Ist Deutschland zu flach für schönere Flachbauten?

nach Reisen, 3. September 2007, 00:23 | von Marcuccio

Geht Euch das auch so? Man fährt durch Deutschland mit der Bahn und sieht, egal ob in Saalfeld (Saale) oder Singen (Hohentwiel), die immergleiche Aldi-Lidl-Netto-Architektur in Bahnhofsnähe.

Vielleicht ist Deutschland aber auch einfach zu flach für schönere und bessere Supermärkte? Das zumindest wäre die These, mit der letzte Woche ein NZZ-Beitrag über »Neues Bauen in den Alpen« aufmachte:

»Anders als das flache Land, wo schlechte Bauten kaum auffallen, verzeihen Bergregionen aufgrund ihrer Topografie baukünstlerische Fehler nicht.«

Wohl wahr! Und als wäre so manches als Chalet verkleidete Touristensilo wieder wettzumachen, gibt es seit einigen Jahren eine richtig gute, moderne alpenländische Architektur – was den »Observer« schon mal zu der Bemerkung veranlasste:

»Heidi wouldn’t recognise the place – today even Alpine supermarkets are at the cutting egde of design.«

Gemeint ist in diesem Fall die auch von mir sehr gemochte Supermarktkette MPREIS, durch deren Filialen Aficionados schon mal eine extra Tirol-Tour (»Seeing MPreis«) unternehmen. Und so simpel die MPREIS-Philosophie klingen mag, so sophisticated ist sie (PDF):

»Lebensmittelgeschäfte sind die meistfrequentierten öffentlichen Räume, da kann es doch nicht egal sein, wie diese Räume aussehen.«

Dass gleich nicht überall gleich ist, zeigen (ausgerechnet) die Gebrüder Albrecht, deren »Aldi Suisse«- und »Hofer«-Filialen viel besser aussehen als ihre deutschen Pendants. Leider interessierte das im deutschen Feuilleton bislang nur die taz.

Dabei wären Supermarkt-Kritiken in zivilisierten Kulturen mindestens so wichtig wie Software-Reviews. Aber vielleicht nimmt sich ja mal ein Peter Richter der Sache an. Oder wer schreibt sonst noch (fähig) über welke und blühende Architekturlandschaften?

Eine Reaktion zu “Ist Deutschland zu flach für schönere Flachbauten?”

  1. Paco

    Den taz-Artikel hatte ich damals gelesen, und zwar deshalb, weil die schnell und billig hingerotzte Überschrift »Supermärkte werden super Märkte« irgendwie diesen manchmal unwiederstehlichen taz-Charme verbreitete.

    Und die F-Zeitung hat doch früher mal in ihrem Stil-Teil irgendwelche Gebrauchsdinge rezensiert als wären es historisch-kritische Schweinslederausgaben. Hab ich lange nicht mehr gecheckt, gibt es sowas noch?

    Und wo jetzt schon Lottmann »Fragen Sie MRR« parodiert, könnten er oder der Meister selber auch mal solche Fragen beantworten:

    »Sehr geehrter Herr,
    wie gefällt Ihnen die Crema, die von der Espressomaschine Jura Subito erzeugt wird?
    Grüße, …«

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