100-Seiten-Bücher – Teil 129
Irmgard Keun: »D-Zug dritter Klasse« (1938)

München, 14. Dezember 2018, 17:43 | von Josik

Gegen Ende der Lektüre dieses Buches fiel mir wieder dieses Lied ein, das ich vor mehreren Jahrzehnten, als Kind, ein paarmal im Fernsehen gehört hatte: »Augen auf, Ohren auf, Helmi ist da.« An den Inhalt der Helmi-Sendungen habe ich merkwürdigerweise keine Erinnerung, aber dieses Augen-auf-Ohren-auf-Helmi-ist-da-Intro ist das wahrscheinlich eingängigste Lied, das jemals komponiert wurde, und man kriegt es einfach nie wieder aus dem Kopf raus. Bei der mehrsekündigen Recherche zu diesem Text hier habe ich zu meiner Überraschung soeben festgestellt, dass es die Helmi-Sendung immer noch gibt, und krasserweise hat Helmi mittlerweile sogar einen eigenen YouTube-Kanal mit momentan 76 Abonennt*innen.

Das Ganze fiel mir also wieder ein, weil in Irmgard Keuns hinreißendem Roman »D-Zug dritter Klasse« kurz vor Ende eine Figur auftaucht, die Helmi Kanister heißt. Man fragt sich ja oft, was Autor*innen reitet, ihren Figuren die und die Namen zu geben, but, I mean, »Helmi Kanister«! Das ist ja wohl der superste Name in der deutschen Literatur überhaupt! Und der Name passt zu diesem Roman wie die Hülle vom iPhone 7 Plus auf das iPhone 7 Plus, denn Irmgard Keun erzählt so spritzig, so witzig, so hintergründig, so untergründig, dass es eine götterfunkende Freude ist.

Und fragte mich jemand, welche von hundert Hundertseiterinnen ich ganz besonders empfehlen würde, so antwortete ich, ohne zu zögern: diese!

Länge des Buches: ca. 220.000 Zeichen (dt.). – Ausgaben:

Irmgard Keun: D-Zug dritter Klasse. Roman. Ungekürzte Ausgabe. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1990. S. 3–100 (= 98 Textseiten).

(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)

2 Reaktionen zu “100-Seiten-Bücher – Teil 129
Irmgard Keun: »D-Zug dritter Klasse« (1938)”

  1. Charlemagne

    „Helmi Kanister“ wäre auch beim Apfelwein ein wirklich fantastischer Name.

  2. Jeeves

    „dieses Augen-auf-Ohren-auf-Helmi-ist-da-Intro ist das wahrscheinlich eingängigste Lied, das jemals komponiert wurde“
    .
    Ich kannte es nicht, hab’s mir jetzt angehört und habe eine ganz andere Meinung als diese Übertreibung (oder isses Ironie?) = „das wahrscheinlich eingängigste Lied, das jemals komponiert wurde“.

    Ich kenn ’ne Menge Melodien, die auch nach zig Jahrzehnten (gar Jahrhunderten) tatsächlich & immer noch eingängig sind. Dieses Helmidings ist nicht darunter. Aber die Beschreibung war wohl auch nur ironisch gemeint?

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