Archiv des Themenkreises ›S-Zeitung‹


Was vom Tage 37 übrig blieb:
Friedrich café bistro bar, Alsterdorf

Hamburg, 7. Oktober 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Ausflug zum Eppendorfer Moor, sehr lustig, dort mit dem Teutonia langzucruisen. In der Gegend um das Moor herum äußerst geringe Cafédichte. Möglichkeit zur Einkehr quasi nur im …

Friedrich café bistro bar
Alsterdorfer Straße 283
(Alsterdorf)

Espresso: €2,30.

Tolles Wetter, wir sind die einzigen Gäste, sitzen draußen mit Blick über die Straßenkreuzung. Aus den Außenlautsprechern klingt leise »Voyage Voyage« und erzeugt so eine tolle Nachmittagsstimmung, die das Wochenende einläutet, Menschen rennen zum Bus, irgendwann ziehen wir auch weiter, wie fast immer Richtung Stadtpark, dabei am Polizeimuseum vorbei (heute geschlossen).

Überhaupt der Stadtpark in diesem sommerlichen Herbst, so-so herrlich.

Dort lese ich auch endlich die SEITE DREI der heutigen SZ zu Ende, begonnen schon heut morgen, Zeitung einmal umgeschlagen, zweimal umgeklappt, so dass ich sie in der linken Hand halten konnte, während ich mit der rechten den Teutonia navigierte. Ging nicht so gut diese Lektüreart, ich schaffte die erste Spalte kaum bis zur ersten Zwischenüberschrift und wirbelte das Blatt erst mal wie eine Frisbeescheibe in den Stauraum unter dem Sitz.

Es gibt aber noch andere wichtige Gründe für einhändiges Kinderwagenschieben, auch hier wird das fast immer mit rechts getan, während am linken Arm eine Fitnessuhr prangt. Der Vorteil ist, dass diese Uhren dann die Schritte richtig zählen können. Wenn beide Hände an der Querstange liegen, gehen Schritte verloren und das Quantified Self ist frustriert.

Aber nun, DIE SEITE DREI, Johanna Adorján hat für ein Porträt Ruben Östlund in seinem Dorfhaus in Campos auf Mallorca getroffen. Mich hatte damals sein Film »Force Majeure« ziemlich geflasht, fein rausgearbeitete soziale, innerfamiliäre Folgen einer dann doch nicht so gefährlichen Schneelawine, genial, und nun geht es um den neuen Film »Triangle of Sadness« und Östlunds Hauptthema: »Was bedeutet heutzutage eigentlich Männlichkeit?« Das Gespräch mit dem Regisseur scheint angenehm gewesen zu sein: »Es fällt auf, dass er nie genau so antwortet, wie man es in Interviews schon gelesen hat, er fügt Neues hinzu« – ein Kolibrifalter schwirrt auch noch herum in dieser Homestory und der letzte Satz lautet: »Sein nächster Film, sagt er dann noch, werde übrigens während eines Langstreckenflugs spielen und davon handeln, dass das Entertainment-Programm an Bord nicht funktioniert.«

In der FAZ steht erst heute der Nachruf auf Kohlhaase. Bert Rebhandl muss auch hier einfach nur die vom ihm geschriebenen Filme aufzählen und Erinnerungen kräuseln sich im Kopf.

Sandra Kegel über den Nobelpreis für Annie Ernaux – unter den »bisher 119 Literaturnobelpreisgewinnern […] überhaupt erst die siebzehnte Frau«. Geht unter anderem um ihre Romananfänge: »Schon ihre ersten Sätze sitzen und sind nicht auf Seite zwei wieder vergessen. Stattdessen will man bei ihr unbedingt den zweiten Satz lesen.« Als Probe aufs Exempel dienen die Anfänge von »Die Jahre« und »Eine Frau«.

Der Artikel erinnert mich daran, dass ich den Ernaux-Artikel in der SZ vorhin übersehen haben muss, also noch mal schnell dort nachschauen, Marie Schmidt hat das übernommen und sie berichtet davon, wie vor ein paar Wochen am Literarischen Colloquium Berlin die Autorin mit ihrer Übersetzerin Sonja Finck über diesen Halbsatz aus »Die Jahre« diskutiert hat: « Aucun “je” dans ce qu’elle voit comme une sorte d’autobiographie impersonnelle – mais “on” et “nous” ».
 


