Europa sucht den Superleser

Konstanz, 14. August 2008, 06:56 | von Marcuccio

»Zu Hause lese ich schon seit Jahren kein Buch mehr (…), ich habe niemals in meinem Leben ein einziges Buch ausgelesen, meine Art zu lesen ist die eines hochgradig talentierten Umblätterers, also eines Mannes, der lieber umblättert als liest …«

(Thomas Bernhard: Alte Meister. Ffm.: Suhrkamp 1985, S. 38 f.)

Hatte es der Umblätterer, auf den Spuren von Thomas Bernhard, getAbstract und Lesen 2.0, nicht immer prophezeit? Das ungelesene Buch wird das Mega-Thema der nächsten Jahre. Jetzt geht’s los: Der Literaturbetrieb schreibt sein erstes Lesestipendium aus.

Richtig gelesen: Le–se–sti–pen–di–um. Subventioniertes Schreiben im Bahnwärterhäuschen ist megaout, neu gibt’s Geld und Zeit und Haus (ok, Gästewohnung) fürs Lesen, offeriert von der Grazer Schreibkraft.

Was man mitbringen muss, ist eine Leseliste mit zehn Titeln. Eine Begründung, warum man die zu lesen vorhat. Plus die Bereitschaft, sich als Vertreter der »subventionswürdigen Spezies« Leser (FR) hinterher interviewen zu lassen. Im Gegenzug bekommt man drei Wochen Lesezeit in Graz mit 1100 Euro spendiert. Ist das ein Angebot für Umblätterer oder ist es keins?

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