Lost: 6. Staffel, 12. Folge

Leipzig, 21. April 2010, 11:46 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Everybody Loves Hugo«
Episode Number: 6.12 (#114)
First Aired: April 13, 2010 (Tuesday)
Deutscher Titel: »Alle lieben Hugo« (EA 2. 6. 2010)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Eine Hurley-Folge, und endlich wird diese komische Libby-Szene aus Folge 2.18 – das ist jetzt über vier Jahre her – wieder aufgegriffen. Sie saß da plötzlich im selben Irrenhaus wie Hurley umher, das kam da­mals als ziemliche Mindfuck-Verknüpfung der Insel- mit der Flashback-Welt daher und wurde jetzt doch noch etwas plausibilisiert. – Und Hurley versucht sich als Anführer, auch nicht schlecht. Und als Cliff­hanger gibt es dank Desmond einen schönen Locke Roadkill:

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Regionalzeitung (Teil 25)

Leipzig, 18. April 2010, 20:08 | von Paco

 
  121.   die Gerüchteküche brodelt

  122.   mit einer erstaunlichen Bandbreite an

  123.   geriet das Publikum außer Rand und Band

  124.   in den Redaktionsstuben des Landes

  125.   leistete sich einen groben Schnitzer
 

Der Zeitungsphilister von gestern als digitaler Bohèmien von heute

Konstanz, 16. April 2010, 01:01 | von Marcuccio

An der Dauerdebatte der letzten Jahre, Online vs. Print, Blogger vs. Journalisten ist ein Aspekt besonders amüsant: Wie stark neben der eigentlichen Medienschelte auch der mit dem neuen Medium verbundene Lifestyle Thema ist. Stellvertretend für diesen Zugriff vielleicht Wolfgang Büschers aparte Musterung des digitalen Bohemién (Best of Feuilleton 2009). Oder, ganz aktuell, Marcus Jauers FAZ- und nicht »Zeit«-Dossier über Blogger.

Gern vergessen wird, dass auch Zeitungsleser im semi-öffentlichen Raum einmal so neu waren die »die Leute mit den Laptops« (Jauer) heute, und sie wurden auch genauso distanziert inspiziert:

»Eine (…) besonders interessante Spezies ist der liberale Zeitungsphilister. Bevor derselbe Morgens seine Zeitung gelesen hat, ist er nur ein halber Mensch; über dem Lesen aber geht ihm ein Licht nach dem andern auf, so daß er abends beim Schoppen über alle Tagesfragen mit zu Gericht sitzen kann und nicht begreift, wie es möglich ist, anderer Meinung zu sein.«

Willkommen in den Jahren nach 1848, die liberale Revolution ist noch so jung wie die digitale heute. Pressefreiheit schien zwar einerseits schon legal und irgendwie fortschrittlich, andererseits aber auch ähnlich unbequem wie die Bloggerfreiheit heute. Und mindestens so verdächtig wie stundenlanges WLAN im St. Oberholz muss man sich die ausufernde Zeitungslektüre vorstellen:

Hasenclever: Das Lesekabinett, 1843, Ausschnitt
(J. P. Hasenclever: Das Lesekabinett (1843), Ausschnitt, Quelle: Commons)

»Eine Art von Hochschulen für das Zeitungsphilistertum sind die Casino-Lesezimmer. In feierlichster Stille, die Denkerstirne bald auf den einen bald auf den anderen Ellenbogen gestützt, sitzen sie hier und machen den Eindruck, als ob auf ihnen zunächst der schwere Beruf lastete, die Welt in ihren Fugen zu halten.«

Wer schreibt dieses ganze schöne Zeitungsleser-Bashing? Es ist der Ultramontanist August Reichensperger, den man bis heute als Außendeko des Kölner Doms besichtigen kann. Er hat ein so genanntes »Rath- und Hülfsbüchlein für Zeitungsleser« geschrieben, das in den 1860ern und ’70ern in rasch aufeinanderfolgenden Auflagen verlegt wird. Das Werk mit dem Titel »Phrasen und Schlagwörter« kommt als getarnte Handreichung für Zeitungsleser daher, ist in Wahrheit aber eine Art Kulturkampf gegen die liberale Presse mit sprachkritischen Mitteln. Polemisch vorgeführt wird, von welch miesen Journalisten-Tricks sich der empfängliche, leider allzu empfängliche Zeitungsphilister immer wieder beeindrucken lässt.

