefleckte Smiley, die tickende Doomsday Clock), liest profunde, teils parallel montierte Dialoge, bedeutungsschwangere Schlagzeilen auf umherliegenden Zeitungen und Graffiti auf beschmierten Häuserwänden (eins davon, »Who watches the Watchmen?«, ein Zitat aus Juvenals »Satiren«, gibt dem Werk seinen Titel).

Postmoderne Zwischenböden bereichern den Text, zunächst in Form einer ›story within a story‹ – eine existenzialistische Seefahrergeschichte, die ein Comicfan an einem Zeitungsstand Tag für Tag liest (und die wir so Stück für Stück mitverfolgen), spiegelt Elemente der Watchmen-Handlung. Des Weiteren finden sich zwischen den Kapiteln Protokolle, Briefwechsel, Zeitungsartikel, Ausschnitte aus Memoiren – fiktive Zeitzeugen, die eine glaubbare, komplexe Welt aufspannen.

Ihr Schöpfer, Alan Moore, erfüllt die Ikonografie des Genies: wirres Einstein-Haar, wallender Rasputin-Bart, düsterer Beethoven-Blick. Er gilt als Gallionsfigur der modernen Comic-Szene, an seinem Input entzündeten sich Strömungen, die nicht zuletzt dem Superheldengenre zu einer lang anhaltenden Renaissance verholfen haben.

Bis heute findet das Genre neue Bezüge, die es auszuloten lohnt, und es sind gerade die Wechselwirkungen mit unserer schnöden Wirklichkeit, die, wie vor zwanzig Jahren in »Watchmen«, die anregendsten Beiträge liefern. Der Realismus in »The Dark Knight«, die Selbstironie von »Hancock«, das Undercover-Heldentum in »Heroes«, sie alle sind ohne den Einfluss von Moore nicht vorstellbar.

I’m never going to watch this fucking thing.

So lauten die Worte, die der Meister für die anstehende Verfilmung von »Watchmen« übrig hat. Warum so verbittert? Sein »V für Vendetta« hat in den Händen der Wachowskis doch eine kongeniale Filmadaption ergeben. Gut, »From Hell« war weniger gelungen, und von »The League of Extraordinary Gentlemen« wollen wir gar nicht reden. Moore hat jedoch generell kein Interesse an den Verfilmungen seiner Werke, er möchte nicht damit belästigt werden, und er will auch keinen Cent damit verdienen.

Sein gutes Recht, wiewohl gerade im Falle »Watchmen« sein Rat von großer Hilfe sein könnte. Seit vielen Jahren schon wurde eine Verfilmung angestrebt, und verschiedene Regisseure haben sich an dem Stoff die Zähne ausgebissen. Terry Gilliam arbeitete bereits 1989 verschiedene Treatments aus, um dann die Waffen zu strecken: zu komplex der Stoff, zwei Stunden reichen nicht aus, gebt mir fünf, und ich mach’s.

Nachdem Darren Aronofsky Interesse gezeigt hatte, jedoch wegen zu hoher Budgetforderungen eine Abfuhr erteilt bekam, gedieh das Projekt 2004 in den Händen von Paul Greengrass relativ weit. Schauspieler wie Tom Cruise und Jude Law begannen sich um die Rollen zu streiten, zum fertigen Skript wurden bereits Designstudien angefertigt, als Paramount plötzlich den Stecker zog. Zu riskant, zu teuer, die Zielgruppe zu klein.

Und so scheint der Film, der es nun in die Postproduktion geschafft hat und im März 2009 starten soll, ein paar Nummern kleiner auszufallen. Was überhaupt nicht schlecht sein muss. Allzu bekannte Gesichter in den Heldenrollen wären der Watchmen-Prämisse abträglich, die ja dadurch besticht, dass die Figuren dem Leser oder Zuschauer als Jedermänner ohne jeglichen Ballast begegnen, bar jeden Vorlebens in Dutzenden Comic-Episoden. Und Tom Cruise als Ozymandias? Muss nicht sein.

Manchem »Watchmen«-Liebhaber treten jedoch Schweißperlen auf die Stirn, wenn er den Namen des Regisseurs erfährt, der den Job übernommen hat. Zack Snyder ist das nämlich – und seine Referenzen belegen nicht gerade ein untrügliches Gespür für feinsinnige Sozialkritik und politische Metaebenen. Aber er verehrt die Vorlage abgöttisch, wie man hört, und wir wollen ihm gerne eine Chance geben. Der Trailer schaut schon mal ganz gut aus.

A propos Trailer: In jenem zu »300« hatte Snyder die erste »Watchmen«-Testeinstellung versteckt und mit seiner Frau gewettet: Die war sich nämlich sicher, niemand würde das Bild registrieren, während Zack glaubte, es würde praktisch sofort entdeckt werden. Zack gewann die Wette.

Bionade-Biedermeier jetzt auch als Kaffee-Remix

Konstanz, 12. Oktober 2008, 08:54 | von Marcuccio

Das Schöne am Feuilleton ist ja, dass es das doppelte Privileg hat, »die Krise« (seit Wochen der neue Beiname für den Wirtschaftsteil der FAS)

a) unterhaltsamer als alle anderen Ressorts zum Thema zu machen oder

b) eben auch gar nicht – und stattdessen weiter abgetaucht zu berichten über wirklich wichtige Dinge wie zum Beispiel: Kaffee.

Dessen Konsum fällt wohl spätestens seit Carl Gottlieb Hering in die Allzuständigkeit des Ressorts, behauptete aber erst in den letzten Jahren Eigenständigkeit. Zur Crema des noch jungen Genres würde ich (neben unserer Google-Earth-Datei natürlich) auf jeden Fall mal Martin Reichert und Christopher Schmidt zählen:

Reichert mit seinem legendären Legalize-it-Beitrag in der taz (»Konsensdroge Nummer eins«). Schmidt, der uns das Soundsystem einer Espressomaschine mit Wolfgang Petersen erklärte: »Unter dem extremen Druck stöhnt und ächzt das Material, bevor der Ka-Leu die erlösenden Worte spricht: ›Das muss das Boot abkönnen!‹«

In der taz vom vorletzten Samstag geht Jan Feddersen den notwendigen nächsten Schritt. Sein Porträt der Coffee-Shop-Kette Aran macht klar, dass es nach der Grundversorgung zunehmend um Diversifizierung geht, um die feinen Unterschiede zwischen Starbuck’s, McCafé & Co einerseits und Aran-Lifestyle andererseits.

