Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 16:
Pushing Daisies (1. Staffel, ABC)

Barcelona, 5. August 2008, 07:00 | von Paco

(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

»Pushing Daisies« ist von Anfang an eine Augenweide: Die Serie erinnert in der optischen Aufmachung und dem märchenhaften Erzählstyle ganz stark an »Le Fabuleux Destin d’Amélie«. Hochglanzpolierte Bilder, gepaart mit einem äußerst angenehmen Off-Sprecher, präsentieren uns eine Bonbon-Welt mit tödlichen Nebeneffekten.

Der Off-Kommentator ist schon deshalb nötig, weil es einiges zu erklären gibt, zum Beispiel die gewöhnungsbedürftigen Voreinstellungen der Serie: Der »pie maker« Ned besitzt seit seiner Kindheit die Fähigkeit, tote Lebewesen durch eine Berührung wieder zum Leben zu erwecken. Wenn der, die oder das Auferstandene allerdings länger als 1 Minute lebt, stirbt irgendetwas anderes in der Umgebung.

Außerdem führt eine zweite Berührung von Wiederbelebten zu deren endgültigem Tod. In Unkenntnis dieser Regeln hat Ned in seiner Kindheit aus Versehen dafür gesorgt, dass sowohl seine (zunächst von ihm wieder zum Leben erweckte) Mutter als auch der Vater seiner Jugendliebe den Löffel für immer abgeben. Erst durch ein Experiment mit Insekten lernt der kleine Ned die Regeln seiner Fähigkeit kennen, wie wir in Folge 3 erfahren. Derlei Rückblenden in Neds Kindheit ergänzen immer wieder den psychoanalytisch ergiebigen Hintergrund der Story.

Gleich in der ersten Folge trifft Ned seine Sandkastenliebe Chuck/Charlotte wieder. Sie ist allerdings tot, Opfer eines Überfalls auf einem Kreuzfahrtschiff. Vor ihrer Beerdigung soll er sie kurz aufwecken, damit sie ihm und Emerson ihren Mörder verraten kann. Denn der mit Ned bekannte Privatdetektiv will aus Neds Fähigkeit ein Geschäft machen: Wenn man sich wie er auf Kopfgeld spezialisiert hat, ist es sehr praktisch, dass man die Ermordeten gleich selbst nach ihren Mördern fragen kann. Wobei diese Information in weniger als einer Minute durchgekommen sein muss, denn dann muss Ned die Erweckten durch eine Berührung wieder schlafen legen, damit niemand anderes dafür draufgeht.

Doch dann bringt es Ned nicht übers Herz, seine große Liebe wieder zu den Toten zu schicken und lässt sie überleben. Dafür muss dann der Bestattungsunternehmer sterben, der aber immerhin nicht ganz unschuldig Neds Opfer wird, da er sich als Bösewicht enttarnt, der die ihm anvertrauten Toten beraubt hat (Folge 3).

Damit schafft sich die Serie eine ziemlich ungewöhnliche Sehnsuchtsstory: Chuck gehört nun mit zum Team und wohnt auch bei Ned, aber trotz beider Zuneigung dürfen sie sich ja nicht berühren. Was für eine Sublimation des Themenkreises Keuschheit/Treue!

Auch wenn sie arg ausgedacht wirkt, trägt diese komische Serienidee im Großen und Ganzen. In den 9 Folgen der ersten Staffel gab es aber auch einige aufzuklärende Mordgeschichten, die langweilten oder vorhersehbar waren – glücklicherweise sind sie nicht die wichtigsten Zutaten der Serie.

Am Ende der Staffel gesteht Ned seiner Flamme Chuck, dass er der Mörder ihres Vaters ist. Diese ist natürlich verstimmt usw., aber die beiden werden sich schon wieder vertragen, wenn es in die 2. Staffel geht, die hoffentlich eine reguläre Folgenzahl abbekommt.

3 Reaktionen zu “Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 16:
Pushing Daisies (1. Staffel, ABC)”

  1. Maurice

    Meine absolut beste neue Serie, der letzten Season! Man muss sie einfach „lieb“ haben, geht nicht anders.^^

  2. Alex

    So sehr ich die Sendung mag, bin ich der Einzige, dem Chuck mächtig auf den Senkel geht? Die Rolle nervt nur mit ihrer naiven Kleinmädchenart…

  3. gluexlich

    Das ist auf jeden Fall die Serie mit der ausgefallensten Grundidee. Das merkt man schon daran, wenn man versucht anderen den Inhalt der Serie zu vermitteln und dabei regelmäßig für verrückt gehalten wird! =)
    @Paco: Hast du gut hinbekommen, Kompliment ;)
    Die sehr bunte Optik der Serie ist natürlich Geschmackssache – meinen trifft es jedenfalls…

    @Alex:

    Mich nervt sie nicht, weil ich sie von Anfang an sympathisch fand. Natürlich könnte man sie ein wenig wieder „runterschrauben“, aber sie passt mit ihrer etwas aufgedrehten Art perfekt ins Team, oder?

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