Was vom Tage 36 übrig blieb:
Café Délice, Eimsbüttel

Hamburg, 6. Oktober 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 7:30 Uhr.

Familienbesuch in Eimsbüttel, Playdate, Spaziergang, Spielplatz Telemannstraße. Zu guter Letzt noch ins …

Café Délice
Osterstraße 168
(Eimsbüttel)

… wo wir draußen an Tisch Nummer 31 Platz nehmen.

Espresso: €3,00.

Na ja, und in der SZ zuerst Göttlers Nachruf auf Wolfgang Kohlhaase, im Prinzip muss der Nachrufschreiber ja nur all die schönen Filme aufzählen, denen Kohlhaase das Drehbuch geschrieben hat, und genau das macht Göttler auch.

Die ZEIT (Ausgabe 41/2022) diesmal nicht so interessant. Um trotzdem was zu lesen, Hanno Rauterberg zu DALL·E 2, »eines dieser Programme, über die gerade aufgeregt diskutiert wird«. Hab damit auch schon experimentiert und war ganz psyched, hatte es aber auch schnell wieder vergessen:

Schnell noch die FAZ aufblättern, wo mich die Rezension von Emilia Kröger zu Franziska Gänslers Roman »Ewig Sommer« in den Bann zieht, das Setting ein einsames Hotel, außerdem noch Waldbrandgebiet, »ein hochaktuelles und vielversprechendes Romandebüt«, würde ich sofort lesen, wenn ich grad die Zeit hätte.

Abends noch mal raus, beim Zirkeln um den Block einmal durchs neue Jens-Friebe-Album.
 


Was vom Tage 35 übrig blieb:
Kropkå, Eimsbüttel

Hamburg, 5. Oktober 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:45 Uhr.

Morgens läuft im Hintergrund die neue Folge von Katherine Ryans Podcast »Telling Everybody Everything« (»Dahmer«).

Mittags nach Eimsbüttel zu Marc, der zufälligerweise nun in der alten Wohnung von Gerd Haffmans wohnt. Wir streunen ausgiebig durchs Viertel (die Garmin wird für unseren Spaziergang über 10.000 Schritte anzeigen), mittendrin werden wir immer mal wieder von den sprichwörtlichen älteren Damen angehalten, die voller Komplimente einen Blick in die Trage erhaschen wollen.

Dann hinein ins …

Kropkå
Eppendorfer Weg 174
(Eimsbüttel)

Bzw. nicht hinein, wir setzen uns draußen hin in den Spätsommeroktober. Rechts neben dem Kropkå befindet sich der Dittsche-Drehort Eppendorfer Grill-Station (ein Hauch von Grillhähnchen zieht herüber).

Das Café hat sehr viele Kindersitze, in denen sich ein halbes Dutzend Null-bis-Drei-Jährige niedergelassen haben. Auch für uns ist noch einer übrig und wir essen und trinken und erzählen eine Stunde oder so. Wir bonden auch ein bisschen mit dem Personal, und interessant ist zum Beispiel, dass ›Kropkå‹ ein Fantasiename ist, weder polnisch noch skandinavisch gemeint!

Espresso: €2,20.

Zeitungen überfliege ich erst später während des Babynachmittagsschlafs im Stadtpark. In der SZ zuerst aus alter Verbundenheit Max Fellmanns Rezension der neuen, zehnten Björk-Platte, »Fossora«. Er beschreibt den Inhalt ihres Albums »Debut« vor 29 Jahren sehr schön mit: »Techno plus Island-Pop plus Alien-Charme«. Ich kann mich noch sehr erinnern, wie ich zum ersten Mal »Big Time Sensuality« gehört habe 💥 und dann in den nächsten Wochen tausend weitere Male. Ein bisschen der Subtext in Fellmans Artikel ist, und damit steht er sicher nicht allein, dass es seit »Debut«, na ja, nicht unbedingt immer besser wurde. Ansonsten ist sein Artikel eine einzige Lobpreisung von Björks Stimme, »das einmaligste aller Instrumente«, okay!

Eine Seite weiter Peter Richter über die Louise-Bourgeois-Ausstellung im Gropius-Bau, da wollte ich eigentlich auch noch hin, aber schaffe das leider nicht mehr bis zum 23. Oktober, kleiner Trost: »inzwischen wird praktisch auch jederzeit irgendwo anders das Werk der Louise Bourgeois gezeigt«.

