Zeitungsgeburtstage 2008 (Teil 1):
60 Jahre »Welt am Sonntag«

Konstanz, 20. Dezember 2008, 08:40 | von Marcuccio

Wie war das noch? Alles muss raus!? Jetzt noch mal feiern, bevor die Krise richtig kommt … Auf jeden Fall war 2008 ja noch mal ein Jahr voller Extrablätter, sprich Party-Time für Umblätterer.

Unsere/meine* Lieblingsjubiläen (*falls ich hier Umbl-Minder­heitenpolitik mache, hehe): Es gab 60 Jahre WamS30 Jahre taz – und 1 Jahr »Frankfurter Rundschau« im Tabloid-Format.

+++ Nürnberg verhängt 12 Jahre Gefängnis für Alfred Krupp +++

+++ Die Kapazität der Luftbrücke jetzt bei 8000 Tonnen täglich +++

+ Der sowjetische Außenminister Molotow auf dem Rückweg nach Moskau +

Soweit die Nachrichtenlage des 1. August 1948. Die WamS hatte zur Feier ihres Sechzigers nämlich ein feines Reprint der Erstausgabe beigelegt (PDF), und das ist schon deswegen klasse, weil plötzlich alles wieder Alliiertenlizenz ist. »WamS«, »Spiegel« oder »Zeit« – sie sind ja alle älter als die BRD.

Noch älter ist eigentlich nur der Stern, Günter Stern. Der WamS-Veteran der ersten Stunde bekommt in der Jubiläumsausgabe sein Ehrenfoto, weil er 1948, kaum aus der Kriegsgefangenschaft zurück, die WamS mit der Nullnummer zu lesen begann und bis heute liest – als Abonnent, versteht sich.

Im Prinzip, hehe, könnten wir hier ruhig auch schon mal in die nicht existierenden Statuten schreiben, wer denn anno 2061 zum 60. der FAS posiert … Ich finde ja: Dique und Paco sollten das tun, und dann bitte so wie Statler & Waldorf von der Ehrenloge.

60 Jahre WamS sind irgendwie auch staatsmännisch, eine Zeitung voller Altkanzler. Auf einem Foto von 1961 sitzt Konrad Adenauer in einer Maschine der Bundesflugbereitschaft und liest Zeitung, »Welt am Sonntag« natürlich (siehe PDF).

»Im Namen von Freiheit und Lesefreude« steht drüber, und drunter »der Alte« mit getönter Brille und ernster Miene (Mauerbaujahr). Nur bleibt das ja trotzdem eine Text-Bild-Schere: Will uns die Jubilee-WamS damit wirklich sagen: 1961, 40 Jahre vor dem Start der FAS, sah Sonntags-»Lesefreude« so uninspiriert aus wie der späte Adenauer beim WamS-Lesen? Sorgenvoll und matt und müde?

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