100-Seiten-Bücher – Teil 44
Christian Reuter: »Schelmuffsky«
(Erste Fassung 1696)

Berlin, 22. Dezember 2012, 12:44 | von Josik

Schelmuffskys Curiose und Sehr gefährliche Reißebeschreibung zu Wasser und Land führt ihn von seinem Geburtsort Schelmerode über Hamburg, Altona, Stockholm, Amsterdam, Indien, England, die spanische See und St. Malo wieder zurück über London und die Hamburger Vorstadt nach Schelmerode. Schelmerode ist zwar laut Wikipedia zusammen mit Hunrode, Rumerode, Mackenrode, Auf dem Rode, Schwickschwende und Thunrichsberg eine der Wüstungen, aus denen die Gemeinde Birkenfelde hervorging, mit Schelmuffskys Schelmerode hat das aber eigentlich nichts zu tun.

Es ging auch schon gut los mit Schelmuffsky, dem braven Kerl, denn bei seiner Geburt spielte eine Ratte die Hauptrolle. Dass Oskar Matzeraths Geburt, die ja auch irgendwie seltsam war, mit Schelmuffsky zu tun hat, das hat Grass selber oft erklärt. Allerdings scheint diese Erklärung ein bloßes Vertuschungsmanöver zu sein, wenn es nach der vor ein paar Monaten im Meinungsmedium der Freitag geäußerten Meinung geht, dass der Anfang der Blechtrommel nicht etwa, wie Grass vorgibt, vom ewigen Studenten Christian Reuter inspiriert sei, sondern vielmehr das Plagiat einer Geschichte der später im Kino von Hannelore Elsner verkörperten Gisela Elsner darstelle. »Müssen wir nun mit einer neuen Plagiats-Affaire rechnen?«, heißt es in besagtem Artikel. Gemessen am bisherigen öffentlichen Echo auf die Enthüllung: eher nicht.

Doch wie dem auch sei, ich jedenfalls habe aus meiner etwas zu umfangreich geratenen Privatbibliothek inzwischen über 1.200 Bände verkauft, den hinreißenden Schelmuffsky aber behalte ich natürlich!

Länge des Buches: um die 115.000 Zeichen (?) (erste Fassung, nur 1. Teil erhalten), 259.000 Zeichen (zweite Fassung 1696/97, inkl. dem 2. Teil). – Ausgaben:

Christian Reuter: Schelmuffsky Curiose und Sehr gefährliche Reiße­beschreibung zu Wasser und Land. Gedruckt zu St. Malo. Anno 1696. (120 Textseiten laut Zarnckes Christian-Reuter-Monografie, Leipzig: Hirzel 1884, S. 591. Das einzige erhaltene Exemplar der ersten Fassung liegt in Gotha.)

Christian Reuter: Schelmuffsky. Abdruck der ersten Fassung 1696. Halle/S.: Niemeyer 1885. S. 1–57 (= 57 Textseiten).

Christian Reuter: Schelmuffsky Curiose und Sehr gefährliche Reißebeschreibung zu Wasser und Land. Gedruckt zu St. Malo. Anno 1696. In: Christian Reuter: Schelmuffsky. Abdruck der Erstausgaben 1696[A/B]. 1697. Zweite, verbesserte Auflage hrsg. von Peter von Polenz. Tübingen: Niemeyer 1956. S. 121–174 (= 54 Textseiten).

(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)

Eine Reaktion zu “100-Seiten-Bücher – Teil 44
Christian Reuter: »Schelmuffsky«
(Erste Fassung 1696)”

  1. Inspector

    Teil II ist schon wegen der Italienreise inklusive Papst -nunja, Audienz- gut. Ist in der Reclam-Ausgabe v. 1964 und der Aufbau-Klassiker-Gesamtausgabe von 1980 enthalten. Beide haben hilfreiche Anmerkungen.

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