Will die SZ schon aus der Hand legen, als ich auf der Medien-Seite noch Willy Winkler entdecke, Rezension der dreiteiligen Doku-Serie »Petra Kelly – Der rätselhafte Tod einer Friedensikone« (auf Sky). Die Spielszenen innerhalb der Doku gehören »zur Guido-Knopp-Anmutung, ohne die Zeitgeschichte im Fernsehen offenbar nicht geht« usw.

Der Babynachmittagsschlaf dauert noch etwas länger, und ich schaue das SuKuLTuR-Leseheftpaket durch, das mir Marc eben mitgegeben hat. Ich bleibe bei Leonhard Hieronymi hängen, »Materialien zur Kritik Jodie Fosters«, weil Kapitel 2 in Leipzig spielt, im Juni 2008, während der Verleihung des »BILD Osgar«, falls diesen Preis noch jemand kennt. Genrebezeichnung der Erzählung: »Ein Stunt«, und in 10 Minuten oder so rase ich durch die 14 Seiten, und beschwingt durch den manifestösen Ton der letzten Sätze schaue ich in plötzlich offene Babyaugen und wir setzen unsere Reise durch den unendlichen Hamburger Stadtpark fort, immer gefangen in der »continuidad de los parques«, von der Cortázar schrieb.

Ach so, heute wurde auch der Podcast von Cathy Hummels und Heinz Strunk gedroppt, höre abends noch schnell den ersten Teil.
 


Was vom Tage 30 übrig blieb:
Café Reinhardt, Wellingsbüttel

Hamburg, 30. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

🎶 Hot Chip: Down

Das Café Reinhardt gibt es zweimal, einmal in Poppenbüttel, aber ich bin heute hier, zwei Kilometer südlich:

Café Reinhardt
Julius-Vosseler-Straße 42
(Wellingsbüttel)

Espresso: €2,60.

Ganz tolle FAZ heute. Kann wie immer aus Zeitmangel nicht alles lesen und beginne erst mal mit Kai Spankes Rezension zu Jens Balzers Buch über kulturelle Aneignung.

Der Aufmacher im SZ-Feuilleton ist Andreas Bernards Rant gegen Airbnb (»Verlogen wohnen«). Er beschreibt Szenen im Pariser Marais, im Berliner Prenzlauer Berg und in El Born, Barcelona, und sieht »geschichtsträchtige Bauten, die zum Niemandsland des globalen Tourismus geworden sind«. Ihn stört auch der »Sound der Weltverbesserung und Selbsterfüllung«, der das gemeinschaftliche Geldverdienen von Konzern und Vermietern begleitet. Er zitiert einige Sätze des Airbnb-Chatbots und beschreibt das typische Airbnb-Apartment: »ein Bett, ein Stuhl für die Wäsche, ein Kleiderschrank und an der Wand ein Foto von Robert Doisneau oder den Bauarbeitern auf dem Wolkenkratzer in der Mittagspause«.

Spätnachmittags Aufbruch nach Dresden und genau als wir in den Stau auf der A2 geraten sind die 20:00-Uhr-DLF-Nachrichten zu Ende und es folgt ein Feature zu Leila Slimani: »Macht, Lügen und Geheimnisse«. Simone Hamm hat die Autorin dafür in Lissabon getroffen. Die herrliche Carine Debrabandére interpretiert den Zitrangenbaum in Slimanis Werk usw. Könnte ich stundenlang zuhören, aber nach einer knappen Stunde ist Schluss.

Vor dem Schlafengehen am Handy noch Shaun Walker im »Guardian« zu Putins Rede am Nachmittag: »more angry taxi driver than head of state«.
 


Was vom Tage 29 übrig blieb:
Café Ines, Lokstedt

Hamburg, 29. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 5:15 Uhr.

Heute mal um den Tierpark Hagenbeck herum unterwegs, dann ins:

Café Ines
Julius-Vosseler-Straße 42
(Lokstedt)

Espresso/Bica: €2,10.

Portugiesisch geführt, deshalb steht da nach dem Schrägstrich ›Bica‹ auf der Preisliste.

