Judith Lembke (zugeschrieben), Alan Greenspan (Rückenschmerzen), Monocle (Zugabe)

Madrid, 24. September 2007, 00:12 | von Dique

Warum hat der Umblätterer eigentlich nichts dazu gesagt, dass vor zwei Wochen Martin Walser für den Wirtschaftsteil der FAS interviewt wurde und in diesem wunderbar gegen die Steuerlast in Deutschland schwadroniert? Wir werden es nicht verraten.

Ich war heute der Einzige in Madrid, der die aktuelle FAS lesen konnte, denn Paco nimmt immer ›Papier‹ und denkt, das merkt sich niemand (LOL).

Judith Lembkes »Neulich in meinem Café« hat dermaßen abgebaut, dass ich der Meinung bin, dass das gar nicht mehr von Judith Lembke geschrieben wird. Wie bei einem zweitklassigen Altmeistergemälde handelt es sich hier maximal noch um Werkstattarbeiten. Zuschreibungen wie »Nachfolger von« oder »Im Stil von« Judith Lembke würden mich bei den Kolumnen der letzten Wochen nicht überraschen.

Ansonsten: Alan Greenspan auf Promotour durch die Gazetten dieser Welt, um sein neues Buch zu preisen. Das doppelseitige FAS-Interview (S. 38–39, hier die Ankündigung auf faz.net) ist sehr gut. Es gibt da ein schönes altes Foto von dem über Rückenschmerzen klagenden Greenspan, am Boden liegend in einem vollbesetzten Büro im Weißen Haus.

Dass er mit der aktuellen Finanzkrise nach seinem Ermessen überhaupt nichts zu tun hat, erscheint ein bisschen kurz geschossen, schließlich hat doch seine Fed Dollars gedruckt wie andere Butterbrotpapier. Egal, ich glaube ihm und freue mich auf die Lektüre von »The Age of Turbulence: Adventures in a New World«.

Dann noch schnell die aktuelle »Monocle«, die September-Nummer (Vol./Jahrgang 1, issue 6). Darin erfährt man etwas über Sarkozys Liebe zu Tassel Loafers. Außerdem widmet sich das Magazin dem Nation Branding. In der Einführung werden potenzielle Kandidaten genannt, z. B. das Kosovo oder das vielleicht irgendwann wiedervereinigte Korea oder auch Schottland, wo die Unabhängigkeitspartei derzeit die Mehrheit im Parlament hält.

Jedenfalls folgt dann das Ideenbeispiel eines Phantasiestaates Costazzurra (Ergebnis einer Vereinigung von Liguria und Monaco im Jahr 2014). Für diesen werden originelle Designs vorgeschlagen, für Briefmarken, die Flagge, Straßenschilder usw.

Der Font Gotham wird als Corporate Typeface benutzt, mit dem alle offiziellen Dokumente des Landes verfasst würden, und er macht sich wirklich prima auf den vorgeschlagenen Schildern, den Briefmarken und dem schnittigen Reisepass.

Dabei muss man dem Artikel als einzige Schwäche ankreiden, dass in der Einführung Belgien nicht genannt wird, ist doch die mögliche Spaltung des Landes gerade wieder weit oben auf der Möglichkeitsagenda, siehe den »Spiegel« von neulich, wir unterhielten uns im »Subway« darüber.

2 Reaktionen zu “Judith Lembke (zugeschrieben), Alan Greenspan (Rückenschmerzen), Monocle (Zugabe)”

  1. Paco

    Hey Dickie, Judith Lembke ist deine erklärte Lieblingskolumnistin, da geht man durch dick und dünn mit ihr. Ich weiß noch, wie es war, als du deine Peter-Richter-Krise hattest, die ist ja jetzt auch wieder vorbei, hehe.

    Dann bis gleich im »Curb«-Hotel, Folge 3, endlich.

  2. Dique

    Auf Seite 2 der gestrigen FAS noch ein kleines Bild von Fidel Castro und er haelt das neue Buch von Greenspan in der Hand!

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