100-Seiten-Bücher – Teil 132
Agatha Christie: »Das Geheimnis von Greenshore Garden« (1954/2014)

München, 17. Dezember 2018, 08:55 | von Josik

Agatha Christies Hundertseiter »Das Geheimnis von Greenshore Garden« wurde unglaublicherweise erst 38 Jahre nach ihrem Tode veröffentlicht. Es geht da um eine Art Krimi-Dinner, welches von einem Upper-Class-Engländer ausgerichtet wird, der für die Ausarbeitung der Einzelheiten die berühmte Krimi-Autorin Ariadne Oliver engagiert. Der allerdings kommt irgendwann irgendwas komisch vor, weswegen sie ihren alten Buddy Hercule Poirot herbeiruft.

Die Story ist auch eine Art Metaroman, denn Mrs Oliver sagt einen Vortrag ab, in dem sie hätte darlegen sollen, wie sie ihre Bücher schreibt: »[W]as kann man schon darüber sagen, wie man seine Bücher schreibt? Ich meine, erst denkt man sich etwas aus, und wenn man es sich ausgedacht hat, muss man sich zwingen, sich hinzusetzen und es zu schreiben. Mehr ist das nicht!« (S. 102f.)

Hochsympathisch von Agatha Christie finde ich, dass sie den eingebildeten Schnösel Hercule Poirot als jemanden darstellt, der genau genommen jetzt nicht so der große Checker ist. Zum einen hat er halt einfach immer Glück, weil praktisch alle, denen er über den Weg läuft, ihm sofort – und ohne dass er sie überhaupt danach gefragt hätte – ihre komplette Lebensgeschichte reindrücken. Zum anderen löst er in diesem Buch den Fall durchaus nicht unverzüglich, sondern erst zwei Monate nach der Tat und sogar das erst, als ein Typ von der Polizeidienststelle, die im Gegensatz zu ihm offiziell mit den Ermittlungen betraut ist, ihn besucht, um mit ihm zu plaudern.

Zu diesem Zeitpunkt, also wie gesagt zwei Monate nach der Tat, gerüchtet Poirot zwar, dass er »es schon seit einiger Zeit weiß« (S. 107), aber gut, das kann man jetzt glauben oder nicht.

Länge des Buches: ca. 150.000 Zeichen (dt.). – Ausgaben:

Agatha Christie: Das Geheimnis von Greenshore Garden. Ein Fall für Hercule Poirot. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Hamburg: Atlantik 2015. S. 13–123 (= 111 Textseiten).

(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)

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