Schnell in die ZEIT reinblättern (Ausgabe 40/2022). Aus dem Interview mit Edgar Reitz geht hervor, dass die Redakteurinnen Hella Kemper und Katja Nicodemus gleich drei Aufnahmegeräte dabei haben, »Nummer sicher«, interessant. Nächster Artikel: Timo Posselt über die Bedeutung von TikTok für die Buchbranche, hat auch mal direkt bei dtv nachgefragt, der Verlag ist »auf der Plattform bereits seit Sommer 2021 präsent, zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich«, derzeit kommen sie auf 12.000 Follower, und ich schau auch gleich mal nach.

In der SZ eine SEITE DREI von Renate Meinhof, über Aelrun Goettes Film »In einem Land, das es nicht mehr gibt«, super, muss ich schauen.

Die beiden Jubiläumstexte zu Brechts »Trommeln in der Nacht« (in der SZ von Albert Ostermaier, in der FAZ von Jürgen Kaube) schaffe ich zeitlich leider nicht mehr, nur irgendwie kurz überflogen. Und abends werden die Zeitungen entsorgt, denn ich hab mich hart gegen’s Aufheben entschieden, sonst häufen sich während der Karenzzeit zu viele ungelesene Ausgaben und Artikel an.

Das Café Ines liegt ja äußerst knapp nicht mehr in Stellingen, aber der Amsinckpark liegt dann wieder im Nachbarstadtteil, und dort rollt jetzt der Teutonia lang. Niemand unterwegs, schön ruhig da, dann noch Schaukeln auf dem Spielplatz Deelwisch.
 


Was vom Tage 28 übrig blieb:
Carlos Coffee, Eimsbüttel

Hamburg, 28. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

🎶 DIIV: Under the Sun

Sonnigster Herbsttag, genau richtig für Eimsbüttel. Relativ random kehre ich dann ein im …

Carlos Coffee
Osterstraße 83
(Eimsbüttel)

In manchen Cafés gehören ja so lustige Sprüche zum Inventar, hier ist es »Das Kaffee-Unser«, das an der Bar aufgestellt ist: »Kaffee unser, der du bist in der Tasse. / Geheiligt werde deine Bohne. / Dein Röstgrad komme. / Dein Aufwecken geschehe.« Und so geht das weiter. Hm.

Espresso: €1,90.

In der FAZ lese ich aus Zeitmangel nur den Feuilleton-Aufmacher, Andreas Kilbs Rezension der Neuverfilmung von Remarques »Im Westen nichts Neues«. Die anderen beiden Filme (von 1930 und 1979) habe ich mehrfach gesehen und der dritte muss natürlich auch her, sobald er Ende Oktober auf Netflix läuft. Kurz ein paar Drehbuch-Facts: Der Kasernenhofschinder Himmelstoß wurde wohl gestrichen, und es wurde eine Parallelhandlung eingebaut, in der Erzberger mit einer Delegation nach Compiègne fährt, um dort den Waffenstillstand auszuhandeln, okay. Zum Filmischen: Die Schützengräben sind wohl sehr »präzise und exakt komponiert« (Zitat Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden) und erst mal klingt das alles sehr positiv, aber insgesamt findet Kilb den Film dann doch schlimm, denn triefende Moral sei mit einer »Überwältigungsästhetik« kombiniert, Seitenhieb auf Netflix: »vielleicht liegt gerade in der Verbindung von hölzerner Symbolik und überzüchteten Kamerabildern ein Prinzip des neuen Weltmarkts für Bewegtbilder«.

Die SZ nur kurz durchgeblättert, beim Judith-Schalansky-Interview zu ihrer Beteiligung an der Future Library blieb ich kurz hängen, musste dann aber los, und zwar zum Schaukeln im Isebekpark.

Abends dann noch den super gestalteten Artikel in der heutigen FT gelesen: »The 90km journey that changed the course of the war in Ukraine«. Während man durch den Text scrollt, werden die rund 6.000 km² Geländegewinne der ukrainischen Armee durch interaktives Kartenmaterial, Fotos und kleine illustrierende Videos (von Tiktok und Twitter) visuell erfahrbar gemacht.

Außerdem den ganzen Tag im Blick: die sich dem Ende nahende Schlacht um Lyman.