Feddersens Idee ist die einer Milieuskizze: Aran als die bessere Kaffeehauskette für die besseren Menschen. Doch ein Heißgetränk und ein paar aufgebrühte Allgemeinplätze über die Selbstveredler in den Slowfood-Städten des reichen deutschen Südens machen noch keine gute Cover-Version des »Bionade-Biedermeier«. Umso mehr noch mal Glückwunsch an Hennig Sußebach, dessen Original demnach schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat.

Erinnerungen: Paul Newman

Hamburg, 11. Oktober 2008, 13:26 | von San Andreas

Auch Paul Newman ist von uns gegangen. In den Feuilletons wurde sein Leben und Wirken in großformatigen Elogen gewürdigt. Rollenmuster wurden analysiert, sein Charakter ergründet, seine Skandalabstinenz herausgestellt, sein soziales Engagement goutiert, seine Nudelsoßen gelobt. Alles d’accord.

Er war einer jener Schauspieler, die man meinte persönlich zu kennen, wohl weil hinter vielen seiner Rollen Newman selber vorwitzig hervorzublinzeln schien. Ein großartiger Mensch musste das sein: smart, ironisch, generös, lässig, grundsympathisch. Paul Newman war all das, wir sind davon überzeugt.

Gut sah er auch noch aus. Blendend geradezu, aber sein Aussehen verstellte nie den Blick auf den menschlichen Kern seiner Figuren. Durch seine blauen Augen entdeckte man gebrochene Existenzen, ambivalente Helden, liebenswerte Verlierer, grantelnde Zyniker. Stereotypen mochte er nicht, so scheint’s, ebenso wenig wie Manierismen und Allüren.

Newman gelang der einzigartige Coup, eine Figur im Abstand eines Vierteljahrhunderts in zwei unterschiedlichen Filmen zu verkörpern. »The Hustler« mag der bessere, weil profundere Film von beiden sein, aber allein jenen Fast Eddie Felson nach so vielen Jahren wiederzutreffen, macht »The Color of Money« zum Ereignis.

Pflichtbewusst gab Hollywood ihm für die Rolle einen Oscar, mit 61 Jahren schien es an der Zeit, aber bei Lichte besehen überragen andere Leistungen den zweiten Felson. Claudia Lenssen erinnert in ihrem Nachruf an Filme wie »Cat on a Hot Tin Roof«, »Hombre« oder das wunderbare Spätwerk »Nobody’s Fool«.

Gern erinnern wir uns auch an Lumets »The Verdict«. Newmans Darstellung des abgehalfterten Winkeladvokaten mit Neigung zum Alkohol ist grandios, und wenn man nur einen einzigen Gerichtsfilm im Leben sehen möchte, weil man das Genre eigentlich nicht mag, that’s the one.

Bei Lenssen findet der Film nur kurze Erwähnung. Und Newmans berühmteste Rollen streift die Frau gar nur im Nebensatz: »Butch Cassidy and the Sundance Kid« wäre ein »Märchen um ein smartes Banditen-Duo«, und »The Sting« lediglich dessen »mäßiger Folgefilm«. Excuse me?

Zum einen erzählt »Butch & Sundance« die einigermaßen wahre Geschichte der Herren Robert Leroy Parker und Harry Alonzo Longabaugh (der Name ihrer Bande wird zwar nicht genannt, aber man kennt ihn: »The Wild Bunch«), zum anderen ist der Film ja wohl der brillanteste Alternativ-Western, der je das Licht der Leinwand erblickte.

BC: I think we lost ’em. Do you think we lost ’em?
SK: No.
BC: Neither do I.

George Roy Hills umwerfende, fast postmoderne Genre-Kollage gibt keinen Pfifferling auf Konventionen, erhebt sich bei aller Komik mühelos über die Schublade harmloser Unterhaltung und erfindet nebenbei das Genre des ›Buddy Movies‹. Im kollektiven Filmgedächtnis bleiben u.a. Newmans Fahrradfissematenten zum Bacharach-Song, der Sprung der Verfolgten in den gähnenden Abgrund sowie der legendäre Freeze Frame am Ende des Films.

»The Sting« kommt genauso epochal daher, eine so leichtfüßige wie facettenreiche Studie der Kultur der ›con men‹ von Chicago, ebenfalls stilsicher in Szene gesetzt von George Roy Hill (der später noch »Slap Shot« mit Newman drehte). Der Ragtime-Soundtrack mag nicht in die Zeit der 30er Jahre passen, aber er passt in den Film, setzt perfekt den augenzwinkernden Ton.

DL: Mr. Shaw, we usually require a tie at this table … if you don’t have one we can get you one.
HG: Hey, that’d be real nice of you, Mr. Lonneman!
DL: Lonnegan.
HG: [nods, belches]

Große Klasse: Newman als Bauernfänger Henry Gondorff, der beim Poker mit Mobster Doyle Lonnegan (Robert Shaw) den beschwipsten Haudrauf markiert, um dann gewiefter zu betrügen als der. Wo die vier Buben plötzlich herkommen, weiß man nicht, aber Lonnegans Moment ohnmächtigen Zorns ist schier köstlich.

Die ›Daily Poll‹ der IMDb präsentierte letzte Woche die memorabelsten Rollen des Paul Newman; »Butch« und »Sting« wurden nur noch überflügelt von »Cool Hand Luke«, dem Südstaaten-Gefängnis-Drama, das zeigte, dass ein Mann fünfzig Eier am Stück essen kann, wenn er nur will. Die raue Menschlichkeit des Films berührt nach wie vor, und Newmans unbeugsamer Luke wurde zum prototypischen Rebell.

Redford war hier nicht dabei, aber in einer wunderbaren Parallelität der Schicksale spielte er Jahre später in »Brubaker« die Hauptrolle – ebenfalls ein Knastdrama in den Südstaaten, ebenfalls von Stuart Rosenberg, ebenfalls um einen kämpferischen Idealisten, nur eben auf der anderen Seite der Gitterstäbe.

»I have lost a real friend. My life – and this country – is better for his being in it.« – Robert Redford

Newman und Redford hatten der Filmgeschichte eigentlich noch einen dritten gemeinsamen Film hinzufügen wollen, eine Adaption des Bryson-Klassikers »A Walk in the Woods«. Der rapide abbauende Newman hatte das Projekt jedoch in letzter Minute absagen müssen.

Seine Rolle wäre die von Stephen Katz gewesen, einem übergewichtigen, ungehobelten Ex-Alkoholiker. Newman hätte die Rolle sicher aufs vortrefflichste ausgefüllt, so wie wir ihn kennen. Und wir kennen ihn.

