Kaffeehaus des Monats (Teil 37)

sine loco, 28. Juli 2008, 14:59 | von Paco

Wenn du mal richtig Zeitung lesen willst:

Barcelona, Bar Lobo

Barcelona
Die Bar Lobo in der c/ Pintor Fortuny.

(»Alte Feuilletons liest man am besten auf einem solchen
Tisch aus richtig schwerem Holz.« –– Manufactum-Katalog)

Mies van der Rohe, Pieter de Hooch

Barcelona, 27. Juli 2008, 16:34 | von Paco

Ich bin auf dem Weg zum Museu Nacional d’Art de Catalunya (MNAC). In dem riesigen Bau am Fuße des Montjuïc befindet sich irgendwo versteckt ein frühes Gemälde von Pieter de Hooch, das ich für das ongoing de-Hooch-Projekt des Umblätterers in Augenschein nehmen will.

Zuerst jedoch führe ich am Fuße des Bergs, in der Nähe von M/v/d/Rohes deutschem Pavillon, einige Untersuchungen durch, deren Ergebnisse ich sofort an Dr. Obleser weitermaile, der sich gerade auf Rügen befindet und einige bestimmte Vergleichswerte benötigt.

Der Pavillon wurde zur Weltausstellung 1929 errichtet, dann gleich wieder abgetragen, 1986 aber wiedererrichtet. Im schön leeren Innenraum vergeht die Zeit, und hoppla, das Nationalmuseum wird jeden Moment schließen, also rase ich in ca. eineinhalb Minuten die Fahrstuhltreppen zum Palau hinauf.

Ich finde das Bild sofort: »El portador de malas noticias« (»The Bearer of Ill Tidings«), datiert auf ca. 1653/55. Die Beleuchtung ist relativ günstig, man kann ziemlich gut Details erkennen. Ich notiere ein paar Dinge, zum Beispiel in welchem Winkel die Tür geöffnet ist, durch die der Überbringer der schlechten Nachrichten herein­getreten sein muss.

Forthcoming:

Kuck, was kommt von draußen rein. – Die Öffnungs­grade von Türen und Fenstern auf den Gemälden von Pieter de Hooch. In:

Usw.

Auf den Spuren von Rami Fortis:
Leipzig — Barcelona

Girona, 26. Juli 2008, 18:12 | von Paco

Ryanair fliegt ja von Nobitz aus (nahe der Ingo-Schulze-Stadt Altenburg, also »bei« Leipzig) seit neuestem auch nach Barcelona. Und ich bin gerade in Girona, also »bei« Barcelona, angekommen und schieße über das erstbeste WLAN diesen Text hier ins Web.

Von Leipzig nach Barcelona trieb es (allerdings schon in den 80er-Jahren) auch Rami Fortis mit seiner damaligen Band Minimal Compact. Deren Europatour fand vor dem Fall of the Wall statt, als zwischen den beiden genannten Städten noch der Eiserne Vorhang zugezogen war.

Deshalb staunte ich nicht schlecht, als ich vor Zeiten einmal über einen Fortis-Song namens »Leipzig, Barcelona« (»לייפציג ברצלונה«) stolperte, der auf dem 1988er Album »Tales from the Box« (»סיפורים מהקופסא«) erschienen war.

(Ich habe den hebräischen Liedtext kurz mal für hebrewsongs.com transliteriert und rohübersetzt – hier –, allerdings nur ins Englische, da es auf Deutsch nicht wirklich nach irgendetwas klang. Originaltext ist hier.)

Leipzig war also schon vor den überquellenden Montagsdemonstrationen in der israelischen Rockmusik verortet, und das ist doch mal bemerkenswert. Europa vor der Wende scheint jedenfalls dunkel gewesen zu sein, sehr dunkel:

On the way between Leipzig and Barcelona,
The long black lane, and rain covers the picture,
Mustard bushes dazzle, no air to breathe,
We count the hours and await the rising of the sun,
The end of the tunnel.