Pressefreiheit und Netzfreiheit

Reichensperger geht vor allem gegen den Strich, wie hedonistisch der Zeitungsphilister die neue Pressefreiheit genießt:

»Was er gestern gelesen hat, weiß er ohnehin meist heute schon nicht mehr; er glaubt aber jedes Mal, wenn seine Zeitungsstunde vorüber ist, wunders, was er gelernt habe, wenn nicht gar gethan habe.«

Am Ende, so Reichensperger, setze sich der Zeitungsfan noch »in den Kopf, er habe ein gutes Theil an allen Erfindungen der Neuzeit, von der Dampfmaschine an bis zum atlantischen Telegraphenkabel, und sieht mit stolzem Hochgefühle auf alle seine Nebenmenschen herab, welche solchen Anspruch nicht erheben zu können glauben.«

Das erinnert an die Web-2.0-Pauschalkritik einer Astrid Herbold oder auch Susanne Gaschke (»Die Netzanbeter«, FAS vom 19. April 2009, S. 13):

»Ein Kennzeichen der Netzbewegung ist ihr hermetisches Vokabular. Wer weiß, was Wikis und Blogs sind, Cookies, Tools, Open Source Software und soziale Netzwerke, der kann seine Zugehörigkeit zur Fortschrittspartei nachwiesen. Natürlich muss man alle diesen neuen Funktionen irgendwie nennen, aber die Begeisterung, mit der dieser Jargon benutzt wird, als ob jeder ihn verstehen müsste, dient vor allem der Abgrenzung zu Uneingeweihten.«

Ob Zeitungsphilister oder Netzanbeter – es geht also nie nur ums Medium, sondern viel mehr und vielleicht vor allem um die ganzen Begrifflichkeiten und das Gefühl drumherum. Zeitgenössisch ist solche Medienkritik notorisch schlecht gelaunt, doch medienhistorisch wird diese schlechte Laune meistens immer besser – im Idealfall sogar richtig unterhaltsam.

Gestern auf der re:publica

Berlin, 15. April 2010, 11:01 | von Guest Star

(Eine Mail von Aléa Torik.)

Liebe Umblätterer, lieber Paco

ich war gestern auf der re:publica. Während des Vortrags von Jeff Jarvis habe ich jemandes Display betrachten können, der genau vor mir saß. Ich weiß nicht, für wen der geschrieben hat, für welches Blog oder welche Zeitung, aber da stand als Einleitung der Satz: »Jeff Jarvis ist die Barbara Schöneberger der Internetgemeinde.« Da habe ich natürlich an eure Vossianischen Antonomasien gedacht.

Ich weiß nicht, ob ihr etwas damit anfangen könnt, oder ob ihr immer die Quelle angeben wollt. Die kann ich euch nicht namentlich nennen. Die Quelle war jedenfalls etwas wohlbeleibt und saß mir daher immer im Weg, weil Jeff Jarvis eben auch sehr dünn ist, und hat in ein PowerBook geschrieben, und zwar richtig darauf eingehämmert.

Herzlich
Aléa Torik

Kaffeehaus des Monats (Teil 52)

sine loco, 12. April 2010, 23:18 | von Paco

Wenn du mal richtig Zeitung lesen willst:

Osswald, Berlin (absichtlich verzogene Aufnahme, wie immer)

Berlin
Das Osswald in der Göhrener Straße.

