Felsgrottenmadonna, ick hör dir trapsen

London, 19. Dezember 2008, 11:35 | von Dique

Ich lese gerade den Ausstellungskatalog der leider von mir verpassten ArcimboldoAusstellung in Wien (und Paris). Sehr, sehr, sehr schöner Katalog, und Arcimboldo ist so much more than the famous composite heads (immer mit dazu sagen, ein wichtiger Satz, um sich Bourdieu-mäßig abzugrenzen).

Er hat auch sehr, sehr schöne Tierzeichnungen gemacht, fast so fein wie Hoffmann, dem er vielleicht sogar begegnet ist am sogenannten Hofe Rudolfs II. Es gibt von ihm Studien von Wildschweinen, Vögeln, Reptilien, aber auch Kostümentwürfe und Kurioses wie z. B. eine study of a featherless three-footed chicken.

Wobei er eher von Leonardo beeinflusst war, und der hat ja eh alles gezeichnet, was nicht bei drei auf den Bäumen war, mal ein schöner Prollspruch in einem solchen Zusammenhang, hehe. Arcimboldo stammte eben aus Milan, und dort war Leonardo ja auch über 10 Jahre bei den Sforza beschäftigt und versprühte seinen Rieseneinfluss auf die Milaneser Maler.

Einer davon ist Bernardino Luini, der wohl sogar direkt mit ihm gearbeitet hat. Auf den ganz besonders steht übrigens San Andreas, der einzigartige Filmkritiker des Umblätterers, seit er mal The Virgin and Child in a Landscape in der Wallace Collection gesehen hat.

Luini malt eindeutig Leonardo-Augen, und genau da ist seine Herkunft extremst und superst deutlich sichtbar. In Berlin würde man sachlich bemerken: »Felsgrottenmadonna, ick hör dir trapsen«, und das nicht erst seit Dan Brown. Aber das hatten wir ja neulich schon mal in einem größeren Kreis diskutiert, wo auch irgendjemand Ahnung zu haben schien und das alles abstritt.

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