Die Düsternis dieser Zeilen entspricht offenbar der Düsternis der 80er und der des geteilten Kontinents. Wenn Fortis den Song auf Konzerten brachte, meinte er übrigens manchmal, dass er missverstanden worden sei und die Tour eigentlich umgekehrt, von Barcelona nach Leipzig verlief, wie auch immer, das ist auf jeden Fall eine gute Anekdote.

Der Refrain geht ungefähr so:

You are broken, for a short while,
And you pull yourself together again
When the guitar saws through the night.

Ich bin auch broken (נשבר), weil ich zu den Druckluftschwankungen im Ryanairflieger den aktuellen »Spiegel« komplett zuende gelesen habe. Ich war ja gewarnt worden, aber ich musste das jetzt machen, schließlich hab ich noch genug andere Sachen zum fertiglesen. Zu Recht schwirrt mir jetzt der Kopf.

(Übrigens hat Ryanair die Strecke Altenburg–Girona, i. e. Leipzig–Barcelona, vor 2 Wochen komplett aus dem Winterflugplan gestrichen.)

Feuilleton und Pornografie (Teil 6):
Jens Friebe über Porn-Surfing

Leipzig, 24. Juli 2008, 18:06 | von Paco

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Motto: »You were born a human being (…) that gets to download porn off the internet, so really, you have everything to live for!«
(Anton Yelchin als »Charlie Bartlett«, 2007)
¯¯¯¯¯

Jens Friebe ist der Paul Celan der deutschen Popmusik, deshalb ist bei jeder Deutung Vorsicht geboten. Der Song »Gespenster«, der Opener des Debütalbums »Vorher Nachher Bilder« (2004), lässt sich allerdings nicht wirklich missverstehen. Er beschreibt sehr realistisch den Alltag eines Porn-Surfers:

Hochfahrn und dann auf ›Verbinden‹
›Welcome‹ – Willkommen an Bord
Die Maschine wird es finden
Ein dreckiges Wort

Ok, Windows/Linux/Mac OS ist fertig geladen, der Browser läuft, die Suchmaschine ist bereit:

Denk dir irgendeine Farbe
Wünsch dir irgendeine Zahl
›19-year-old redhead‹
Das ist deine Wahl

Ok, verstanden, der Suchterm ist eingegeben, man landet auf der Porn-Seite und …

(Refrain:)
Und du verliebst dich in Gespenster (4x)

Der absolute Clou des Songs! Die Bezeichnung der digitalen Nackte-Haut-Träger als ›Gespenster‹! Ein schönes Bild, das sofort einleuchtet.

Diese superbe lyrische Sublimierung des Themas hat noch weitere Strophen, die unter anderem vom »Back«-Button des Browsers handeln. Der komplette Text ist auf der Friebe-Homepage zu finden (eine Hörprobe auch).

Die Gedenktafel

München, 23. Juli 2008, 18:02 | von Paco

Im Englischen Garten. Wir unterhielten uns mit Nicholas Reinke, sicher einer der besten Jungschauspieler around, es ging zunächst um Werner von Haeften, Stauffenbergs Adjutant, den er in der TV-Fiction »Stauffenberg – Die wahre Geschichte« spielt. Das Thema hielt nicht lange, wir konnten gerade noch so das legendäre Boeselager-Interview streifen, das Frank Schirrmacher neulich unmittelbar vor Boeselagers Tod mit diesem geführt hatte.

Jedenfalls winkte uns dann Marcuccio heran. Die Runde war längst etwas unübersichtlich geworden, und er stand da etwas abseits und unterhielt sich mit einem jungen Bildhauer, der vor sich einige Steintafeln ausgebreitet hatte.

Eigenen Angaben zufolge studierte er an der ABK Stuttgart und interessierte sich eben besonders für Petrologie, arbeitete auch vorwiegend mit verschiedenen Gesteinen und erzählte uns vor allem von seiner so genannten »Gedenktafel«-Serie.