Erinnerungen: Richard Wright

Hamburg, 10. Oktober 2008, 13:50 | von San Andreas

Eine Floyd-Platte wollte mir der Schönling aus der Parallelklasse verkaufen, aber er wusste ihren Titel nicht. »Ein Stück ist da drauf, irgendwas mit ’nem Kobold …« Hmm, das konnte nur »The Piper at the Gates of Dawn« sein, und ich schlug ein; die hatte ich noch nicht auf CD. Das Stück, das er meinte, hieß »The Gnome«, und mir war klar, wieso er die Scheibe loswerden wollte. Die frühen Floyd gehen zunächst nicht besonders glatt ins Ohr.

Dabei ist diese erste Phase so wichtig, um den tiefen Eindruck zu verstehen, den die »Jahrhundertband Pink Floyd« in der Musikgeschichte hinterlassen hat. Vor mehr als vierzig Jahren, als die Legende sich im pulsierenden Londoner Untergrund zu formen begann und aufregend neue, psychedelische, progressive Blüten hervorbrachte, prägte ein Mann das musikalische Gesicht der Band, dessen eigenes vielen unbekannt bleiben sollte: Richard Wright.

Nachts um eins kam die SMS von Todd aus San Francisco. Ich musste sie mehrmals lesen, bevor ich ihren Inhalt begriff: »pink floyd keyboards wright passes.«

Unerwartet traf vor drei Wochen die Nachricht vom Tod des Keyboarders ein, doch wie man jüngst erfuhr, hatte Wright schon einen Monat vorher den Kampf gegen den Krebs aufgegeben und sich von seinen engsten Freunden verabschiedet. Seine Errungenschaften wirken fort – unaufdringlich wie sein Charakter, vielgestaltig und von sublimer Raffinesse.

Wright war nie ein kultiger Tastenzauberer vom Schlage eines Rick Wakeman gewesen, nie ein verrückter Keyboardschrubber wie Keith Emerson. Inspirationen suchte er im Jazz, aber die Wurzeln seines Könnens lagen weder dort noch im Rock, sie lagen nirgendwo. Wie den Rest der Band trieb ihn das Fehlen irgendeiner Nischen-Kompetenz dazu, neuartige Texturen zu erforschen, Klangvisionen ohne die Einschränkung althergebrachter Schablonen in Musik zu verwandeln. Eine Musik, die ehrlicher und überzeugender ausfiel als die ewig plagiierenden Ergüsse vieler Zeitgenossen.

Wrights einfache, doch bestechende Akkorde verströmen eine seltsame Art von Pathos – eine, die nicht stört. Seine sphärischen Soundscapes, seine verspielten Einsprengsel, sein gesamter kompositorischer Input hatten einen Anteil an der Musik von Pink Floyd, der lange Zeit unterschätzt wurde. Das schreibt auch David Gilmour in seinem Nachruf; eine Platte wie »Dark Side of the Moon« wäre ohne Richard Wright kaum zu der Institution geworden, die sie ist.

Wrights Spiel beherrscht darüber weite Teile von »Shine on you Crazy Diamond«, dem Titel, der in der Oktober-Ausgabe von »UNCUT« die Ehre des ›Greatest Pink Floyd Songs‹ zugesprochen bekam – völlig zu Recht. Das Schluss-Segment des Stücks ist Wright pur – es sollte bis 1994 seine letzte Komposition für die Band bleiben.

Während der Aufnahmen zu »The Wall« nämlich ekelte Roger Waters den Keyboarder aus der Band. Der packte vergnatzt seine Koffer und genoss die mittleren Jahre seines Lebens segelnderweise auf dem Mittelmeer – bis Waters selbst Pink Floyd im Streit verließ. Wright kehrte langsam aber sicher in den Schoß der Band zurück; auf »The Division Bell« haute er wieder voll in die Tasten – für das Instrumental »Marooned« gab’s einen Grammy, sein Stück »Wearing the Inside out«, bei dem er auch singt, bildet einen emotionalen Fixpunkt mit typisch Wright’scher, schwelgerischer Schwere.

Von den ersten Gigs vor langhaarigen Studenten in brodelnden Londoner Clubs bis zu den gigantischen Bühnenshows der späteren Jahre – Richard spielte auf sämtlichen Tourneen der Band. Gleichwohl schlug er nach dem Ausklang des Floyd-Daseins das Angebot Waters‘ aus, auf dessen Solo-Tour die Tasten zu bedienen. Wer mag es ihm verdenken.

Waters für seinen Teil bewies aber Stil und Größe, als er nach Wrights Ableben seine komplette Homepage zugunsten eines persönlichen Nachrufs frei räumte. Die kurze Wiedervereinigung der Band (nach 24 Jahren) im Zuge von Live 8 hatte offenbar alte Wunden gekittet – und zudem Wrights Spielfreude so weit angefacht, dass er mit Gilmour auf Tour ging.

»And on the keyboards … Mister Richard Wright«, sagte Gilmour, und die gesamte Royal Albert Hall erhob sich von den Plätzen. Tosender Beifall. Ich sah den grauhaarigen Mann in seiner Keyboardburg aufstehen und seine Hand in einer Dankesgeste heben. Dann setzte er sich wieder. Der Beifall hielt an.

Die Ovationen auf den Konzerten der letzten Jahre waren dem Keyboarder eher peinlich. Heimliche Genugtuung mag er empfunden haben, als gelegentlich seine Komposition »Breakthrough« zur Aufführung kam. Wrights Soloplatten waren von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben, obwohl sich darauf echte Perlen befinden. Man höre sich nur das phänomenale »Night of a Thousand Furry Toys« an – ein warmer, hypnotischer Groove, fast floydiger als Floyd.

Sein Meisterstück aber bleibt der wohl erhebendste Song über den Tod, der je komponiert wurde, jener musikgewordene Malstrom der Emotionen, der in frühen Live-Versionen noch »The Mortality Sequence« hieß. Ohne Text, und doch mit Gesang, schraubt sich das Stück in orgiastische Höhen, um dann in süßer Melancholie seinem Ende entgegenzutaumeln. Der perfekte Titel für Richard Wrights letzten Auftritt – »The Great Gig in the Sky«.

Das wahrscheinlich unwahrscheinlichste Remake aller Zeiten

Hamburg, 8. Oktober 2008, 07:57 | von San Andreas

Wo immer die »Welt« ihre Quelle hat für die Serie kleiner Artikel großer Leute zum Thema »Meine DVD« (u. a. Jerry Seinfeld, Marc Forster und Guillermo del Toro) – neulich gab die Rubrik dem Regisseur Abel Ferrara die Möglichkeit, seinen Unmut über das bevorstehende Remake seines kontroversen Cop-Dramas »Bad Lieutenant« zum Ausdruck zu bringen:

Nichts gegen Werner persönlich, aber ich wünsche der gesamten Crew der Neuverfilmung die Pest an den Hals.

