Lost: 4. Staffel, 11. Folge

auf Reisen, 14. Mai 2008, 16:51 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »Cabin Fever«
Episode Number: 4.11 (#82)
First Aired: May 8, 2008 (Thursday)
Deutscher Titel: »Hüttenzauber« (EA 24. 8. 2008)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Seit Langem ist das mal wieder eine Folge mit ganz normalen Flashbacks, wie wir das bis zum Ende der 3. Staffel gewöhnt waren. Wir sehen keine Vorschauen auf die things to come, sondern können uns ganz auf drei Abschnitte aus Lockes Vergangenheit konzentrieren:

1. Lockes Geburt. Damit ihr bei der Benamsung keiner in die Parade fährt, ruft die Mutter ihrem gerade entbundenen Sohn nach: »His name is John.« So wie das Elisabeth in Lukas 1:63 tut, die Mutter von John the Baptist, die damit den Befehl des Erzengels befolgt, der ihrem Mann Zacharias erschienen war.

Dieser deutliche Hinweis auf den Täufer-Johannes, der das Kommen des Messias vorbereitet, spitzt Lockes Rolle in der Serie prägnant zu. In diesem Zeitabschnitt des Flashbacks wird uns außerdem vermittelt, dass Locke ein kränkliches Frühchen ist, wobei die Krankenschwester anmerkt: »he’s a fighter, he’s a miracle baby«. Und Ben wird später zu Locke sagen: »My time is over, John. It’s yours now.«

2. Locke als schlaksiger Teenager, über den sich alle lustig machen (erinnert vom Aussehen her ein wenig an »Napoleon Dynamite«, aber nicht wirklich). Sein Tutor sagt zu ihm: »You can’t be the prom king. You can’t be the quarterback. You can’t be a superhero.« Locke kommentiert das so: »Don’t tell me what I can’t do.« Das ist sein Lebensthema. Genauso reagiert er, als er, noch an den Rollstuhl gefesselt, seinen »Walkabout« im australischen Outback plant und dafür verlacht wird (Folge 1.04).

3. Als erwachsener Locke bekommt er dann den »Walkabout« empfohlen, von diesem Abaddon, der immer schon mal aufgekreuzt ist und eventuell im Auftrag von Widmore arbeitet (er hat Faraday, Naomi, Charlotte, Miles und den Chopperpiloten rekrutiert). Er ist der typisch undurchsichtige Fädenzieher-Mann, angelehnt an Vorgänger wie den Cigarette Smoking Man aus den »X-Files« oder Mr. Benett aus »Heroes«.

Bei Lockes Geburt taucht übrigens Richard Alpert auf, den wir schon als Other kennengelernt haben. Obwohl Locke 1956 geboren wurde, sieht Richard in diesem Jahr altersmäßig genauso aus wie in der Inselgegenwart. Das ist bisher der wohl stärkste Phänotyp des Zeitreise- bzw. Zeitmanipulations-Themas von »Lost«.

Richard taucht dann noch mal auf, als Locke etwas älter ist. Er sieht eine leicht abstrakte Zeichnung des Black Smoke Monsters, die der kleine John gekritzelt hat, und legt ihm dann ein paar Gegenstände vor, aus denen John aber irgendwie den falschen heraussucht. Richard verschwindet wieder, denn der Steppke sei »not ready for our school«. So richtig »ready« scheint er sowieso erst zu sein, als er nach dem Absturz des 815er Fluges aus dem Rollstuhl aufersteht.

Soweit zur Locke-Zentrik dieser Episode. Inzwischen ist Keamy auf den Frachter zurückgekehrt, nachdem er und seine Mannen ja vom Black Smoke Monster attackiert worden sind. Michael soll nun büßen, denn er muss Ben die Details über Keamy verraten haben. Er gibt das gleich zu und wird dreimal mit dem Klicken von Keamys Waffe konfrontiert – die klemmt aber irgendwie, und so bleibt der schwitzende Michael erst mal lebendig.

Im Dschungel imaginiert Locke ein Mitglied der Dharma Initiative (einen Horace), das angeblich seit 12 Jahren tot ist. Das Trugbild spricht zu ihm: »You gotta find me. And when you do, you’ll find him.« Mit him ist natürlich Jacob gemeint: »He’s been waiting for you a real long time, man.« Diese Prophezeiung erinnert sofort wieder an die Anspielung auf Johannes den Täufer und das Messias-Thema.

Als Nächstes begegnen wir der Grube mit den Dharma-Leichen wieder, in der Ben auch mal den von ihm angeschossenen Locke verrotten lassen wollte (Folge 3.20). Dort finden sie Horace‘ Leiche sowie eine Karte, mit deren Hilfe sie Jacobs Hütte ausfindig machen.

Vor dem grandiosen Ende dieser Folge folgt noch ein Intermezzo auf dem Frachter: Michael warnt Frank (den Piloten) davor, Keamy zurück zur Insel zu bringen. Das scheint sinnvoll zu sein, denn Keamys Parole ist jetzt: »torch the island«.

Als Frank dann wirklich den Flug verweigern will, schneidet Keamy zur Abschreckung dem Frachter-Doc die Kehle durch – auf dem Boot befinden wir uns zeitlich also VOR Inselzeit. Denn in der vorletzten Folge (4.09) wird der Doc ja an den Strand gespült. Keamy steigert die Drastik, indem er auch noch den Frachter-Käptn erschießt, und endlich erklärt sich Frank bereit zur Insel rüberzufliegen. Inzwischen hat sich übrigens auch Sayid auf den Weg dorthin gemacht, mit einem Beiboot und auf Anraten des Käptns.

Nun zu den Schlussszenen: Es kommt zu einer überraschenden Begegnung in Jacobs Hütte. Locke trifft dort auf, nein, nicht auf Jacob, sondern auf Christian Shephard. Und auf eine seltsam abgeklärt wirkende Claire, der ihr Vater ja schon in einer Vorgängerepisode erschienen war.

Kurzer Rückblick auf Christian Shephards unmittelbare Vergangenheit: Er war in Sydney an einem Herzschlag gestorben, und sein Sohn Jack sollte die sterblichen Überreste in der Oceanic 815 mit nach Hause nehmen. Jack fand den Sarg nach dem Absturz intakt vor, allerdings war die Leiche seines Vaters nicht mehr drin. Kurz darauf erschien ihm dessen Gestalt (Folge 1.05).

Nach der Szene mit Locke und Claire in Jacobs Hütte müssen wir annehmen, dass sich Christian offenbar tatsächlich irgendwie materialisiert hat. Alle akuten Nachfragebedürfnisse – die von Locke, die von uns Zuschauern – werden weggewischt mit dem Hinweis, dass es jetzt erst mal gelte, die Insel vor ihren Zerstörern zu bewahren.

Locke kommt aus der Hütte und präsentiert als ultimative Rettungsmaßnahme: »He wants us to move the island.« Diese Direktive klingt wie Vieles in der aktuellen »Lost«-Staffel ziemlich lächerlich. Aber sicher gibt es irgendwo einen Hebel, der die Insel mit einem Unterwasser-Propeller ausstattet. Er könnte seitlich von dem Hebel angebracht sein, mit dem Ben schon das Black Smoke Monster auf Keamys Trupp angesetzt hat, hehe.

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