(An bestimmten Tagen wird als Backgroundmusik das komplette
Guns N‘ Roses-Doppelalbum »Use Your Illusion« geloopt.)
 

Listen-Archäologie (Teil 1):
Balzacs Städte-Charts

Konstanz, 9. April 2010, 14:04 | von Marcuccio

Honoré de Balzac: « Il y a pour moi (…) vingt-trois villes qui sont sacrées et que voici: »

1. Neufchâtel
2. Genève
3. Vienne
4. Pétersbourg
5. Dresde
6. Cannstadt
7. Carlsruhe
8. Strasbourg
9. Passy
10. Fontainebleau
11. Orléans
12. Bourges
13. Tours
14. Blois
15. Paris
16. Rotterdam
17. La Haye (Den Haag)
18. Anvers
19. Bruxelles
20. Baden
21. Lyon
22. Toulon
23. Naples

« je ne sais pas ce qu’elles sont pour vous, mais pour moi c’est quand l’un de ces noms vient dans ma pensée comme si un Chopin touchait une touche de piano ; le marteau réveille des sons qui vibrent dans mon âme, et il s’éveille tout un long poème … »

(Balzac: « Lettres à Madame Hanska », 12 décembre 1845).

Die Auflistung folgt der Reihenfolge der Begegnungen mit Eva Hanska – deswegen Paris, die Hauptstadt der Liebe, auch erst auf #15. Mal schauen, wann es die komplette Tour (»Balzac für Verliebte«) bei Literaturreisen.com zu buchen gibt.

(Siehe auch « Balzac et l’Europe » im feinen Monothema-Blog BALZAC (par de petites portes).)

Der Dresscode der Alten

Hamburg, 8. April 2010, 08:02 | von Dique

Das neue Highlight von Dresden ist die »Türckische Cammer«. Über 100 Jahre nach Rudolf II. haute der Sachsenkönig mit seiner Sammlung auf die Pauke, häufte zwar keine vergleichbaren Schätze an, aber er war ja auch nicht römischer Kaiser. Ich habe die Cammer noch nicht gesehen, bin aber schon nach der Einleitung dieses FAZ-Artikels von Dieter Bartetzko Feuer und Flamme:

»Wenn August der Starke es abends einmal leger mochte oder eine seiner Mätressen beeindrucken wollte, kleidete er sich in einen Kaftan. Lachsrot, glänzende Seide mit tausenderlei Paspeln und Abnähern, …«

Der Sachsenkönig im lachsroten Kalifengewand voller Paspeln und Abnäher. In der Printausgabe der FAZ war dieses Gewand auch abgebildet. Zumindest farblich könnte man es in die Nähe des berühmten Skythenfilzanzuges rücken, den man vor wenigen Jahren in Berlin bewundern konnte. Der flamboyante Dresscode der ›Alten‹ ist doch immer wieder faszinierend. Da wurde noch mit herrlichem Material in noch herrlicheren Farben geprotzt. Dagegen verblasst sogar der gelbe Anzug von Johan Nilsen Nagel.

Über Matthias Grünewald weiß man eigentlich nicht viel, aber jeder (jeder!) kennt und verehrt den von ihm geschaffenen Isenheimer Altar. Immerhin existierte ein Nachlass des Malers, der dereinst in fünf Kisten in Frankfurt am Main lagerte. Die Kisten waren dort geblieben, als Grünewald nach Halle zurückkehrte, wo er 1528 starb. Darin befanden sich Malutensilien, aber auch reformatorische Schriften, und das ist für die Forschung von extremem Interesse. Für uns ist aber viel wichtiger, dass Grünewald eine sehr elegante Garderobe pflegte. In den Kisten befanden sich zudem:

  • drei rote Hofgewänder
  • ein grauvioletter Rock mit Sammet an den Ärmeln
  • ein purpurianischer Rock mit schwarzem Futter
  • vier Atlaswämser
  • ein goldgelbes Paar Hosen
  • ein Mantel aus weißem Filz mit Leder überzogen
  • ein damastenes Brusttuch
  • goldgestickte Hemden und dazu noch Geschmeide, Ringe etc.

