Coen-Retrospektive: Grafischer Epilog

Hamburg, 17. Februar 2010, 07:32 | von San Andreas

Gestern haben wir hier den täglichen Film-für-Film-Durchmarsch durch den kompletten Coen-Kanon beendet. Heute folgt noch ein kleiner Epilog, ab morgen geht es dann weiter mit anderen Feuilleton-Abenteuern.

(Hi Austin! Hi Dique! Hi Marcuccio! Hi Niwoabyl! AUFWACHEN, die Ferien sind vorbei, hehe.)

Die Coens muss man nicht quantifizieren, es ist sogar irgendwie ein Frevel, aber wer eine schöne Übersicht über alle Filme und ihre Resonanz bei Publikum und Kritik haben möchte, bitte sehr (auf die Grafik klicken zum vergrößern, lizenziert unter der CC by-sa 3.0):
 

Alle bisherigen 14 Coen-Filme, grafisch dargestellt
Die 14 Coen-Filme: Einspielergebnisse (Box Office Mojo),
Userwertungen (IMDb), Tenor der Kritik (Rotten Tomatoes)

 
Die Statistik verdeutlicht noch mal ein paar Dinge, etwa den Kritiker- und Publikumsflop des sündteuren Films »The Hudsucker Proxy«. Es gibt da natürlich auch ein paar Unzulänglichkeiten, die nicht berück­sichtigte Inflation etwa, außerdem ist »A Serious Man« noch nicht weltweit angelaufen usw. usw.).

In der berüchtigten Top 250 der IMDd befinden sich im Moment übrigens drei Coen-Filme:

111. No Country for Old Men
118. Fargo
141. The Big Lebowski

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Was kommt als Nächstes von den Coen-Brüdern?

Das nächste große Projekt befindet sich bereits in Produktion und heißt »True Grit«. Einen Film dieses Titels gibt es freilich schon. Viele Filmfans zeigten sich entrüstet: Niemand könne John Wayne das Wasser rei­chen, wozu also ein Remake. Die Coens brachten vor, dass der Film so gut nicht sei und die Romanvorlage von Charles Portis viel beeindruckender.

Ihr Film wird eine neue Adaption des Stoffes werden, der davon handelt, wie ein 14-jähriges Mädchen den besten US Marshal des Landes (Jeff Bridges) anheuert, um den Mörder ihres Vaters (Josh Brolin) zu fassen. Auf der gefahrvollen Reise gesellt sich ein Texas Ranger (Matt Damon) zu den beiden. Der Kinostart des Western­dramas ist für Weihnachten dieses Jahres geplant.

Mit »The Yiddish Policemen’s Union« soll eine weitere Literaturadaption folgen. Michael Chabon zeigte sich hellauf begeistert, dass die Coens sein preisgekröntes Buch verfilmen wollen, welches einen bizarren Mordfall in einem hypothetischen jüdischen Reservat in Alaska zum Thema hat. Klingt auf jeden Fall nach eins a Coen-Material.

Im Regal liegt ebenfalls ein Remake des britischen Gaunerfilms »Gambit«, seinerzeit besetzt mit Shirley MacLaine und Michael Caine. Ethan schrieb wohl das Skript dazu, das einen Coup in zwei Versionen erzählt: einmal, wie er geplant ist, und einmal, wie er tatsächlich ver­läuft. Die Coens werden nicht Regie führen, was vielleicht gar nicht so schlecht ist.

Seit geraumer Zeit schon existiert ein Coen-Skript mit dem Titel »Suburbicon«, für das George Clooney nicht müde wird die Werbe­trommel zu rühren. Er selbst war eine Zeitlang als Regisseur im Gespräch, doch mittlerweile scheinen die Coens wieder am Ruder zu sitzen. Es ist die Rede von einer »really interesting, really funny, very dark comedy«.

Eine Doku über die Coens aus dem Jahre 1999 zeigte in einer Ein­stellung ein Regal, in dem etwa 40 Drehbücher schlummerten. Einige von ihnen haben mittlerweile das Licht der Leinwand erblickt. Andere Titel wie »Coast to Coast«, »Leap in the Dark«, »Meet Bobby Buttman«, »The Concierge« oder »Respect Your Godfather« könnten sich in Zukunft noch materialisieren. Außerdem gibt es ein Gerücht über einen »Lebowski«-Spin-Off um Jesus Quintana, über ein »Hail Caesar«, ein weiteres Clooney-Projekt, und über eine Art Sequel zu »Barton Fink« mit dem Titel »Old Fink«, von dem Joel und Ethan selbst sagen, sie würden damit warten, bis John Turturro sehr, sehr alt ist.
 

2 Reaktionen zu “Coen-Retrospektive: Grafischer Epilog”

  1. molosovsky

    Bevor ich es vergesse: vielen Dank für diese Aktion.

    Ich habe meinen ersten Coen-Film, »Barton Fink«, als Neunzehnjähriger im English Cinema in Wien gesehen, und kurz darauf aus der »Pickwickers« Videothek auch die Vorgänger entliehen. Kurz: ich bin ein ziemlicher Coen-Fan und San Andreas hat dafür gesorgt, dass ich mich doch mal trauen werde mir »Ladykillers« anzugucken (der einzige Coen-Film den ich nicht kenne).

    Inhaltlich kann ich nur sagen: Respekt. Wirklich lesenswerte und kluge Texte über die Filme. (Und ber die Coens zu schreiben, oftmals nur zu schwurbeln, fühlen sich ja viele berufen.)

    Nur eines vermisse ich: hat nicht zumindest einer der Coens, der Ethan glaub ich, nicht auch Prosa veröffentlicht, einen Kurzgeschichtenband und einen Roman? Gehört das nicht auch zum Werk?

  2. Paco

    Lieber Molosovsky, — danke für das Lob, das ich unvermittelt an San Andi weiterreiche. In der Tat, es gibt noch andere Werke, nicht nur die Prosa von Ethan, auch z. B. die Coen-Beteiligung am Episodenfilm « Paris, je t’aime », alles hier aufgelistet. Aber wir wollten uns auf die Feature Films beschränken, auch aus Gründen der Vergleichbarkeit.

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