Ich war gleich sehr angetan, als mir ein etwa 30×20 Zentimeter großes Steinschild ins Auge fiel, auf dem eingemeißelt war:

AM 14. FEBRUAR 2002
BESUCHTE DER SCHRIFTSTELLER
HELMUT KRAUSSER
DIESE MÜLLER-FILIALE

Ich fragte den Künstler sofort, was das sollte, und er meinte, dass Krausser so ein Münchner Autor sei, den er gerne lese, der auch sehr bekannt sei, und in einem seiner Tagebücher habe er eine Stelle gefunden, die eben auf einen Besuch des Schriftstellers in einem Müller-Drogeriemarkt hinwies.

Der junge Bildhauer sammelte nämlich irgendwie lauter solche auf den ersten Blick banale Anekdoten berühmter Leute und meißelte sie dann in Stein.

Seine Geschichte stimmte auch noch, via Google Books fand ich sofort die Stelle, in der Krausser kurz von seinem Besuch bei Müller berichtete, und zwar im »Tagebuch des Februar 2002«, auf S. 67 der Erstausgabe (belleville Verlag 2002):

»In die Stadt. Bei Müller im Tal schmeißen sie Klassik-CDs zum Spottpreis raus. Das Wetter macht mich trübsinnig. (…)«

Wir gingen dann später noch a. a. O. vorbei (Adresse: Tal 23-25), wo ich dieses Foto schoss:

München, Müller im Tal

Im Eingangsbereich wäre auch wirklich noch irgendwo genügend Platz für die schöne ungewöhnliche Gedenktafel. Der aufstrebende Künstler will sein Werk jedenfalls der Filialleitung zuschicken mit der Bitte um Anbringung.

»Youth Without Youth«:
Helft mir nicht, ich bin Coppola!

Reykjavík, 23. Juli 2008, 12:57 | von San Andreas

Im Redaktionssystem fand ich eben folgenden Entwurf von Paco und die Frage, ob den »bitte irgendjemand« weiterschreiben kann:

Grad gesehen, den neuen Francis Ford Coppola. Hat einige harsh reviews abgekriegt, teils zu Recht. Ich fand die erste Stunde sehr verheißungsvoll, aber dann, sobald Alexandra Maria Lara und ihre Shanti-Gesänge ins Geschehen rücken, wird es schwierig. Hab trotzdem versucht zu folgen, irgendwann wollte ich aber nicht mehr. Am Ende reihen sich nur noch bedeutungsheischende Bilder aneinander.

Sehr nervig fand ich vor allem dieses zweite Tim-Roth-Ich, das ab und zu mal schräg ins Bild kuckt. Das hat bei »Heroes« besser funktioniert (ich meine Niki und ihr alter ego Jessica, das immer mal wieder heftig ausrastet).

Das linguistische Hauptthema, die Suche nach der Ursprache, ist an sich ja interessant, aber wohl nicht leicht verfilmbar. Schon vor ein paar hundert Jahren war das immer mal wieder eine beliebte Preisfrage, an der man sich lustvoll abarbeitete. Lustigerweise hielt zum Beispiel Friedrich Schlegel Sanskrit für diese ursprüngliche Sprache, von der alle anderen abstammten, und das kommt ja im Film so auch ein wenig durch. Aber mit A. M. Lara als Medium wirkt das zu seifig und dabei doch zu unzugänglich.

Matt Damon hat einen 10-Sekunden-Auftritt. Das hat mich recht erstaunt, dass er da einfach mal so uncredited am Set vorbeischaut. Da übrigens die Vorlage ja von Mircea Eliade stammt, warte ich gespannt darauf, dass auch mal so ein Capriccio von Ernst Jünger verfilmt wird, und damit bin ich sicher nicht allein, hehe.

