Die Mona Lisa des Fußballs

Konstanz, 19. Januar 2010, 11:44 | von Marcuccio

Sport vs. Feuilleton: der Ressortvergleich. Der Sportteil bolzt Synonyme, das Feuilleton kultiviert Antonomasien.

Begegnet bin ich diesem offenen onomastischen Geheimnis gerade wieder in meiner, ja, Regionalzeitung, in einer Art Eigensprachanalyse des Sportteils. Es ging darum, dass mit Schumis Comeback nun natürlich auch »der Kerpener« wiederkommt. Der ewige Kerpener. So wie der Leimener und die Brühlerin und diese ganzen Synonyme überhaupt. Eingebrannt ins kollektive Gedächtnis.

Paul Biedermann kommt wahrscheinlich noch nicht überall als der Hallenser durch den Synonym-Scanner. Aber Sportfans wissen auch, dass man solche Synonyme (legendär auch: der Rostocker, der Merdinger, der Scherzinger) immer solange lesen, hören, schlucken muss, bis der (Doping-)Arzt kommt.

Richtig assoziieren

Was kann der Sport außer Synonymen? Er kann Vergleiche, wenn zum Beispiel Christoph Daum sagt: »Ronaldo ist wie Mona Lisa.« Was kein so ganz schlechter Vergleich war, auch wenn man eine Mona Lisa im Gegensatz zu vielem anderen Pariser Zeug ja noch eher selten auf dem Transfermarkt gesehen hat und auch das mit dem ins Stadion »hängen« noch mal genauer zu bedenken wäre.

Aus Vergleichen, die erst erklärt werden müssen, macht das Feuilleton zum Glück meistens schon vorher eine Antonomasie: »Die Mona Lisa des Fußballs« oder so. Da fragt keiner nach und jeder hätte in etwa natürlich trotzdem richtig assoziiert, was zu assoziieren war: zu exponiert, zu teuer, in Fachkreisen viele Gegner, aber alle wollen sie trotzdem sehen usw. usf.

Wenn im Sportjournalismus Antonomasien bemüht werden, kommt meist etwas Ungelenkes heraus: »Die Tour de Ski ist die Vierschanzentournee der Langläufer.« (ZDF) Man macht auf Antonomasie, landet qua Prädikation dann aber doch wieder nur beim profanen Vergleich. Da war RTL mit der »Formel 1 des Winters« schon mal weiter. Apropos.

Höher, schneller, weiter

Muss denn erst wieder ein Peter Richter zeigen, was die Disziplin Hochsprung alles kann. Sein Dubai-Artikel in der vorletzten FAS barg nämlich nicht nur den wohl zeitgemäßesten Eintrag ins neue Guiness-Buch der Rekorde:

»Von den technischen Daten her ist der Burj Khalifa (…) das, was beim Autoquartett der Superstecher war.«

Nein, es gab auch mal wieder eine Antonomasie vom Feinsten, Bezug nehmend auf westliche, europäische Vorbehalte gegen dieses neue höchste Haus der Welt und überhaupt gegen alle Gegner der Emirate und ihre Strategie, sich da jetzt die abendländische Kultur einzukaufen (Stichwort: Louvre-Dependance in Abu Dhabi):

»Man darf davon ausgehen, dass die üblichen Ressentiments dem neuen Prunk am Golf gegenüber in etwa dem entsprechen, was einem italienischen Mönch des 18. Jahrhunderts durch den Kopf gegangen sein mag, wenn er daran dachte, wie jenseits der Alpen, in [Achtung!] den Dubais des Nordens neureiche Potentaten italienische Kunst und Kultur zusammenkauften.«

Schreibt Peter Richter, den die Sportjournalisten an dieser Stelle wohl standesgemäß den Elbflorenzer nennen müssten, hehe.

4 Reaktionen zu “Die Mona Lisa des Fußballs”

  1. erz

    Der Koloss aus Oggersheim ist allerdings auch fern der Sportberichterstattung ein bekannter Zeitgenosse. Da kommt die Walz aus der Pfalz schon mit mehr Sportbezug daher. Die Leichtfüßigkeit von Uli Hoeness Schlossallee geht trotzdem beiden ab.

  2. Anon

    ein L fehlt in der Pointe^^

  3. Gregor Keuschnig

    Jahrelang besonders beliebt: Der Kran von Schifferstadt“, der besonders hier seinem Namen alle Ehre machte…

  4. Paco

    @Anon: danke, hab’s geändert.

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