Wie Wilhelm Fraenger, nach dem das hier zitiert ist, sagt: »Alles in allem ein Kostümaufwand, für die besonderen Erfordernisse eines Hofmannes zugeschnitten.« Zum Vergleich: Dürer hatte sich 1506, also ein paar Jahre vor Grünewalds Abgang, in einem Brief aus Venedig an seinen Freund Pirckheimer beklagt: »Hÿ pin ich ein her, doheim ein schmarotzer etc.«

Ein »her« zu sein, manifestiert sich sicher nicht nur in der Kleidung, aber wie das Beispiel Grünewald zeigt, scheinen zumindest einige, oder eben einfach nur einer der nordischen Renaissancemaler, schon ganz Gentleman gewesen zu sein.

Der italienische Dürer, nämlich Leonardo, war bekanntermaßen ganz Herr, Hofmann und Dandy. In der berühmten Biografie von Nicholl steht dann auch mal drin, wie viel er mitunter für ein feines Kleidungsstück hinlegte:

»In the 1490s Leonardo purchased a 600-page book on mathematics, in folio, for 6 lire, and a silver cloak with green velvet trim for 15 lire.«

Von dem Geld für den mit grünem Samt abgesetzten Silbermantel konnte man immerhin für eine vierköpfige Familie ein Jahr lang Brot kaufen, soweit der Vergleich der historischen Währungsumrechner.

Regionalzeitung (Teil 24)

Leipzig, 7. April 2010, 21:58 | von Austin

 
  116.   entdeckte früh seine Leidenschaft für

  117.   das furiose Debüt des jungen Autors

  118.   um dem Alltag zu entfliehen

  119.   gerade heute, in diesen politisch bleiernen Zeiten

  120.   in ihren Bann zogen
 

Lost: 6. Staffel, 11. Folge

Frankfurt Airport, 7. April 2010, 15:22 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Happily Ever After«
Episode Number: 6.11 (#113)
First Aired: April 6, 2010 (Tuesday)
Deutscher Titel: »Bis ans Ende ihrer Tage« (EA 26. 5. 2010)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Eine Desmond-Folge, und endlich gibt es mal deutliche, fast schon holzhammerartige Überschneidungen der beiden Parallelwelten. Butter bei die Fisch, das Ende ist nah:

1. – Insel-Plot

Ein Klassiker unter den »Lost«-Motiven: Die Großaufnahme eines Auges, das zu einem gerade Erwachenden gehört. Diesmal ist es Desmond. Als erstes erblickt er diese Tina-Fey-Doppelgängerin Zoe, »das unnützeste, schmutzige plot device seit Bai Ling«, hehe. Ihre üble Windigkeit scheint sich Desmond sofort zu vermitteln, aber dann gleich Auftritt Widmore, der ihm verklickert, dass er wieder auf der Insel sei, nach welcher Information Desmond erst mal wild auf ihn eindrischt. Widmore erwehrt sich und belehrt den Aufmüpfigen wie­derum mit einem »Lost«-Zitateklassiker: »The island isn’t done with you yet!«

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Lost: 6. Staffel, 10. Folge

Leipzig, 7. April 2010, 03:05 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »The Package«
Episode Number: 6.10 (#112)
First Aired: March 30, 2010 (Tuesday)
Deutscher Titel: »Die Fracht« (EA 19. 5. 2010)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Am Anfang denke ich: WTF!, eine Sun-Folge, kucke dann aber doch weiter. Ansonsten wird im L.A.-Plot erzählt, wie es in Folge 6.06 dazu kam, dass Sayid nach der Niederstreckung von Keamy den armen geknebelten Jin in dieser Vorratskammer findet. Auf der Insel gibt es diesmal wieder extensive »my people«/»his people«/»our people«-Dialoge, also »Lost«-Lingo vom Feinsten.

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