Auch ich war aufgeschlossen, ja geradezu festlich gestimmt, und fand den ersten Teil promising, das Ganze entwickelte schon eine eigene Stimmung und war in erlesene Bilder gekleidet. Doch mit der Zeit vergurkt sich alles in einem gekrampften Transzendenz-Geschwurbel, wird anstrengend und träge. Arthouse hin oder her, wenn ein Film seine Zuschauer nicht halten kann, taugt er nichts.

Das Storytelling hinkt auf beiden Beinen, jegliche Resonanz geht flöten, und der Film schleppt sich durch immer prätenziösere Szenen wie auf einer frisch geteerten Straße. Irgendwann will man nicht mehr. Thematisch mag dieser linguistische Orientalismus für den einen oder anderen ganz nett sein, aber mir schwant, die Vorlage ist zu sehr Literatur, als dass Coppola einen Film draus zaubern könnte, der die Rauschhaftigkeit seiner alten Arbeiten entwickeln würde. »Apocalypse«, »Conversation«, »Pate« und dergleichen, selbst die Auftragsarbeit »Dracula« war filmisch-atmosphärisch famos.

Das Personal klang ganz vielversprechend, aber das Charisma von Bruno Ganz verschwindet schmerzhaft früh aus dem Film, Roth war für mich nun auch nicht gerade der Über-Sympath, und die Lara, ach geh, ja hübsch und so. Matt Damon in seiner bedeutungslosen Winz-Rolle war Onkel Coppola vielleicht noch ein Gefallen aus »Rainmaker«-Zeiten schuldig.

Wie man liest, hat sich der Cutter (guter Mann: Walter Murch) durch 170 Stunden Material kämpfen müssen. Coppola war wohl nach 10 Jahren Abstinenz ein wenig eingerostet, konnte sich nicht entscheiden und hat einfach alles mitgefilmt. Daraus eine kohärente Geschichte zu destillieren, ist ein hartes Brot, und sicher fällt es schwer, diesen großen Männern ins Gesicht zu sagen, sie hätten’s einfach mal vergeigt. Aber genauso zwecklos ist es, sich diese humorlose, undurchdringliche Narretei zur großen Kunst hochzustilisieren. Doesn’t work.

Bei alledem muss man aber bemerken, dass Coppolas Genie schon noch durchblitzt, der Mann wärmt sich auf für sein Alterswerk. Geschafft hat er den Sprung von seinem Schulden- auf seinen Weinberg, der »Youth« finanzieren half. Ein Herzensprojekt, independently gestemmt, sehr persönlich und deswegen egotripmäßig gefährdet. Er hat sich nicht reinreden lassen während der Produktion und gibt sich in Interviews auch sehr bärbeißig, was die Arbeit seiner Kollegen angeht. Das hat so was Trotziges. Helft mir nicht, ich bin Coppola. Hmm, na ja.

Wir warten auf »Tetro«, seinen nächsten. Bardem war gebucht, musste zurückziehen, Carmen Maura ist für ihn rein, wir kennen sie aus »Volver«. Und wieder ein Deutscher dabei: Brandauer. Ich weiß, Brandauer ist ebenso wenig deutsch wie Bruno Ganz und Frau Lara, aber wir sind trotzdem stolz, dass Coppola mit *uns* dreht. Irgendwie.

Wyndham Lewis

London, 22. Juli 2008, 08:15 | von Dique

Eliot überall. Im Hofgarten und am gleichen Tag an der Themse, zwar bin ich nicht rezitierend am Flusse spaziert, aber dennoch hatte ich Eliot im Kopf und in »The Waste Land« heißt es auch passend:

Sweet Thames, run softly till I end my song,
Sweet Thames, run softly, for I speak not loud or long.

Am Embankment dann ein Stück aufwärts sind es nur ein paar Schritte bis zur National Portrait Gallery, und dort gibt es seit Anfang Juli eine Wyndham-Lewis-Ausstellung zu sehen und, mit Eliot befreundet, hat Lewis diesen auch häufig porträtiert.