Oh, wie harsch. Und welcher ›Werner‹? Doch nicht etwa …? Aber ja, ganz genau: our very own Werner Herzog. Hierzulande kurz davor, vergessen zu werden (sein Vietnam-Fluchtdrama »Rescue Dawn« von 2006 harrt immer noch eines Starttermins, während die halbe Welt ihn schon sehen durfte, darunter Kuwait, Polen, Island und Brasilien), schickt sich Meister Herzog nun an – 16 Jahre nach dem Original – »Bad Lieutenant« neu zu erfinden.

Eine merkwürdige Idee, gelinde gesagt, zumal die Thematik so gar nicht in Herzogs Output der letzten Zeit passen will: da hatten wir fantastische Dokus wie »Grizzly Man«, »The White Diamond« und aktuell »Encounters at the End of the World«, er schrieb die köstliche Mockumentary »Incident at Loch Ness«, in der er sich selbst spielte, und seit dem Hanussen-Vehikel »Invincible« war der hervorragende »Rescue Dawn« sein erster Spielfilm seit langem gewesen.

All diesen Werken ist eines gemein: Herzog zeichnet höchstselbst für das Drehbuch verantwortlich, so wie sich das für einen Autorenfilmer gehört. Für »Bad Lieutenant« nun nimmt er die Dienste eines gewissen William M. Finkelstein in Anspruch, seines Zeichens Autor und Produzent von TV-Polizeiserien wie »NYPD Blue« und »Law & Order«. Aha. Hmm. Hä?

Aber der Knaller kommt erst noch: Die Hauptrolle übernimmt kein anderer als Mr. Nicolas Cage, derletzt als Träger schlechter Frisuren in noch schlechteren Filmen zu bewundern (»Bangkok Dangerous«, »National Treasure: Book of Secrets«, »Next«). Ihm zur Seite stehen attraktive Akteure wie Eva Mendes und Val Kilmer. Nach üblem Mainstream riecht das, und Ferrara kann die zu erwartende Hollywoodisierung seiner grenzgängerischen Filmprovokation nur schwer verknusen. In Cannes nach seiner Meinung dazu befragt, reagierte er fast etwas ungehalten:

I wish these people die in hell. I hope they’re all in the same streetcar, and it blows up.

Und Herzog, der ja durch die harte Kinski-Schule gegangen ist und Verbalausfälle seelenruhig zu parieren weiß, wie reagiert er auf diese Anfeindungen? Wie erwartet:

That’s beautiful! […] Wonderful, yes! Let him fight! He thinks I’m doing a remake.

Jetzt wird es kompliziert. Herzog steht offenbar unter dem Eindruck, sein Film wäre *kein* Remake. Wie man hört, soll tatsächlich der Schauplatz ein anderer sein, was auch ein Untertitel unmissverständlich klar macht: »Port of Call New Orleans«. Aber es geht schon um einen Officer, der allen möglichen unschicklichen Obsessionen nachhängt? Jawohl.

Nun ist das eher eine Sache von Wortklauberei: Wann ist ein Remake ein Remake? Herzogs Verteidiger bringen Beispiele wie James Bond und Inspektor Clouseau, doch sind das eindeutig Filmserien und keine Versionen derselben Geschichte. Ist Werner Herzogs »Nosferatu« ein Remake gewesen? Nein, sagt er, das war eine Hommage. Aha. Und kann sein Bad Lieutenant eine Hommage an Abel Ferrara sein? Aber nicht doch, denn:

I have no idea who Abel Ferrara is. […] I don’t know what he did – I’ve never seen a film by him. I have no idea who he is. Is he Italian? Is he French? Who is he?

Es scheiden sich die Geister, ob man Herzog so viel Ignoranz abnehmen kann. Irgendein Stabmitglied muss ihn doch irgendwann mal beiseite genommen und ihm geflüstert haben, dass es da draußen schon einen Film mit diesem Titel und dieser Geschichte gibt …

Wie dem auch sei, Abel Ferrara soll mal ganz ruhig sein, schließlich war sein Film »Body Snatchers« ebenfalls das Remake eines gerade mal 15 Jahre alten Streifens (seinerseits bereits ein Remake), und ein überflüssiges und schlechtes noch dazu.

Anstreichungen zu Peter Richter

Leipzig, 7. Oktober 2008, 23:42 | von Paco

Am Montagmorgen fand ich auf der hintersten Bank der Straßen­bahn eine zerlesene, aber noch intakte FAS. Es war die Ausgabe vom Vortag (5. 10. 2008), aus der ein Zipfel des Feuilletons hervorlugte. Darauf befand sich ein hellgrüner Anstrich, der mein Interesse weckte.

Ich blätterte die verdeckenden Teile weg und sah vor mir den Feuilleton-Aufmacher von Peter Richter (»Alles muss raus!«, S. 25), der dann mit insgesamt 7 dunkelgrünen Textmarkerzeichen durchwirkt war.

Irgendjemand musste die besten, relevantesten, komischsten, unbotmäßigsten Stellen angestrichen haben. Und diese Stellen sind die Folgenden, und mit diesem Beitrag zur anonymen Leserfor­schung schließe ich auch diesen marginalen Rundown der letzten FAS:

Aber trotzdem: die vom Wirtschaftsteil können mich allmählich mal.

ich fang‘ jetzt erst recht nicht an, Goldbarren mit mir herumzuschleppen (ich verachte Hip-Hop)

»Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?« (»Da, wo man Leute, die so etwas fragen, feuern kann.«)

Das Erschaudern angesichts alter Kontoauszüge nenne ich Ruinenromantik.

Dieser Tage muss ich aber lernen: Das gute alte »I hope I die, before I get old« ist gar nicht Rock ’n’ Roll, sondern VWL.

Georges Bataille, der alte Frauenversteher

Natürlich ist das alles immer ein bisschen Hermann Hesse für Zweitsemester.