Ach so, sah dann noch auf Uebermedien, wie Precht/Welzer von Nils Minkmar in aller Kürze vorgeführt werden. Dabei wieder ein paar Interna aus der Schirrmacher-Ära: »Der verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, der es wirklich verstand, Themen zu setzen und von seiner Meinung überzeugt war, stöhnte einmal: Wenn ich erzähle, dass ich mit diesem oder jenem essen war, kann ich sicher sein, am nächsten Tag eines Verriss seines neuen Buches in der FAZ zu lesen!«
 


Was vom Tage 26 übrig blieb:
Café Paulette, Uhlenhorst

Hamburg, 26. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Avanti popolo, schaut vorbei im …

Café Paulette
Flotowstraße 22
(Uhlenhorst)

… und bestellt dort bitte einen Ristretto. Erklärung folgt gleich.

Heute wird witterungsbedingt ein neuer Wollwalk-Overall spazieren geführt (von hessnatur), Farbe: Himbeer bzw. offiziell Fuchsia, wieder courtesy of ebay Kleinanzeigen.

Espresso: €2,40.

Im aktuellen »Spiegel« (Ausgabe 39/2022) lese ich schnell das Interview mit Bully Herbig zu seiner Verfilmung der Relotius-Affäre: »Wir haben eine Marktforschung in Auftrag gegeben, und etwa 70 Prozent der Befragten haben von dem Fall noch nie gehört. Das ist für den Film schön, weil die nicht wissen, wie er ausgeht.«

Ich blättere noch etwas in der SZ, lese ein bisschen den Kraftklub-Artikel von Cornelius Pollmer. (Pollmer, der in seinem Buch »Heut ist irgendwie ein komischer Tag« über eine Begegnung mit Peer und mir im Fontane-Archiv berichtet. Ich hätte die Begegnung vermutlich irgendwie anders geschildert, aber wenigstens hat so mein Faserriss, den ich mir in der Limestone-Kletterhalle am Lesnorjadskij Pereulok zugezogen hatte, noch einen Auftritt.)

Dann aber in der FAZ, verschlinge Kaubes Rezension der ersten Operninszenierung von Claudia Bauer, »Les Contes d’Hoffmann« in Kassel. Kaube erinnert daran, dass die Oper mit den Worten »je suis la bière« beginnt, über das schlimme Libretto hatte Georg Klein am Freitag im Literaturhaus Berlin noch gerantet.

Jetzt zum Ristretto. Normalerweise steht ja der Espresso am Anfang der Preisliste in deutschen Cafés, hier nicht, hier der Ristretto (€2,20). Allerdings wurde dieser Posten im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal aufgerufen, und damit er seinen Platz auf der Liste behaupten kann, sollte man, wie gesagt, ins Café Paulette gehen und proaktiv einen Ristretto bestellen.
 


Was vom Tage 19 übrig blieb:
Café amorebelle, Bramfeld

Hamburg, 19. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:45 Uhr.

🎶 Alla Pugatschowa: Миллион роз

Die Bücher im Treppenaufgang, die losgeworden werden wollen, haben sich immer noch nicht deutlich dezimiert. Ich schnappe mir ein kleines Heft mit Lernkrimis auf Schwedisch: »Mordet på fjorden«.

Wanderung entlang der Seebek Richtung Bramfeld. Dann, ganz unverhofft hinter der Marktplatz Galerie, liegt das schöne …

Café amorebelle
Bramfelder Dorfplatz 10
(Bramfeld)

Espresso: €2,00.

In der FAZ bespricht Christian Metz ein Hörbuch mit Gedichten von Julia Engelmann (»eine Stunde, dreiundzwanzig Minuten lang Julia Engelmanns Stimme pur«), um herauszufinden: »Wie ist populäre Poesie eigentlich gemacht?«

SZ: Auf Seite 9 steht die leicht gekürzte Laudatio von Michael Maar auf Jonathan Franzen, und da lese ich doch lieber den anderen Text auf der Seite, nämlich einen Artikel von Nora Gomringer für die Reihe »Meine schlimmste Lesung«. Die Überschrift lautet: »Angst vor der Veranstalterzunge«. Im Text kommen schöne »ukulelenkurze Geduldsfäden« vor und außerdem diese Passage: »Mein Elternhaus hat mich gelehrt, dass es keinen ausgewiesenen Unterschied zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit gibt. Was es gibt, ist ein Espresso zwischendurch.«

Neues Motto dieses Karenzzeitberichts:

»Was es gibt, ist ein Espresso zwischendurch.«

Dann lese ich noch ein bisschen im schwedischen Krimi, ist auf A1-Niveau hin geschrieben, liest sich ganz schön weg, aber nach knapp drei Seiten müssen wir los.
 