Ich muss aber gestehen, dass mich die Porträts von Ezra Pound noch mehr anzogen, besonders eine schwungvolle Bleistiftzeichnung, welche auch in der FT Weekend im Artikel von Jackie Wullschlager, »An angular vision«, abgebildet war.

In der Ausstellung ist dann eine ganze Wand mit Ezra-Pound-Porträts zu sehen, und noch schöner als das Lockvogelbild aus der FT ist ein Gemälde, welches Pound schlafend zeigt, wohlig zurückgelehnt, eine Zeitung auf dem Tisch.

Und YouTube sei Dank kann man neben Eliot auch der vibrierenden Stimme von Pound lauschen, mit der er seine eigenen Cantos rezitiert. Beim Suchen fand ich dann eine Verwurstelung anscheinend von und auf jeden Fall mit Jonathan Meese, dessen Kunst mir zwar ziemlich schnuppe ist, aber an den ich gern denke, weil Moritz von Uslar ihn im »Spiegel« mal ganz wunderbar zitiert hat, wie er zu einer lebendigen Kuh liebevoll sagte: »Du süße Maus«, oder so ähnlich.

Jedenfalls gibt es da bei YouTube dieses Stück »Jonathan Meese – ›Ezra Pound‹«, und das klingt natürlich erstmal alles ganz schrecklich, ist es aber nicht. Zu Samples von »Der Räuber und der Prinz« von DAF hört man eine Rezitation von Pound (»Hugh Selwyn Mauberly, Part I«: »For three years, out of key with his time, / He strove to resusciate the dead art …«), und im Hintergrund hört man Schafe blöken.

Dazu führen Meese und Konsorten einen irren Tanz auf, und das ist einfach genau DAS GROSSE KINO, welches so gern und so oft herbeizitiert wird. Es scheint sich um einen Teil einer Aufführung an der Berliner Volksbühne zu handeln, mehr weiß ich nicht und google mir deswegen nicht die Finger wund.

Aber zurück in die Lewis-Ausstellung. Seine besten Bilder entstanden in und um die 20er-Jahre und erinnern ziemlich an die Neue Sachlichkeit. Eines seiner Selbstporträts könnte man bei flüchtigem Blick glatt für Christian Schad halten, aber auch futuristische und kubistische Elemente schwingen hinein und herum.

Aber gut, was soll die zeitliche Beschränkung, auch spätere Werke begeistern, wie zum Beispiel das 1943er Porträt von Edith Sitwell (auch im Sessel, in grünem Übermantel und mit leicht aufgetürmtem Hut), bei welchem er einfach die Hände weglässt. Das fällt nicht sofort auf, obwohl Sitwell der Meinung ist, dass diese ihr bestes Feature seien, wie man in der Bildunterschrift lesen kann.

Lewis hat aber nicht nur gemalt, sondern auch geschrieben, und das nicht zu knapp: ganze 17 Titel, mit denen er allerdings gehörig daneben gegriffen hat. Waldemar Januszczak schreibt in seinem Artikel »Wyndham Lewis’s big mistake« in der »Times« dazu:

Some people drop clangers. Lewis dropped the entire carillon of bells.

Sein Artikel beginnt folgendermaßen, und vielleicht hätte das auch hier etwas früher kommen sollen, der viel beschworene Wermutstropfen:

Wyndham Lewis supported Hitler. I mention it straightaway, because I don’t want it looming up later to shipwreck my praise. Supporting Hitler – writing books in favour of the Führer – was Lewis’s greatest mistake as a controversialist. It ruined his reputation as an artist, turned him into a national hate figure and ensured that nobody would ever again take him seriously as a thinker.

Im Untertitel zu diesem Artikel kommt Januszczak aber zu dem Schluss: »Yes, he was a fascist sympathiser, but the firebrand vorticist Wyndham Lewis is still one of our finest portraitists.« Und das stimmt eben auch.

