Die perfekte ungelesene FAS-Ausgabe!

Madrid, 23. September 2007, 18:16 | von Paco

Ok, man muss die FAS jeden Sonntag kaufen, lesen, besprechen, verleihen, verschenken, alles eben.

Trotzdem sollte man auch mal mit Absicht eine Woche auf sie verzichten. Schon damit man nicht dieses been-there-done-that-Gefühl verbreitet. Etwas Unsicherheit tut auf jeden Fall gut. Außerdem kann man sich immer darauf berufen, DIESE eine Ausgabe eben nicht gelesen zu haben. Dabei springt mitunter ein einstündiges Gespräch heraus, die Mitleidsschiene eben.

Letztes Wochenende sollte genau so ein Wochenende sein. Auch nicht ganz freiwillig, denn in Madrid gibt es die FAS nun mal nicht zu kaufen.

Und heute? Heute kam Cobalt von Barajas aus angefahren und winkte uns in der Nähe der Puerta del Sol schon von Weitem mit einem Haufen Papier zu. Er hatte tatsächlich die letzte »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« dabei (16. 9. 2007).

Und dann saß ich eben im Retiro und las mitten in der Madrider Sonne den Harald-Staun-Artikel über Florian Wieder, den Studiodesigner der deutschen TV-Republik. Hä?, dachte ich die ganze Zeit. Die Kolumnen von Anne Zielke, Peter Richter, Marcel Reich-Ranicki und Stefan Niggemeier waren dann auch nicht überdurchschnittlich (wie sonst ja eigentlich üblich).

Dietmar Daths neues Buch »Waffenwetter« habe ich diese Woche bereits gelesen, deshalb war der Vorabdruck auf S. 29 für mich etwas wertlos. Auf der Seite steht allerdings auch: »Dietmar Dath, 37, WAR bis vor kurzem Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung«, und das hatte ich bis jetzt nicht mitbekommen, dass er jetzt offenbar raus ist, was aber sicher keinen Einfluss auf seinen Output hat (da hat sich jemand vergeblich gefreut, hehe).

Den Artikel von Claudius Seidl über die »taz«-Biografie von Jörg Magenau hatte ich schon im Netz gelesen, ebenso wie Julia Enckes Kritik zur Walser-Verfilmung »Ein fliehendes Pferd«.

Mit anderen Worten: Das wäre die perfekte ungelesene FAS-Ausgabe gewesen!

Aber Moment, in der Metro las ich dann noch den Reiseteil. Dort berichtet der Tourist Herbert Feuerstein von seiner Borneo-Reise, und das reißt einiges wieder heraus. Alles läuft auf seine Begegnung mit einer 60-cm-Rafflesia-Blüte hinaus und gewinnt dadurch novellenartigen Charakter.

Auf dem Weg nach Hause schenkte ich die zerlesene alte FAS einem Fischhändler und freute mich auf morgen. Denn dann gibt es zum Frühstück die aktuelle FAS, die Cobalt glücklicherweise auch im Gepäck hatte. Eine frische, auch von ihm ungelesene, da er im Flieger lieber »Liberty City Stories« auf der PSP spielen musste (»peng! peng!«).

Und die Erstlektüre der heutigen FAS hatte Dique beim Schnick, Schnack, Schnuck gewonnen. Ich musste daher den älteren, schon zerknitterten und leicht aufgeplusterten Papierhaufen übernehmen. Was irgendwie folgerichtig war, denn er hatte auf ›Schere‹ gesetzt, ich leider auf ›Papier‹.

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