Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 10:
John Adams (Miniserie, HBO)

Barcelona, 8. August 2008, 06:49 | von Paco

(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

HBO ist mit den 7 Folgen dieser Miniserie eine eindrucksvolle Erzählung des rechtsstaatlichen Gründungsmythos der Vereinigten Staaten gelungen. Mit dem Porträt des zweiten Präsidenten John Adams haben sich die Autoren gleich die ersten 50 Jahre des neuen Staates aufgebürdet, und trotz der teilweisen (aber bei solchen Jahresspannen natürlich üblichen) Ahistorizität ist diese Geschichtsstunde gelungen.

Gleich zu Anfang wird die puritanische Redlichkeit von Adams effektvoll unterstrichen: Nach dem Boston Massacre 1770 verteidigt er die englischen Mördersoldaten – eine undankbare Aufgabe, mit der er aber demonstrieren will, dass das bald gegründete Amerika ein Land von Recht und Ordnung sein müsse.

Paul Giamatti gibt seinen John Adams als Pragmatiker, der etwa mit dem savoir vivre der Franzosen nichts anzufangen weiß (die »New York Times« findet übrigens, er sehe aus wie Shrek, hehe). Auf einem Bankett mit potenziellen europäischen Geldgebern muss er etwa von Benjamin Franklin dahingehend zurechtgewiesen werden, dass er nicht gleich zur geschäftlichen Sache kommt. Am Ende der 5. Folge wird er jedenfalls Präsident (1797), nach einem knappen Sieg über Jefferson, dem er dann bei der nächsten Wahl (1801) aber weichen muss.

Obwohl die historische Vorlage viele essenzielle Gerichtsszenen mit sich bringt, denen bei der Verfilmung nicht immer das Staubige ganz genommen werden konnte, gibt es auch viele schöne Einzelszenen, etwa die Audienz beim englischen König George III. in Folge 4: Der King kuckt erst ganz böse und meint, er sei der letzte gewesen, der einer Unabhängigkeit der U. S. positiv gegenübergestanden habe. Man befürchtet schon das Schlimmste – eine prickelnde Szene, bei der George dann aber ganz realpolitisch vermerkt, dass er trotzdem der erste gewesen sei, der die Freundschaft des neuen Landes suchen wollte.

Am bedeutendsten an der Serie sind freilich die aktuellen Lesarten, die sie bietet. So will Adams die jungen USA nach der so genannten »XYZ-Affäre« (1798) aus einem Krieg mit Frankreich heraushalten (Folge 6). Dem entspricht auch die Botschaft im Vorspann von Folge 7: »War is never inevitable.«

Viele Artikel in US-Medien zeugen davon, dass »John Adams« gerade im Jahr der Präsidentschaftswahl ein hochrelevantes Fernsehereignis gewesen ist. Die Miniserie wurde für die Verleihung der Emmy Awards im September denn auch mit 23 Nominierungen bedacht.

Einen Kommentar schreiben