Was vom Tage 15 übrig blieb:
Café Cloudette, Winterhude

Hamburg, 15. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Am westlichen Ende des Stadtparks befindet sich das …

Café Cloudette
Linnering 5
(Winterhude)

Espresso: €2,10.

Ganz voll und laut heute da, denn ein Kindergeburtstag findet statt, Ferdinand ist 10 geworden. Deshalb recht schnell weiter zum Hundeauslaufplatz, wo eine seltene Konstellation auf uns wartet: Labradore in allen Farben tollen herum (gelb, schwarz und braun), große Fröhlichkeit herrscht.

À propos, in der SZ sehr schöne Überschrift über einem Artikel zu den Hunden der verstorbenen Queen: »Grrrrr royal«.

Außerdem in der SZ bespricht Andreas Bernard den Habermas-Hundertseiter »Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik«, quasi das Sequel zu dessen berüüühmter Habilitationsschrift von 1962. Habermas habe sich tatsächlich, mit nun 93 Jahren, »in das von ihm behandelte Material eingearbeitet«, also quasi ins Internet bzw. speziell Social Media.

In der FAZ schreibt Susanne Klingenstein über den von Thomas Hettche herausgegebenen Sammelband »Es ist recht sehr Nacht geworden« mit Essays von 12 Autor*innen zu Kleists »Erdbeben in Chili«, Raabes »Zum wilden Mann« und Benns »Gehirne«. Die besten Essays seien die von: Ulrich Peltzer, Aris Fioretos, Monika Rinck und Daniel Kehlmann. Folglich stammen also die nicht besten Essays von: Lukas Bärfuss, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe, Sibylle Lewitscharoff, Olga Martynova, Sabine Scholl, Katharina Schultens und Ingo Schulze.

In der ZEIT eine gute Zusammenfassung der skandalnervigen documentafifteen von Hanno Rauterberg.

Und Neues aus dem Treppenaufgang, wo ja vor zwei Tagen so viele Sachen standen, dass man fast da wohnen könnte. Einige der Sachen sind inzwischen verschwunden, aber neue sind hinzugekommen: eine noch eingeschweißte Schachtel American Spirit, Pflanzenhaarfarbe von Schwarzkopf, ein paar CDs sowie Ableger einer Zimmerpflanze.
 


Was vom Tage 14 übrig blieb:
Deathpresso, St. Pauli

Hamburg, 14. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:30 Uhr.

🎶 Maria Antonietta: Abitudini

Ausstieg Landungsbrücken, dann ein bisschen Zickzack übers Heiligengeistfeld, und zwar hat der Circus Krone hier gerade seine Zelte und Wohnwagen aufgeschlagen.

Ziel heute das …

Deathpresso
Beim Grünen Jäger 24
(St. Pauli)

Der Name der Kaffeerösterei erklärt sich durch den Slogan: »Schlafen kannste, wenn du tot bist.«

Aber erst mal muss man sich anstellen, und mit dem Teutonia komme ich schlecht bis an den Tresen. Eine Frau mit beiger Jacke hilft mir sofort und bestellt für mich den üblichen Espresso, sagt dazu auch, dass der hier echt gut sei: »Trust me, I’m a coffee addict.« Jedenfalls sehr nett, und nachdem ich einen ersten Schluck gewagt habe, nicke ich ihr meine Bestätigung zu.

Espresso: €2,30.

Später Schaukeln erst im Innocentiapark und dann noch mal in der Kuhle des Bolivarparks.

So wie gestern bei Marías heute in der SZ zwei Godard-Nachrufe, in der FAZ nur einer, aber von Dietmar Dath – leider wieder keine Zeit dafür. Anderes interessiert mich unmittelbar ein bisschen mehr, in der SZ macht sich Willi Winkler über die FAZ lustig bzw. den Heidegger-Herausgeber Günter Seubold, der in Marbach ein vermeintliches Liebesgedicht Heideggers gefunden zu haben glaubte, das dann aber nur die Abschrift eines Gedichts von Gabriela Mistral war (das Ganze war schon in der FAZ-Leserbriefecke geklärt worden, Winkler ließ es sich aber nicht nehmen, das alles noch mal und zwar ein bisschen zu genüsslich zusammenzufassen).

In der FAZ eine Rezension von Mark Lehmstedt zu Dennis Duncans »Index, eine Geschichte des« (Antje Kunstmann 2022). Super, sofort bestellt.