Lost: 6. Staffel, 16. Folge

Leipzig, 21. Mai 2010, 18:42 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »What They Died For«
Episode Number: 6.16 (#118)
First Aired: May 18, 2010 (Tuesday)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Ok, der letzte »Lost«-Dienstag war das, jetzt fehlt nur noch die finale Doppelfolge am Sonntag, und dann! – In dieser 16. Folge versammelt Desmond in der Nicht-Absturz-Welt die unabgestürzten Varianten der Lostianer. Auf der Insel herrscht wieder heiteres Klingenspringen. Und Jack berät seine berufliche Zukunft mit Jacob.

1. – L.A.-Plot

Wieder mal eine Folge, die mit einem Detailshot auf Jacks Auge beginnt. Und wieder mal hat er so eine kleine blutende Wunde am Hals (wie im Flugzeug am Anfang der Staffel) und weiß nicht warum. Jedenfalls erwacht er in seiner L.A.-Wohnung, sein Sohn David ist mit am Start und hat Frühstück zubereitet (Jack: »You know, technically, opening a box of cereal is not making breakfast.«).

Abends stehe *das* Konzert bevor, Mom komme auch, und da werden wir sicher endlich erfahren, wer diese Mom ist, allerdings erst im Finale am Sonntag. Dann ein Anruf der Oceanic Airlines: Die Vatersleiche, der tote Christian Shephard, sei jetzt lokalisiert worden und auf dem Weg nach L.A., angeblich, denn es ist Desmond, der da anruft.

Derselbe Des will bei der Schule wieder Locke umfahren, Ben ist vor Ort und will ihn daran hindern. Als Belohnung für diese gute Intention wird er endlich wieder mal grün, blau und rot geschlagen und sieht so angematscht aus wie am Anfang seiner »Lost«-Karriere in Staffel 2, und dabei kommt es in seinem Gehirn zu Interferenzen, wie vorher schon bei Hurley, und das kündigt sicher die im Finale anstehende Verschmelzung beider Parallelwelten an.

Des hat übrigens gemeint, er wolle Locke doch nur anspornen, »I’m here to help him let go«. Genau das gibt Ben dann an Locke weiter.

Inzwischen hat sich der schottische Verkehrsrowdy freiwillig der Polizei gestellt, die natürlich in Form der LAPD-Buddys Miles und Sawyer auftritt. Desmond wird zu Sayid in die Zelle gesperrt, Kate ist gleich in einem Nachbarkäfig untergebracht. Die drei sollen dann verlegt werden, und im Polizeiwagen bietet ihnen Desmond ihre Freilassung an, wenn sie ihm hernach einen Wunsch erfüllen. Das scheint in Ordnung zu gehen.

Auftritt Ana Lucia als geschmierte Polizistin. Sie öffnet die Wagentür und schließt die Handschellen der drei Knastis auf. Hurley bringt derweil das Bestechungsgeld, Kate soll dann Desmond zum großen Konzert begleiten, Sayid wird mit Hurley auf den Weg geschickt.

Vor der Schule wird der bemitleidenswerte Ben von Alex abgepasst. Er lernt ihre Mutter, tatsächlich unsere Danielle Rousseau, kennen und wird stante pede mit zum Abendessen genommen. Dort erfährt er, dass Alex‘ Vater gestorben sei, als sie zwei Jahre alt war, und dass Ben ihr nachgerade ein Ersatzvater sei. Große Freude!

Ansonsten sucht Locke im Spital noch Jack auf und weist auf die vielen Koinzidenzen seit der Landung hin: »Maybe this is happening for a reason.« Eine traditionelle Jack/Locke-Diskussion findet statt, Glaube vs. Ratio, Schicksal vs. Zufall. Jack: »I think you’re mistaking coincidence for fate.« Aber Locke ist das egal, er will nämlich jetzt gefixt werden, »I think I’m ready to get out of this chair«.