Doppelalbum:
The Waste Land / Deutsche Schilderungen

München, 21. Juli 2008, 11:21 | von Paco

Wir gingen in den Hofgarten, um dort ein wenig Boule zu spielen. Unterwegs erzählten wir uns unsere Lieblingsstellen aus T. S. Eliots Megapoem »The Waste Land«, das ja eben auch kurz im Hofgarten stattfindet:

(…); we stopped in the colonnade,
And went on in sunlight, into the Hofgarten,
And drank coffee, and talked for an hour.

Wobei Eliot selber den Ort immer wie ›hoffgahten‹ betont hat. Es ging also um diese und jene Stelle, aus Volkes Gewimmel heraus verstand immer mal wieder jemand Satzfetzen und rief uns zu: »Eliot?«, und wir nickten dann freundlich.

Mittlerweile war Marcuccio eingetroffen, der auf dem Weg von Konstanz nach Innsbruck kurz in München halt machte. Wir schossen ein paar Details der aktuellen FAS-Ausgabe hin und her, zum Beispiel den Aufmacher des Gesellschafts-Teils: »Deutsche Schilderungen« heißt der sehr sonntagstaugliche Text von Sascha Zoske.

Es handelt sich um eine schöne kleine Kompilation der Begrüßungsschilder, die die einzelnen Bundesländer auf ihren Autobahnen verteilt haben. Der Artikel wurde unterschwelllig offenbar eventuell vielleicht auch getriggert durch die neulich erfolgten Tiefensee-Vorschläge zur Abschaffung 22 bestimmter Verkehrsschilder.

Abends im Schuhmann’s hatten wir die Eingebung, dass wir am besten keine FAS-Langreviews mehr machen sollten.

Ratlosigkeit

München, 18. Juli 2008, 21:37 | von Paco

Wir trafen uns am Dienstagabend auf ein Eisbein beim Straubinger. Millek kam wieder mal 25 Minuten zu spät (ich nur 23). Irgendwann wurde der riesige Gute-Laune-Senftopf auf den Tisch gewuchtet, aber selbst er konnte unserer Ratlosigkeit nicht Einhalt gebieten: Wir hatten nämlich beide im Verlauf der letzten beiden Tage den neuen »Spiegel« durchgelesen (29/2008).

Also: Was ist mit der Kulturredaktion des »Spiegel« los? Es geht um den »etwas anderen Einbürgerungstest« von Thomas Tuma, S. 162-163. Wer genau hat dieses schmerzhaft unlustige Etwas passieren lassen? Das schien unser Wappentier, der Dunkelmann des Feuilletons, mit diesem vorwurfsvollen Blick zu fragen:

Vorwurfsvoller Blick

Alle anderen Medien hatten sich schon Wochen vorher über die kursierenden Details des geplanten Einbürgerungstests amüsiert – ich erinnere an die ganz super hervorragende Glosse auf der Frontpage der FAS vom 15. 6. (überhaupt ist diese FAS-Willkommensglosse eine der souveränsten Vertreter ihres Faches, dazu an anderer Stelle mehr).

Und jetzt kommt dann der »Spiegel« mit diesem Witzeschrott, auf den Oliver Gehrs ja auch schon mal hingewiesen hatte. Also: kleine »Spiegel«-Krise. Wobei das Heft ansonsten sehr gut ist: das Leon-De-Winter-Interview, das Flavio-Briatore-Porträt von Detlef Hacke, die Moskau-Titelstory von Erich Follath und Matthias Schepp. Usw.

Ansonsten schöne Grüße aus München, morgen startet hier das big Stadtfest zum 850sten. Werde mich aus diesem Anlass noch mal mit dem Stadtartikel im Zedler beschäftigen (Bd. 22, Sp. 299-303).

Kaffeehaus des Monats (Teil 36)

sine loco, 18. Juli 2008, 03:15 | von Paco

Wenn du mal richtig Zeitung lesen willst:

Kopenhagen, Café Øieblikket

Kopenhagen
Das Café Øieblikket in der Königlichen Bibliothek.

(… og dejlig chokolade med kager til.)