Neues von Jakob Augsteins Schirrmacher-Porträt

Berlin, 7. September 2014, 18:15 | von Josik

Hm, jetzt ist Jakob Augstein bzw. »der Freitag« unserer Bitte immer noch nicht nachgekommen, machen wir also weiter.

Zwar schwirrt Augsteins Schirrmacher-Porträt mittlerweile wieder im Google-Cache herum und so offenbart sich also der ganze Dilettantismus dieser Löschaktion bei freitag.de aufs Neue. Aber wir würden wirklich gern mal erklärt bekommen, wie die Arbeitsabläufe bei einem oh-so-netzaffinen Medium sein müssen, damit so was 1.) passiert und 2.) dann noch in dieser denkbar dilettantischsten Weise weitergeht.

Und es geht weiter.

Solange also Augsteins Schirrmacher-Porträt nicht wieder auf freitag.de zu lesen ist, sehen wir uns genötigt, die Mitglieder der »Freitag«-Community und andere Leute weiterhin mit Jakob Augsteins bewährter Schirrmacher-Porträtierkunst vertraut zu machen – oder doch wenigstens mit jenen Stellen, die ein übereifriger Deletionist nicht so mühelos sperren kann. Hier also schon mal zwei neue Passagen:

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»Immer mal wieder drängt sich Schirrmacher der öffentlichen Debatte auf, treibt sie in seine Richtung. Das war so, als er im Jahr 2000 auf sechs Seiten den Quellcode der DNS in seinem Feuilleton abdruckte, als unlesbaren Text des Lebens, vollkommen sinnlos und unendlich bedeutungsvoll. Ein dramatischer und anarchischer Akt […].«

(Jakob Augstein: Frank Schirrmacher – Der Aufreger.
In: Stephan Weichert / Christian Zabel (Hg.):
Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im
Porträt. Köln: Herbert von Halem Verlag 2007, S. 325)

»Als er auf sechs Seiten seines Feuilletons einen Teil der DNA-Sequenz abdruckte, da war das damals zugleich vollkommen sinnlos und unendlich bedeutungsvoll. Ein dramatischer und anarchischer Akt.«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 115)

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»Das vorige Buch hatte das Altern der Gesellschaft behandelt und war das zweiterfolgreichste Sachbuch des Jahres 2004 […]. Im Erscheinungsjahr 2004 des Methusalem-Buches war er allen Ernstes fünfmal der ›Gewinner des Tages‹ der Bild-Zeitung […]. In der Bild-zeitungstauglich gemachten Kurzfassung seines Methusalem-Buches hatte er geschrieben: ›Wie oft berichten Menschen von der Plötzlichkeit, mit der das Alter sie wach rüttelt. Ungläubig schlägt man die Augen auf – und plötzlich ist man alt!‹ Das ist keine zufällige Formulierung […]. ›Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt‹ – der Kafka-Bewunderer Schirrmacher hat in seinen Texten mehr als einmal diesen berühmten ersten Satz aus der Verwandlung zitiert. Am Grund liegt da das problematisch gewordene Selbstbewusstsein.«

(Jakob Augstein: Frank Schirrmacher – Der Aufreger.
In: Stephan Weichert / Christian Zabel (Hg.):
Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im
Porträt. Köln: Herbert von Halem Verlag 2007, S. 325–329)

»›Das Methusalem-Komplott‹, sein erster Bestseller, war im Jahr 2004 der zweitbestverkaufte Sachbuchtitel […]. Im Erscheinungsjahr des ›Methusalem-Komplotts‹ war er fünfmal der ›Gewinner des Tages‹ der Bild-Zeitung […]. Im Jahr 2004 schrieb er in der Bild-Zeitungs-tauglich gemachten Kurzfassung seines ›Methusalem‹-Buches: ›Wie oft berichten Menschen von der Plötzlichkeit, mit der das Alter sie wachrüttelt. Ungläubig schlägt man die Augen auf – und plötzlich ist man alt!‹ Das ist für Schirrmacher, der über den Schriftsteller Franz Kafka promoviert hatte, keine zufällige Formulierung. Kafkas ›Verwandlung‹ beginnt mit den Worten: ›Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.‹ Hier ist es wieder, Schirrmachers Thema […], das problematisch gewordene Selbstbewusstsein […].«

(Jakob Augstein im »Spiegel« vom 16. Juni 2014, S. 114f.)


 

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