2. – Inselgeschehen

2.1. – Camp Jacob

Jack, Kate, Hurley, Sawyer – die vier U-Boot-Gestrandeten sind an Land, Morgengrauen, Jack näht Kate unterhalb des Halses eine Wunde zusammen. Kate ihrerseits beheult den Liebestod von Sun & Jin, »Locke did this to them, we have to kill him, Jack.» – »I know.«

Zunächst soll aber Desmond gerettet werden, auf geht’s. Hurley erscheint in Blickweite der kleine blonde Junge, Klein-Jacob, und stellt Forderungen: »Give me the ashes!« Der Kleine reißt die von Ilana zusammengekratzte Asche Hurley aus der Hand und zischt davon. Hurley macht sich hinterher, aber er gerät dabei vom Weg ab und trifft plötzlich auf den erwachsenen Jacob. Auf ein Lagerfeuer deutend, raunt der Inselbeschützer wieder reichlich theatralisch: Wenn dieses Feuer erlischt, mein Freund, wirst du mich nie wiedersehen! »We’re very close to the end, Hugo.«

Des nachts treffen auch die anderen ein, Sawyer, Kate, Jack, auch sie können Jacob nun sehen. Kate: »Also duuu hast unsere Namen an die Wand geschrieben!« Sie will wissen, warum all die Leute sterben musste, und Jacob konzediert und will erzählen, warum er sie rekrutiert habe, denn sobald das Lagerfeuer da abgebrannt sei, wäre einer von ihnen dran als Inselwachmann.

Und hier klären sich jetzt einfach so all die Verrätselungen der letzten Jahre: Also, er habe sie alle hergebracht, weil er einen Fehler begangen habe. Er sei verantwortlich für die Existenz des Rauchmonsters, »I made him that way«. Die Oceanic-Abstürzler habe er alle aus ihren unglücklichen Biografien herausgeholt, »you were all alone«, und sie alle hätten nach etwas gesucht. Äh? »Warum musste Jacob durch die halbe Welt reisen, um Menschen zu finden, die diese Kriterien erfüllen?«, fragt Christian Stöcker im »Lost«-Blog von SPON nicht zu Unrecht. »Hätte es ein Besuch im Wal-Mart an der Ecke nicht auch getan?«

Und unser wallonischer Freund Tao fragt auf Critik en séries: « Il a choisi les candidats car ils étaient des pommés comme lui. Voilà pourquoi, on nous a montré leur vie de merde en long et en large dans les flash backs ? »

Egal. Berufsberatung! Jack will wissen: »What is the job?« Und Jacob erzählt vom Lichtloch. Außerdem sollen sie das Rauchmonstervieh umbringen. Dann, wie teilweise schon erwartet, hat sich Jack von Jobcenter-Jacob überzeugen lassen, das Berufsbild ›Inselprotektor‹ scheint ihm erstrebenswert: »I’ll do it!«

Die Namensmystik scheint übrigens recht planvoll ins Gesamtkonzept der Serie eingepasst worden zu sein: ›Jack‹ ist natürlich eine Variante von ›Jacob‹, allerdings auch das Diminutiv von ›John‹ (Locke). Die Namensvergabe ist also schön ambivalent, macht darum auch dramaturgisch Sinn, also: nicht schlecht.

Übrigens sei Jack natürlich erst jetzt überhaupt fääähig, zum Lichtloch zu gelangen. Dort gibt ihm Jacob »nach einigem ominösem Gemurmel Wasser zu trinken« (SPON), und das ist natürlich der Initiationsritus. Vorher hat Jack noch schnell gefragt, wie lange der Job überhaupt geht. »As long as you can.« Heißt: kein Feierabend, und trotzdem kippt sich Jack das Taufwasser hinter die Binde.

2.2. – Camp Rauchmonster

Ben, Richard, Miles im ehemaligen Dharma-Dorf, sie wollen Sprengstoff holen, um den Ajira-Flieger hochzujagen. Kurzes Memento für Alex, die Richard damals, nach ihrer Exekution durch Keamy, begraben habe. In Bens Haus liegt der Sprengstoff bereit, alles okay, aber dann treffen sie auf einmal auf Widmore und seine Schergin, dieses verschwitzte Tina-Fey-Lookalike.

Ben will wissen, was Widmore überhaupt auf der Insel will. Und als er antwortet »Jacob invited me«, scheinen sich die beiden noch nachträglich um die Gunst des vormaligen Inselheern zu streiten. Viel Zeit dafür bleibt aber nicht, denn Fake-Locke ist im Anmarsch. Widmore hält alle an, sich zu verstecken. Aber dann bleiben Ben und Richard unversteckt, letzterer, um mit dem Rauchvieh zu reden. Das macht allerdings kurzen, kürzesten Prozess mit ihm: Es kommt angeprescht, übertritt dabei sicher die Inselhöchstgeschwindigkeit, und haut Richard endlich in die ewigen Jagdgründe.

