Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 23:
Beauty & the Geek (4. und 5. Staffel, The CW)

Barcelona, 1. August 2008, 15:20 | von Paco

(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Gleich am Anfang der 4. Staffel wird wieder mit viel zu viel Tamtam eine Neuerung zelebriert, eine »evolution« des Showkonzepts: Zusätzlich zu den Teams mit jeweils einer Beauty und einem Geek wird ein Team mit männlichem Beau und weiblichem Geek eingeführt. Eine Schnapsidee, wie sich gleich herausstellt, denn der Beau Sam hängt sich gleich an eine der Beautys, statt sich mit seiner Geek auf die Wettbewerbe vorzubereiten.

Schon nach kurzer Zeit landen sie in der Kiste, gefilmt als graues Überwachungskameraknäuel (wie es auch bei »Big Brother« üblich ist), gerade noch rechtzeitig, bevor Sams Flamme gehen muss (Folge 5). Danach räumt er dann eine Competition nach der anderen ab, »another one up for Sammie boy«, kommentiert er seine Siege etwa in Folge 9.

Mit einer noch sinnloseren Idee startet dann Staffel 5, wenn es heißt: »Beauties vs. Geeks«. Wobei eine der darauf basierenden Competitions durchaus interessant ist: Die Beauties müssen statt einem »makeover« ein »makeunder« über sich ergehen lassen. Sie sehen dann zwar aus wie Baba Yaga oder die Glöcknerin von Notre-Dame, erheischen sich bei einer Party dann aber doch mehr Telefonnummern als die Geeks und entscheiden so eine Runde für sich. Der »battle of the sexes« wird in Folge 3 glücklicherweise wieder aufgegeben.

Abgesehen von den beiden »evolvement«-Behauptungen ist die Gute-Laune-Serie mit ihren beiden letzten Staffeln wieder in Bestform. Trotz all der überzogenen Gefühlsausbrüche und der teils schlecht ausgedachten Wettbewerbe: Die Amerikaner schaffen es, so eine Realityshow nicht als Trash sondern als Party zu inszenieren. Die Tränen der zum Abgang nominierten Mädels machen auch nur so Sinn, im Rahmen all der überkandidelten Excitedness sind sie völlig authentisch und angemessen. Zu den Staffeln im Einzelnen:

Staffel 4

Wieder wurden aus den schönsten Bewerberinnen diejenigen ausgesucht, die am einfallsreichsten ihr Nichtwissen oder ihre Uninteressiertheit zur Schau tragen. Babysitterin Jasmine gelingt hier ein Klassiker. Sie will zwar gewinnen, aber: »Do we really have to read? Again? I only like to read things with pictures.« (Folge 5) Bezeichnenderweise ist es am Ende ihr Team, das durch Zuschauervoting die $250.000 absahnt.

Ein Casting-Clou der 4. Staffel ist auch der Vorzeigegeek Joshua, ein Astrophysiker mit schief aufgesetzter, viel zu großer Brille, ungepflegtem Teint und prototypisch geekigem Rede-Duktus.

Feindschaften zwischen den Teams werden weiterhin meist dadurch inszeniert, dass zwei (später auch mehr) Teams pro Folge in den »elimination room« geschickt werden, ausgewählt von den Siegern der Wettbewerbe. Wer dann zurückkommt, hat es nach den Gesetzen der Rache natürlich auf den abgesehen, der ihn da reingeschickt hat.

Eine fragwürdige Dramaturgie-Komponente sind die Zusammenschnitte der sozialen Geräusche, die sich zwischen den Wettbewerben abspielen. So kommt etwa Will äußerst schlecht weg bei den montierten Szenen. Bei einer Stunde Sendematerial pro Woche ist das aber nicht mehr als eine zugespitzte Interpretation. Er habe dann bei der nachträglichen Durchsicht aller TV-Folgen auch nicht schlecht darüber gestaunt, als was für ein egoistischer Unsympath er rübergekommen sei, wie er in der Finalfolge zugibt. Derlei Beef-Erzeugung wird dann vom (wie immer grundympathischen) Moderator Mike Richards mit der Bemerkung abgefedert, dass die Show eben ein »social experiment« sei.

Staffel 5

Der interessanteste Charakter der bisher letzten Staffel war der Cowboy Joe, der dauernd »Yes, Sir!« sagt und mit militärisch korrekten Grüßen um sich wirft. Nach seinem »makeover« sieht er allerdings aus wie ein gerupftes Huhn. Er scheint nicht mehr er selbst zu sein, nachdem er seinen Hut und seinen Bart abgeben musste, es ist ihm einfach alles egal, bis er irgendwann sogar die aufgedrehte Randi bespuckt. Nach diesem bösen Fauxpas heult der einst so starke Cowboy vor der Kamera und gibt Schwächen zu (Folge 6). Auch mit seiner tussigen Partnerin Tara versteht er sich null, aber sie machen was draus, reißen sich zusammen und schaffen es bis in die vorletzte Folge.

Die 5. Staffel war um einige Folgen kürzer als die Staffel davor, aber wieder wird der Excitedness breiter Raum gegeben, besonders wenn die Teilnehmer in Zwischenschnitten den gerade absolvierten Wettbewerb rekapitulieren: »We were just like, wow!«

Um ihrer »evolvement«-Strategie zu entsprechen, experimentieren die Serienmacher übrigens mit der Folgendramaturgie: Am Ende von Folge 5 wird zum Beispiel niemand nach Hause geschickt, das wird am Anfang von Folge 6 nachgeholt. Trotz den manchmal lästigen Bastelarbeiten an der laufenden Serie, wird aber wieder genügend Spannung erzeugt. Vor allem das Finale der 5. Staffel ist wirklich gelungen.

Vorerst ist aber Ruhe, eine 6. Staffel ist nicht in Planung, damit sich das Konzept etwas erholen kann.

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