Verschrobene Doomsayer

London, 21. August 2007, 00:57 | von Dique

Was für ein FAS-Feuilleton, ein Feuerwerk der guten Artikel. Da ist der von Botho Strauß persönlich geschriebene über Abendland-Untergänger Spengler (S. 19). Es nähert sich ein neuer Band mit Aufzeichnungen aus dessen Nachlass.

Vor zwei Wochen gab es den George-Artikel, sicher auch den entsprechenden Ereignissen bzw. Publikationen folgend, aber wenn die FAS Agenda-Setting mit verschrobenen Doomsayern betreiben würde, dann müsste am nächsten Sonntag ein Gómez-Dávila-Artikel folgen.

Die bildredaktionelle Untermalung müsste dann unbedingt in die Folge passen: der graue George, der aus schimmerndem Rot starrende Spengler und der Gómez Dávila dann vielleicht hinter dichtem Grün. Und auf dem Cover irgendeiner Jubiläumsausgabe dann mal alle drei nebeneinander.

Dann dieser Richter-über-Richter-Artikel (S. 21). Ersterer: Peter, dessen wöchentliche Kolumne diesmal sogar gut ist (über die Schwemme an Büchern und Ausstellungen über Punk in der DDR). Letzterer: der Maler Daniel Richter, der ein ziemlich interessantes Experiment machte, nämlich in Paris auf der Straße, ohne sich zu erkennen zu geben, kostenlos oder für 5 Euro Porträts von Passanten malte.

Dabei stellen er, der Autor und auch wir fest, dass der Maler eines nicht kann, nämlich malen (hier bitte keine Erbsenzählerei und Diskurse über Malen und Zeichnen etc.), und das ist anscheinend auch nicht wichtig.

Ohne Schmach und Schande gestehen beide Richters ein, dass wir es bei dem laut FAS nach Neo Rauch teuersten deutschen Gegenwartsmaler (was ist eigentlich mit dem dritten Richter im Bunde, Gerhard, der ist doch teurer und malen kann der auch, hehe) eigentlich mit Wunst zu tun haben.

Und dann das spannende Interview mit dem emeritierten Fußballer Mehmet Scholl (S. 22). Gut, es geht um Musik und Fußball, der alte Heuler, der einzige Weg, auf dem englische Teenager dem Milieu der Arbeiterklasse entrinnen können, so ähnlich sagte es jedenfalls mal Rod Stewart vor zwei Dekaden in der »Bravo«.

Egal, der Teil über die Stadionmusik ist wirklich lustig, für die sich manche Spieler schämen, besonders, wenn sie gegen bestimmte Mannschaften antreten. Am besten selber lesen und nicht den Gómez Dávila nachahmen, denn der las keine Zeitung, sondern nur Bücher, weil ihm die Informationen aus der Zeitung zu vergänglich waren.

(Umlaute und ›ß‹ eingefügt von Paco, aufgrund einiger Hatemails von Sprachbewahrern. Denn Diques H-P hat keine Umlaute, und auf einem Notebook ohne NUM-Block ASCII-Codes einzugeben kann schließlich kein Mensch verlangen.)

5 Reaktionen zu “Verschrobene Doomsayer”

  1. Cobalt

    na, am besten ist ja die Stelle, an der er Liam Gallagher zitiert: „Robbie, das ist der dicke Tänzer von Take That“ *lach*

  2. Cobalt

    ach, btw: Der Umblätterer bekommt schon Hatemails? ich würde sagen, damit habt ihr den Durchbruch endgültig geschafft

  3. Paco

    Absolut!

  4. Dique

    Cobalt, danke fuer dieses Zitat, das fand ich auch grossartig, sehr grossartig sogar, der dicke Taenzer von Take That, hehe.

    Das hat mich an eine Folge von Extras erinnert in der Andy’s Manager den Harry Potter Darsteller Daniel Radcliffe als „the little magical kid with the glasses“ einfuehrt.

  5. Paco

    On a sidenote, Mehmet Scholl erwaehnt ja auch die Dropkick Murphys als seine Lieblingsband. Die sind bekanntermassen so richtig hochgeschossen, seit Scorsese den Hammersong „I’m Shipping Up To Boston“ in „The Departed“ reingenommen hat, in dieser herrlichen Szene gegen Ende.

    Und dass der Lederhosentraeger dann auch noch diese Hammeranekdote mit Arcade Fire erwaehnt („Diese Kirchenorgelscheissmusik?“), waere endlich mal ein Grund fuer San Andreas, die FAS gelesen zu haben, hehe.

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