Nun will Fake-Locke, wieder in Menschengestalt, dass Ben einige Leute für ihn umbringe, damit Ben daraufhin die Insel für sich haben könne, wenn er selber, Fake-Locke, erst einmal weg sei. Er fragt dann nach Widmore, und Ben gibt ohne Umschweife dessen Versteck preis. Die beiden steigen hinters Bücherregal und entdecken Widmore und seine Schweißperlen-Schergin. »My name is Zoe«, sagt sie, und das ist ihr letzter Satz ever, denn Widmore verbietet ihr zu reden, und da ist sie zu nichts mehr nütze und kriegt von Fake-Locke die Kehle durchgeschnitten, gleich so aus dem Stand heraus.

Außerdem wolle er Widmores Tochter Penny töten, sobald er von der Insel runter sei. Es sei denn, Widmore eröffne ihm, warum er zur Insel zurückgekehrt sei. Nun, er habe Desmond (alias »the package«) zurückgebracht, weil er so widerständig gegen Elektromagnetismus sei, weil –

Mehr will er vor Ben nicht sagen, er beginnt dann zu flüstern, aber da wird er schon erschossen, von Ben, denn: »He’s not saving his daughter!« Ätsch, sagt Fake-Locke, das kurze Wispern aus Widmores Mund habe gereicht, um das Nötige in Erfahrung zu bringen. Aber Ben fragt gleich, wen er als nächstes umlegen soll, und das ist dann ein bisschen seine alte Form, die er da wiederfindet. Tao beschreibt das genau richtig: « On retrouve à nouveau un Ben machiavélique, loin de la lavette qu’il était devenu. »

Dann stellt Ben noch eine ziemlich gute Frage: Warum der Rauchmonstermann eigentlich nicht ständig durch die Luft fliegen statt zu gehen. Na ja, lautet die Antwort, er liebe es zu laufen, »reminds me I was once human«. Die beiden gelangen zum Brunnen, Desmond ist nicht mehr da, also will sich Fake-Locke ihn jetzt noch mal schnappen und dann mit seiner Hilfe die Insel zerstören, Ende der Folge.

Sonntag das große Finale und aus.

Eine Reaktion zu “Lost: 6. Staffel, 16. Folge”

  1. Christine

    So weit, so gut. Drei Sachen wüsste ich wirklich gern:
    1)
    Jacobs namenloser Bruder (wahrscheinlich Esau) hat sich ewig abgemüht, die Insel zu verlassen, Jacob spaziert später aber offenbar ungehindert und wie’s ihm passt zwischen Insel und realer Welt hin und her. Wie geht das und nutzt er dafür vielleicht das „Wheel“? Vielleicht ein Detail, aber ich will das wirklich wissen!
    2)
    Jacob behauptet, er habe sie alle rekrutiert, weil sie traurig und allein waren und kein gutes Leben hatten. Wenn ich mich zurückerinnere, wann er die Kandidaten zum ersten Mal aufsucht, dann scheint mir das wenigstens für Kate und Sun und Jin nicht aufzugehen. Kate ertappt er, als sie als Kind in einem kleinen Laden irgendetwas Kleines klaut (so verwerflich nun auch nicht), die Kwons beehrt er bei ihrer Hochzeit. Kann Insel-Jacob also nicht nur in die Realität hinüberspringen, sondern auch die vorgezeichnete Lebensgeschichte (also doch „fate“?) im voraus erkennen? Und ja, wieso reist er um die halbe Welt, um ein paar traurige Gestalten aufzutun? Hat es am Ende mit seinem Lighthouse und all den Zahlen zu tun? Hat er dort die Leute und ihre Herkunft zum ersten Mal gesehen (so wie Jacks Elternhaus) und muss dann zu ihnen reisen, um sie durch Berührung zu Kandidaten zu machen?
    3)
    Sehen wir noch etwas von Ilana? Die wurde ja angeblich ihr ganzes Leben lang vorbereitet fürs Kandidaten-Beschützen (was sie dann aber nicht sehr lange durchgehalten muss, wie man kritisch anmerken muss). Wieso sie? War sie als Kind auf der Insel?
    Mein Tipp: Die letzte Szene wird Jack zeigen, der sich noch einmal seufzend umblickt und dann in den Fuß der Statue eintritt … Und: Die Mutter von Jacks Sohn ist Juliette …
    Ich bin sehr gespannt!

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