Anstreichungen

Zum Relaunch-Jahrestag der FAZ:
Welche Lesertypen sich bei Relaunchs outen

Konstanz, 5. Oktober 2008, 14:10 | von Marcuccio

[ Inhalt: Prolog1. Der Abbesteller2. Der Gratulant3. Der Betrogene4. Der Buchhalter5. Der Beschwerdeopportunist
6. Der Intimitätenausplauderer7. Der Zurückgebliebene
8. Der Co-Referent9. Der Markenleser10. Der Mythenfortschreiber ]

Prolog

Die einen wurden, so wie Paco & Co. in Madrid, böse überrascht. Die anderen versuchten, den Teufel noch in letzter Minute auszutreiben. Tatsächlich bedeutet so ein Relaunch wie derjenige der FAZ am 5. Oktober 2007 ja viel mehr als eine rein kosmetische Operation: Er ist der Moment der Katharsis jeder Leser-Blatt-Bindung und scheint überhaupt eines der letzten Exklusiv-Events zu sein, die das Printmedium zu bieten hat (nachdem es die Nachrichten als solche ja schon lange nicht mehr sind und echte Scoops auch nur halb so oft vorkommen wie wir Feuilletonjunkies gern behaupten).

Mediensoziologen sollten dringend mal sämtliche Leserreaktionen von allen Layoutreformen der letzten Jahre einsammeln und in einen Sammelband packen. Heraus käme ein ganz wunderbarer Reader über parasoziale Beziehungen voller Marotten und Spleens.

Das Schattenwesen ›Zeitungsleser‹: Es war nach dem Generallifting der FAZ vor einem Jahr genauso zu besichtigen wie bei der NZZ Anfang 2006 – nämlich sonderseitenweise – und hat auf jeden Fall das Zeug zur Typologie. Nirgends sonst lernt man seine Mitleser, aber womöglich auch sich selbst besser kennen wie nach Layout-Reformen seiner Zeitung.

(Alle Zitate stammen aus Leserbriefen der NZZ (26. 1. 2006), FAZ (10. und 13. 10. 2007) sowie den Kommentarsträngen zu Beiträgen des Fontblogs und des Antibuerokratieteams.)

1. Der Abbesteller

»Ich habe mein langjähriges Abonnement noch am selben Tag gekündigt.« Das ist und bleibt verdammt noch mal die aktivste Form, auf einen Relaunch zu reagieren. Deswegen ist der Abbesteller auch der eigentliche Actionheld aller Leser: wie die ganze Abbesteller-Szene längst ein Mythos, der von der Markenstrategie jeder mittelguten Zeitung denn auch ordentlich gepflegt wird. Oder wie sonst soll man es erklären, wenn Tobias Trevisan, Geschäftsführer der FAZ, von »rund 200« Abo-Kündigungen infolge der Layoutreform spricht?

Es irrt, wer glaubt, der Abbesteller kenne nur eine Handlung und Haltung. Der Abbesteller kann viel mehr als abbestellen: Er kann auch bloß vorhaben oder androhen, Abbesteller zu werden (»will ich dann nicht mehr abonnieren«) und er muss noch nicht mal Abonnent sein, um Abbesteller zu spielen:

»Ich sage es Ihnen ganz klar: Ich kaufe die F.A.Z. vorerst nicht mehr. Vielleicht hilft Ihnen mein bescheidener Protest als Korrektiv zu Ihrer zweifelhaften Umfrage, deren Ergebnisse zum ›Souverän‹ zu stilisieren Sie nicht müde werden.«

Der Abbesteller scheint stets aktiv und souverän. Dabei vergisst er, dass es ihn auch im Passiv geben kann. So ist sein natürlicher Feind der Leser, der sich im Relaunch-Graben mit der Zeitung verbündet und fordert: »Entziehen Sie den Nörglern das Abonnement!«

2. Der Gratulant

… ist mindestens so schnell aber eben nur halb so cool wie der Abbesteller. Alles Neue eines Relaunchs einfach gut finden kann auch ein FAZ-Leser. Die auffälligsten unter den Gratulanten sind die älteren Semester, die alle Neuerungen schon allein deswegen gut finden, weil sie um Himmels willen nicht als traditionalistisch und konservativ rüberkommen wollen. Besondere Kennzeichen: das explizite oder implizite »zwar … aber«:

»Gut gelungen, modern, attraktiv. Gratulation. Bin zwar schon 77 Jahre alt, aber für Neues noch immer aufgeschlossen.«

Besonders viele Gratulanten hatte übrigens die NZZ nach ihrem Relaunch vor knapp 3 Jahren. Was wir daraus für Schlüsse auf das Durchschnittsalter der Leserschaft der alten Tante schließen dürfen?

3. Der Betrogene

… definiert seine eigene Leser-Blatt-Bindung wie eine langjährige Beziehung und ist, zumindest was seinen Printmedienkonsum anbelangt (Radio, TV und Netz konsumiert man ja insgesamt promisker), streng monogam.

Umso mehr fühlt sich ein unerwarteter Relaunch seiner Zeitung für ihn ungefähr so an, als ob er seine bessere Frühstückshälfte in flagranti beim Fremdgehen erwischt: Da sieht die neue FAZ dann plötzlich so aus wie die alte FR, erinnert die Schreibung der Ressortnamen in Großbuchstaben unvermittelt an das Layout der NZZ. Kurzum: Der Betrogene erkennt sich in seiner eigenen Umblätter-Beziehung nicht mehr wieder.

Es gibt Betrogene, die versuchen, schon im Vorfeld auf den Betrug, den der Relaunch ihnen bescheren wird, vorbereitet zu sein. Sie haben extra einen Beziehungsratgeber gelesen und gelernt, auch in Extremsituationen verständnisvoll zu sein. Für sie geht die Zeitung, nur weil sie sich optisch verändert, noch lange nicht fremd.

»Als langjähriger F.A.Z.-Leser finde ich mich plötzlich in der Rolle eines treuen Ehemannes wieder, dessen Ehefrau gerade frisch vom Friseur kommt. Irritiert, und doch zugleich angenehm überrascht nehme ich Kenntnis von ihrem neuen Outfit.

Auch einen neuen Rock hat sie sich zugelegt. ›Gut siehst du aus‹, sage ich, auch um mich selbst zu überzeugen und meine zögerliche Haltung zu übertönen. Doch, doch, ich freue mich, dass sie sich schick macht. Schließlich tut sie’s ja für mich. Die Hauptsache ist freilich, dass in der Verpackung immer noch die Frau steckt, die ich kenne. Eine Ehe lebt mit wachsender Dauer davon, dass man dem, mit dem man sein Leben teilt, vertrauen kann. Aber auch von der Offenheit beider Partner, sich mit der Zeit weiterzuentwickeln und nicht ewig auf dem gleichen Punkt zu verharren. Zumindest hat das die Beziehung zwischen zwei Menschen mit der eines Lesers zu seiner Zeitung gemein.«

Eine andere Betrogene dachte eigentlich immer, sie führe eine offene Beziehung. Das Äußerliche, die visuelle Anmutung ihrer Zeitung schien ihr (gegenüber dem intellektuellen Gehalt) im Grunde gar nicht so wichtig. Bis zum Tag X: »Ich hätte selbst nicht vermutet, dass ich so emotional auf formale Aspekte reagieren würde, aber wenn man sich über viele Jahre an das Besondere (inhaltlich und eben auch gestalterisch) der F.A.Z. gewöhnt hatte, ist es ein ziemlicher Schlag.«

4. Der Buchhalter

Der Buchhalter führt genau Protokoll über alle Kränkungen, die seine Zeitung ihm und anderen Lesern zufügt. Er ist ein Pedant, der auch und gerade beim jüngsten Relaunch immer sämtliche Daten der Relaunchs aus früheren Jahren parat hat.

