Marcel Reich-Ranicki

Berlin, 12. Oktober 2013, 16:42 | von Josik

»Hunde in der Großstadt – quo vadis?«
(Zitat von www.hundelobby.de)

Die aktuelle ZEIT, Nr. 42, Seite 85, die Leserbriefecke! Unter der redaktionellen Notiz »Zum Tod vom (sic!) Marcel Reich-Ranicki« ist ein Schreiben von Brigitte Stöber-Harries abgedruckt, Autorin der Bücher »Ein Hund soll es sein«, »Hundesprache verstehen«, »Warum lässt mein Hund mich nicht aufs Sofa?«, »Mein Öko-Hund«, »Ein Welpe kommt ins Haus«, »Der Knigge für Hund und Halter« etc.

Der Leserbrief setzt an wie ein sozialromantischer Roman aus den 1970er Jahren: »1959: Ubierweg 10 B, Hamburg-Niendorf, Neubaublocks mit Sozialwohnungen, 63 Quadratmeter groß. Meine Eltern hatten einen Berechtigungsschein für so eine Wohnung. Zweieinhalb Zimmer und ein kleiner Balkon! Und ich hatte endlich ein eigenes Zimmer.«

Er geht weiter wie eine Pearl-S.-Buck-Novelle: »Da meine Mutter eine patente Hausfrau war, suchte Frau Ranicki manchmal Rat bei ihr, oder wir halfen mit einem Haushaltsgerät oder einem Ei aus. (…) die Kenntnis der Natur oder praktisches Wissen waren nicht die Stärke der Ranickis.«

Und kulminiert schockartig in einer bitteren Anklage, die stilistisch einer aus der Feder von Émile Zola stammenden Flugschrift nicht nachsteht: »Als Reich-Ranicki dann kometenhaft Karriere machte, ließ er Fußvolk wie uns hinter sich. Meine Briefe an ihn blieben ohne Antwort. So hat es mich nicht gewundert, dass er in Mein Leben seine Zeit in Hamburg als eine ohne gute Sozialkontakte beschreibt. Da habe ich gelernt, dass wir uns gerne damit geschmückt haben, einen so berühmten Mann zu kennen, wir für ihn aber unbedeutend waren.«
 

4 Reaktionen zu “Marcel Reich-Ranicki”

  1. Kim

    MRR ♥

  2. JimKnopf13

    Großartig! Ein Ei ist kein sozialer Kontakt!

  3. Tim

    Ein ganz rührendes Fundstück. Frau Stöber-Harries spricht hier für alle Enttäuschten und Nicht-zurück-Geliebten, also auch für mich und alle anderen Menschen.

  4. Brigitte Stöber-Harries

    Moin, Moin, das Sie meinen Leserbrief beachtenswert und in ihm mehrere Stilrichtungen finden, möchte ich Ihnen gern den ungekürzten Ausgangstext zuschicken und bitte deshalb um Ihre Kontaktadresse.
    Mit freundlichen Grüßen
    Gitte Stöber-harries

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