Genesis und der Gipfel der Verachtung

London, 18. Februar 2008, 12:46 | von Dique

Gestern in der FAS Helmut Krausser über Genesis. Der Anfang des Artikels:

»Ich verstehe all jene, die im Pop das Leichte suchen und die Fortsetzung der E-Musik mit anderen Mitteln verabscheuen, vielmehr, ich verstehe sie nicht und verabscheue sie. Denn sich gegen ein Leben mit komplexer Musik zu entscheiden, bedeutet, sich einen der dicksten, fruchtvollsten Äste im Baum der Schöpfung unterm Arsch wegzusägen.«

Feinste kraussersche Wortgewalt und deswegen lese ich den Text, nicht wirklich wegen Genesis. Deshalb kann ich auch Kraussers Betrachtungen nur am Rande nachvollziehen, weil ich die Musik der frühen Genesis kaum kenne und auch mit deren Rezeptionsgeschichte nicht vertraut bin.

Wer mir aber sofort einfällt, ist Patrick Bateman, der mordende Wall-Street-Yuppie aus »American Psycho«, der von Bret Easton Ellis dazu angehalten wurde, neben Whitney Houston auch Genesis einer musikkritischen Analyse zu unterziehen, als Ausgleich zu seinen blutrünstigen Eskapaden.

Bateman textet allerdings mit deutlich weniger Tiefgang als Krausser. Da ich im Café sitze, kann ich die Stellen nicht gleich noch mal nachschlagen, nehme mir das aber für daheim vor, doch da erwähnt es Krausser schon selbst. Er sieht darin den »Gipfel der Verachtung« für die Band erreicht, hält es aber für dankenswert, dass Bateman die Anfänge der Band nie verstanden habe und sie daher in seinen Betrachtungen unberücksichtigt lässt.

Schöner Text also in der FAS, der mich aber nicht wirklich für die Musik von Genesis erwärmen konnte. Das ist nicht meine Zeit, auch wenn Krausser gerade deren Zeitlosigkeit unterstreicht. Der Text hat mich aber daran erinnert, dass es Zeit ist, Kraussers neues Buch zu kaufen, »Die kleinen Gärten des Maestro Puccini«. Puccini ist ja auch nicht meine Zeit, könnte man sagen, aber von dessen Zeitlosigkeit muss mich keiner überzeugen.

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