»Schon beim Übergang zu den Farbfotos machte sich hochqualifi­zierter Protest bemerkbar in den Leserbriefen vom 14. Februar 2003. Die Farbe Rot in verschiedenen Anwendungen löste dann eine weitere kritische Welle aus in den Leserbriefen vom 9. Dezember 2005 und 22. Dezember 2005. In den veröffentlichen Zuschriften ist damals mit großem Sachverstand und viel Herzblut das Nötige vorgetragen worden. Es war eine Zweidrittel- bis Dreiviertel­mehrheit aller Stellungnahmen. Bewirkt hat sie nichts.«

Warum der Buchhalter all diese Zeugnisse sammelt und ob er sie eventuell noch als Zeugenaussagen braucht, weiß man nicht so genau. Entweder er plant noch ein rückwirkendes Leser-Plebiszit, oder aber er führt für die Zeit seines Ruhestands eine Sammelklage im Schilde: Rückerstattung der Abo-Gebühren oder – wenn das nichts nützt – Schmerzensgeld. Im Grunde ist der Buchhalter ein besonders armer Hund: einer, den es eigentlich volle Breitseite emotional erwischt, der aber mit seinen Emotionen trotzdem nicht umgehen kann. Selbst das Schlussmachen gerät ihm zum formal-bürokratischen Akt: Und deswegen »… beende ich die jahrzehntelange Liebe zu dieser Zeitung bereits jetzt.«

5. Der Beschwerdeopportunist

… hat sowieso schon lange »feststellen müssen, dass die Qualität nachgelassen hat«. Aber im Grunde wird er vor allem jetzt »das dumpfe Gefühl eines Qualitätsverlustes nicht los«, denn jetzt ist Beschwerdezeit. Indiskretion Ehrensache hat dieses Prinzip in seinem schönen Münsteraner Brunnengleichnis zusammengefasst: In Münster wurde ein seit Jahren friedlich plätschernder Brunnen erst in dem Moment wahrgenommen, als man eine Skulptur drumherum baute. Ähnliches gilt für die Stellvertreterkritik am Layout, die eigentlich den Inhalt meint:

»Erst durch den Relaunch scheinen sich einige Leser Gedanken über die Zeitung zu machen, die sie seit Jahren lesen.«

Ein Relaunch ist so gesehen nichts anderes als der Elternsprechtag in der Schule oder das Stadtteilgespräch mit dem OB, ein formal organisierter Anlass zur Aussprache und Beschwerde.

Mancher Beschwerdeführer läuft dabei richtig zur Hochform auf und spinnt das Szenario gleich schon mal weiter. Science-Fiction für uns Leserbriefleser sozusagen:

»In zehn Jahren wird der ›Wandel der Lesegewohnheiten‹ zur F.A.Z. im Tabloid-Format mit noch größeren Farbanteilen und hundert Seiten Umfang geführt haben.«

6. Der Intimitätenausplauderer

Ähnlich wie der Beschwerdeopportunist hat auch der Intimitätenausplauderer eigentlich nur auf die Gelegenheit gewartet, sich mal mitteilen zu können – allerdings vor allem in eigener Sache.

Der Intimitätenausplauderer kann zum neuen Layout niemals nur gratulieren, er tut dies zum Beispiel als »Ihr treuester ostdeutscher Leser (seit 17 Jahren)«. Richtig so: Da wohnt der Typ also in Leipzig und will auch einmal Anerkennung (und sei es nur Leserbrieföffentlichkeit) dafür, dass er seine innere Einheit mit seinem damals extra bestellten Abo der Zeitung für Deutschland jetzt auch schon fast zur Volljährigkeit gebracht hat.

Mitteilen kann man – bzw. frau – sich aber auch, indem man seine Lebensgeschichte erzählt …

»Ich bin eines der selten gewordenen Kinder, die tatsächlich mit der täglichen Zeitungslektüre, sowohl der eigenen als auch der der Eltern, aufgewachsen sind.«

… seine aktuelle Lebenssituation schildert …

»Ich darf Ihnen mitteilen, dass mein Freund und ich, seit wir in unsere Studentenwohnung gezogen sind, Ihre Zeitung abonniert haben. Mein Freund, der von seinen Eltern eine andere Zeitung kannte, empfindet die Lektüre der F.A.Z. mittlerweile ebenfalls als Bereicherung.«

… oder seine Lesegewohnheiten. Hier wird es schon wieder ganz interessant, vor allem da, wo es Schnittmengen zum eigenen Verhalten gibt:

»Ich lese die F.A.Z. auch an Tagen, an denen ich wenig Zeit habe. (…) Wenn mich ein Text besonders interessiert, so hebe ich ihn für das Wochenende auf.«

Die letzten drei Zitate übrigens von ein- und derselben Leserbriefschreiberin. Übel spielt das Schicksal auch jenen mit, die eine Layoutreform als erhebliche Störung ihrer rituellen Lesepraktiken empfinden:

»Jede Ausgabe wird von mir mit der großen Papierschere zerschnitten nach interessanten Beiträgen, die ich an befreundete Menschen, aber auch an meine Kinder verschicke. Die Quellenangabe F.A.Z. konnte ich mir oft sparen, denn die Empfänger erkannten schon an der Aufmachung, aus welcher Zeitung der Beitrag stammte. Das ist nun vorbei (…).«

Wer weiß, wie viele Verwandte und Freunde jetzt nur deswegen keine Post kriegen, weil der Herr keine Lust mehr hat, extra überall FAZ dazuzuschreiben. Solange die Leute noch nicht erzählen, wie der Fischhändler heißt, der seine Fische mit ihrer alten Zeitung …

7. Der Zurückgebliebene

… ist der tragischste aller Lesertypen, die sich nach einem Relaunch outen. Er kriegt wohl weiter mit, dass es mal wieder – schon wieder – Veränderungen im Blatt gab, doch in Wahrheit leckt er immer noch seine Wunden vom vorletzten und vorvorletzten Relaunch. Seine Meinung zur aktuellen Layoutreform äußert er nur, um die Erinnerung wach zu halten. »Vor einigen Jahren hatten Sie freitags die Spalte für den Philatelisten. Ich vermisse sie immer noch.«

Zum Loser in den Leserbriefspalten wird der Zurückgebliebene vor allem neben dem Gratulant, der fragt: »Wann kommt der nächste Schritt?«

8. Der Co-Referent

… scheint auf den ersten Blick emotionslos, weil er nach dem Relaunch nicht zürnt, nicht lamentiert, nicht leidet. Seine Leidenschaft gilt den überzeitlichen Dimensionen: Wie wäre es zum Beispiel mit einem Nachruf auf die Fraktur?

