»Le Figaro« du 20 février 2009:
Das futuristische Manifest / Der Verkauf des Jahrhunderts

Paris, 20. Februar 2009, 16:31 | von Paco

»Tu peux pas acheter le Figaro aujourd’hui ! Impossible !«, schrie mich Niwoabyl an. »Juste parce que ce scheiß Marinetti a pondu son scheiß paragraphe futuriste il y a 100 ans !«

»Deux secondes, gars ! C’est toi qui t’es enquillé la BILD-Zeitung quand Horst Tappert a crevé.«

Ainsi me suis-je rendu au Luxembourg tôt ce matin et me suis acheté le Fig. Die Marinetti-Artikel standen alle schon gestern drin, auf einer Doppelseite der »littéraire«-Beilage:

Jacques de Saint-Victor: Que devons-nous au futurisme ?
Maurizio Serra: Poésie et politique
Jean Clair: Marinetti, le chauffard de l’art

In der heutigen Ausgabe dann gar nichts Futuristisches, dafür der Werbe-Hinweis gleich auf Seite 1, rechts unten, dass es am Abend im Fernsehen ein Gespräch mit Pierre Bergé geben werde, dem Lebens- und Sammlungspartner von YSL, der »intime et authentique« über seine Kindheit usw., über seine 50 Jahre mit YSL und natürlich die Gründe für den Verkauf der Sammlung sprechen will, den »vente du siècle«, wie es dann hinten im, na ja, Feuilleton-Teil »Le Figaro et vous.« heißt. Dort ist auch ein gezeichneter und teilkolorierter Übersichtsplan (PDF) zu finden, der auf die morgen beginnende Christie’s-Präsentation im Grand Palais vorbereitet.

Futuristen haben YSL und Bergé ja nicht so extrem gesammelt (hehe), aber die Gründe für den Verkauf interessieren mich sehr, schließlich hätte man damit ein schönes neues Musée Yves Saint Laurent komplett bestücken können, endlich mal eines, in dem es alles durcheinander gibt, von Polsterbänken mit Leopardenfell über Picassos bis hin zu, sagen wir mal, wertvollen güldenen Strumpf­haltern. Auch ein Pieter de Hooch ist mit dabei, und das alles wird jetzt in alle Winde verstreut.

Morgen mehr.

3 Reaktionen zu “»Le Figaro« du 20 février 2009:
Das futuristische Manifest / Der Verkauf des Jahrhunderts”

  1. Paco

    Ach ja, das hervorragende Bergé-Entretien ist schon online.

  2. Marcuccio

    Hierzulande haben sie den Marinetti auch schon seit Tagen durch. Ecajulatio praecox, allüberall im Gedenkfeuilleton. Aber, als alter Italiener habe ich sowieso schon am 5. Februar gefeiert: Stell dir vor, du veröffentlichst dein Manifesto in der Gazzetta dell’Emilia, und keiner kriegt’s mit. Ist ja fast ein Historieneintrag für unsere Sparte Regionalzeitung…

  3. Toblino

    „… und das alles wird jetzt in alle Winde verstreut.“
    Ja, c’est la vie! YSL ist da kein Einzelfall- die Bibliothek Wollschlägers wird jetzt auch übers ZVAB verhökert.
    Schade nur, daß die Leoparden bei Christie’s nicht mitbieten können.

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