100-Seiten-Bücher – Teil 82
Magnus Florin: »Der Garten« (1995)

Düsseldorf, 14. Oktober 2013, 19:47 | von Luisa

Ziemlich früh am Mittwochmorgen, während die Buchmesse gerade öffnete, begann ich die in den letzten Tagen gesammelten Buchmessebeilagen der Zeitungen zu lesen, ordentlich der Reihe nach, und bis zum Frühstück hatte ich schon elf Rezensionen geschafft. Nach Kaffee und Cronuts ging es weiter, Seite um Seite, Text um Text, Buch um Buch. Mittags war ich dann fertig, doch immer noch unruhig und hungrig. Einen kurzen, störrischen Text hätte ich mir jetzt gewünscht über ein kurzes, störrisches, aber nicht zu störrisches Buch, das mir auf seltsame Weise eine Gegend zeigte, die ich nicht kannte, bewohnt von Menschen, die mir ganz fremd waren. Von Plänen und Ereignissen sollte die Rede sein, die mich nicht interessierten und eine Zeit betrafen, die längst vorbei war und unerreichbar. Durch solch ein Buch wollte ich mich Satz für Satz hangeln, ganz gemächlich, und nach jedem Punkt eine Pause machen und durchatmen und wieder weiter lesen.

Kurze Sätze zum Beispiel: »Die Tage vergehen. Herbst. Der Geruch rostiger Nägel in der morgendlichen Kälte.«

Aber auch lange: »Es sind Gerüchte, die bis nach Tjocksta, Vallby, Sävja, Krisslinge, Edeby, Söderby und Ängeby in der Gemeinde Danmark im Bezirk Vaksala gedrungen sind, bis zu Höfen der Gemeinde Funbo im Bezirk Rasbo und bis nach Kasby und Marma in der Gemeinde Lagga im Bezirk Långhundra.«

Und mittellange: »Dunkles Licht, dumpfer Klang, viele Ahnungen, nichts geschieht offen, ein träges Warten, ein Gefühl von Drohungen und Versprechen, vermischt.«

Das würde mir wirklich gefallen.

Die Gegend ist Hammarby in Schweden, die Zeit ist das 18. Jahrhun­dert, die Personen sind Carl von Linné, sein Gärtner, seine Schüler, ein Kutscher, ein Knecht und noch andere. Geschrieben wurde das Buch 1995, ins Deutsche übersetzt 2012, verlegt 2013. Zwischen seinen kurzen Absätzen ist viel Raum.

Länge des Buches: > 115.000 Zeichen. – Ausgaben:

Magnus Florin: Der Garten. Aus dem Schwedischen übersetzt und mit einem Nachwort von Benedikt Grabinski. Berlin: Edition Rugerup 2013.

(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)

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