»Am 6. Oktober 2007 endete ein halbes Jahrtausend der ›Zweischriftigkeit‹, das heißt der Konkurrenz der gebrochenen Schriften aus Mittelalter und der römischen Antiqua, welche die Humanisten zu neuem Leben erweckten. Während in den Nachbarländern die sogenannten gotischen Schreib- und Druckschriften mit ihren eckigen, spitzen, verzierten Buchstaben bald außer Brauch gerieten, blieben sie im deutschen Sprachgebiet für alle deutschen Texte bewahrt, die Antiqua war lateinischen und anderen fremdsprachigen Texten vorbehalten und kurioserweise allen Fremdwörtern, die auf diese Weise – mitten im Fraktur-Fließtext – als Ausländer markiert würden.«

Wer sich für den ganzen Vortrag interessiert – in dem es u. a. noch um Friedrich den Großen, der »als frankophoner Literat die Antiqua bevorzugte«, eine Reichstagsdebatte 1911 und den Führererlass zur Fraktur 1941 geht – sollte bei eBay dringend eine FAZ vom 13. Oktober ersteigern oder sich direkt an Prof. Dr. Horst Haider Munske aus Erlangen wenden.

9. Der Markenleser

Der Markenleser schätzt seine Zeitung wie den Manufactum-Katalog. Es gibt sie noch, die gute alte Fraktur, die Titelseite ohne Bild, die Linien zwischen den Spalten. Der Markenleser ist also ein Leser, der sich ganz bewusst entschieden hat. Er ist bzw. war stolz, »eine Zeitung zu lesen, die es nicht mit den Boulevardzeitungen hielt, nämlich eine Verkaufsaufmache für Analphabeten zu gestalten«.

Vom Relaunch wird er aufgescheucht wie ein Stück Wild. Es gefällt ihm ganz und gar nicht, »im Einerlei des Blätterwaldes keine Zuflucht mehr zu haben«, und er wünscht sich nichts sehnlicher zurück als seine alte Schutzzone: »Warum muss die F.A.Z. die Leser mit Bildern auf der Titelseite behelligen, wo wir doch Tausende Bilder täglich auf uns einwirken sehen?«

Als aufgeklärter Leser hat natürlich auch der Markenleser verstanden, dass Relaunchs heute zur Marketingstrategie dazugehören. Also versucht er, auf dieser Ebene zu argumentieren:

»Ich wünsche mir sehr, dass Sie zu Ihrem bisherigen Layout zurückkehren, ich betrachte es nicht zuletzt auch als einen betriebswirtschaftlichen Wert, eine Unique Selling Proposition.«

Aber im Grunde seines Herzens überwiegt die Enttäuschung:

»Es bleibt mir auf der ganzen Linie unerklärlich, wie eine Zeitung wie die Ihrige auf die Idee verfallen kann, ein weltweit einzigartiges Markenzeichen – Titelseite ohne Foto – (…) einfach aus der Hand zu geben.«

Vielleicht muss sich aber mal wieder ein Christian Kracht für ein neues Bilderverbot stark machen, um die Leser-Blatt-Bindung zu reaktivieren?

10. Der Mythenfortschreiber

Was den Mythenfortschreiber von allen anderen Leserreaktionen abhebt, ist sein Gespür für das, was geht und kommt und bleibt. Schon im Vorfeld kann er den Relaunch, so wie Kommentator Bernie, kaum erwarten:

»Als Abonnent freue ich mich schon seit Tagen darauf! Die Leserbriefspalten waren zuletzt so lustig, als sie die neue Rechtschreibung eingeführt haben. Erst in den FAZ-Leserbriefen erfährt man, was das Abendland wirklich ausmacht (und wie bald es untergehen wird).«

Der Mythenfortschreiber tut so, als ob er klein-klein über Typo-Fragen fachsimpelt, so wie die Jungs vom Antibuerokratieteam oder die Fontblogger. In Wahrheit schreibt er die alten großen Erzählungen unserer Feuilletonväter fort: Dinge wie die »Prantelei« der S-Zeitung oder die Farbenlehre der »Zeitung für Deutschland«. Schwarz die Politik, rot das Feuilleton, gold (gelb) der Wirtschaftsteil. Es gibt Hunderte solcher Geschichten, bei Relaunch-Gelegenheiten kommen sie bevorzugt ans Licht.

Ganz großes Kino ist natürlich auch der taz-Genosse, der sich in der FAZ vom 13. 10. 2007 als Abbesteller outete: Vielleicht zeigt gerade sein Statement, was taz und FAZ zu den besten Verbündeten innerhalb der Halbwelt des Feuilletons macht:

»In Wahrheit war die F.A.Z. – mit ihrer anarchistischen Frakturschrift, der ästhetisch schwarz-weißen Titelseite inmitten der allgegenwärtigen Bilderflut, der David-gegen-Goliath-Standhaftigkeit gegen die unsinnige Rechtschreibreform, dem unabhängigen, exzentrischen Feuilleton (die besten Artikel über Reggae-Platten und Pop-Konzerte), dem Pfund guerrillahaft-unabhängiger Medienberichterstattung, den anachronistischen Konservativ-Kommentaren und vor allem dem altmodischen Mut zur Ernsthaftigkeit – die radikale Tageszeitung Deutschland.«

Eine schönere Liebeserklärung hat man jedenfalls lange nicht gelesen. Ob der schwer verliebte taz-Genosse sich am Tag X auch so sehr in diese Seite seiner taz verknallt hat?

TAZFAZ

Baader, Meinhof, Coen, Coen

Hamburg, 3. Oktober 2008, 10:26 | von San Andreas

Vorgestern den »Baader Meinhof« gesehen. Sicher besseres deutsches Kino, wenn nicht sogar großes. Bisschen formlos in Teilen, auch emotionslos, aber then again will der Film ja kein Thriller sein wie etwa »Munich«.

Obwohl er, wenn’s zur Sache geht, ebenso wenig zimperlich ist wie der. Einige junge Leute verließen trotzdem mit dem Kommentar »laaangweilig« den Saal. Die Jugend von heute schert sich den Teufel um die Jugend von gestern.

Anders sieht’s beim neuen Coen aus. Guter Film, da gibt’s nix. Clever und silly zugleich, dann wieder recht unkonventionell (das Ende!), wenn das Werk auch vor lauter Story manchmal klinisch, ungewohnt lieblos wirkt.

Verzeihbar, wenn das Skript dann wieder Situationen hervorbringt, in denen die Dinge kulminieren – und sei es nur in den Köpfen der Zuschauer, die dann laut lachend in ihren Sesseln hängen. So geschehen gestern im UCI um die Ecke. Der nächste Coen wird eine Nummer kleiner und hat in der Hauptrolle Richard Kind, Larry Davids legendären Seriencousin »Andy«.

Womit wir wieder bei »Curb Your Enthusiasm« wären. Wenig Neuigkeiten darüber, auch weil LD gerade am ominösen neuen Woody-Allen-Film mitwirkt. Wie man liest, soll die 7. Staffel »at the end of next year« kommen. Moment. NEXT year? Und AT THE END? Aaargh.

Im Bus mit Erich Zann

London, 1. Oktober 2008, 13:15 | von Dique

Mir stand eine halbstündige Busfahrt bevor und mit Panik stellte ich fest, dass ich Norman Lewis, »To Run Across the Sea«, bereits ausgelesen hatte. Anstatt nun wild Artikel von Onlinepublikationen auszudrucken (wie so oft), stöberte ich auf dagonbytes.com nach einer Lovecraft-Geschichte. Diese Website ist trotz der weißen Schrift auf schwarzem Grund eine der besten Lovecraft-Quellen.

»The Music of Erich Zann« (1921 geschrieben, 1922 veröffent­licht) sprang mir gleich ins Auge, weil der Titel etwas nach Borges klingt (und mit 6 Seiten auch von der Länge her an dessen Erzählungen erinnert, hehe).

Es ist dann aber alles ganz Lovecraft und wohl auch ein bisschen Genre. Irgendein schreckliches Erlebnis in der Vergangenheit, von dem alle Spuren verloren sind, der Ort verschwunden, Papiere vernichtet. Nur im Geiste des Erzählers lebt alles weiter, und dem stehen bei der Erinnerung die Haare zu Berge.

In diesem Fall wird die Nicht-Zugänglichkeit von Referenzen nicht nur am Anfang, sondern auch am Ende klargestellt. Die Erzählung beginnt mit:

I have examined maps of the city with the greatest care, yet have never again found the Rue d’Auseil.

Und endet ebenso:

Despite my most careful searches and investigations, I have never since been able to find the Rue d’Auseil.

»Lovecraft considered ›The Music of Erich Zann‹ one of his best stories, in part because it avoided the overexplicitness that he saw as a major flaw in some of his other work«, heißt es in der Wikipedia, und ich möchte dem beipflichten.

Erst kürzlich las ich außerdem »H. P. Lovecraft: Against the World, Against Life« von Michel Houellebecq, mich machte die ungewöhn­liche Combo neugierig, Houellebecq über Lovecraft, war sehr gut, und einen Vorabdruck gab es mal im »Guardian«. Könnte man sich jetzt ausdrucken und im Bus lesen.

Die FAS vom 28. 9. 2008:
Varus, Arminius, Dexter

Leipzig, 28. September 2008, 18:40 | von Paco

Millek und ich lehnten an einem Geländer in der Nähe der Theologischen Fakultät und unterhielten uns über Ptolemäus I.

An uns vorbei stiefelte ein Mann, der wie Maxim Biller aussah, und wir blickten ihm nach. Kann eigentlich nicht sein, denn der müsste ja rein rechnerisch irgendwo sitzen und Glossen schreiben. Einige Meter weiter, vor der heute natürlich geschlossenen Norma-Filiale in der Otto-Schill-Straße, standen ein paar Schüler mit Bierflaschen und riefen: Lach doch mal. Und der stiefelnde Mann kuckte kurz rüber, war aber offenbar gar nicht gemeint.

Ptolemäus I. also, aber wir waren auf Abwege geraten, denn eigentlich hatten wir heute morgen nur das sehr gute Antike-Spezial des FAS-Feuilletons gelesen, komplett gelesen.

Im Aufmacher von Peter Körte (S. 25-26) geht es um die Örtlichkeit der Varusschlacht / Hermannsschlacht / Schlacht im Teutoburger Wald. Seit dem Sommersemester 1997 schaue ich fast täglich auf der universitären Website zum Thema nach, ob es Neuigkeiten gibt. Gab es aber eigentlich nie und wird es auch nicht geben, vermutet Körte.

Die Gegend um Kalkriese steht als Gemetzelort nicht wirklich fest, ist als solcher aber wegen des dort gefundenen Schlachtfeldschrotts sehr wahrscheinlich. Das widerspricht jedoch den Angaben der (allerdings nie in Germanien gewesenen) römischen Autoren, die sich in den ersten Jahrhunderten u. Z. zur Schlacht geäußert haben.

»Schnitzel Arminius«, das ist notabene die hervorragende Überschrift zu dem Körte-Artikel, und genau so mit nur halber Ernstigkeit beschreibt er den Zweiklang der archäologisch-touristischen Bemühungen vor Ort. Seinen grandiosen Schluss leitet er mit dieser Idee ein: »Warum will man überhaupt wissen, wo es war? Niemand braucht mehr die Sinnressource Hermann« (usw., S. 26).

Inzwischen waren wir in den Clara-Zetkin-Park gegangen, wo wir andere Leute trafen, die auch alle die FAS natürlich bereits schon gelesen hatten.

Sonntags im Clara-Park

Jemand regte sich darüber auf, dass Stefan Niggemeier die gerade auf RTL 2 anlaufenden erste Staffel von »Dexter« nicht gut fand (S. 34). Seine Gründe: »Plädoyer für die Todesstrafe«, außerdem zu unkomplex und zu unvielschichtig. Ich bin zumindest bei den letzten Punkten anderer Meinung, meine damit aber vor allem die 2. Staffel.

Und außerdem ist es doch gut, dass jemand der ungehinderten »Dexter«-Begeisterung mal den Spiegel vorhält. Es kam zu einem kleinen Disput, der sich aber zwischen allen irgendwie verlief, Themen wurden gewechselt, die Sonne schien, und irgendwann lief ich wieder neben Millek, und wir setzen unser Gespräch über Ptolemäus I. fort.