Ein Meisterwerk der Überschriftenkunst

Leipzig, 21. August 2007, 15:20 | von Paco

Im »ZEITmagazin LEBEN« vom letzten Donnerstag gab es eine Seite über die offiziellen Slogans der Bundesländer. Der berüchtigte Baden-Württemberg-Slogan war natürlich auch mit dabei:

»Wir können alles. Außer Hochdeutsch.«

Die »Zeit«-Leute kommentierten: »Den Spruch dachte sich die Agentur Scholz & Friends aus und bot ihn zunächst Sachsen an, das ihn nicht wollte«. So weit, so anekdotig und so lustig. Der Slogan erinnerte mich aber an eine andere Sache:

In den internen Release Charts der Headliner-Szene war in diesem Jahr eine Überschrift besonders lange oben. Die stammte aus der »taz«, was ab und zu vorkommt, denn für die »tageszeitung« arbeiten die Pro-Headlinerz von morgen.

Trotzdem war Gabriel in – für seine Verhältnisse – heller Aufregung, als er in der Ausgabe vom 16. April den genialen Titel zu dem Aufmacher las, der von Oettingers fehlgriffiger Filbinger-Rede berichtete:

»Ich kann alles. Außer Geschichte«

Gabriel fiel der sprichwörtliche Döner aus der Hand. Ein Meisterwerk sei das. Das sehe nicht nach Redaktionsarbeit aus.

Ich sage bei solchen Feststellungen zwar immer: Da kann doch jeder mal drauf kommen, da kann doch mal ein Kreativblitz in die unterbesetzte Redaktion reinsegeln usw.

Aber Gabi entgegnet dann, dass das nicht geht, dass man sowas nicht zufällig hinbekommt, dass eine gut gemachte Überschrift aus mehr besteht als aus einer Haha-Pointe, dass sie vielschichtig ist, dass sie mehr sagt, als der Artikel darunter und den Artikel im Prinzip überflüssig macht usw. usw.

In der Jubiläumsausgabe der »Jungle World« neulich hat Thomas Blum davon erzählt, wie in der dortigen Redaktion die Titel-Schlagzeilen entstehen, nämlich beim haltlosen Brainstormen mit dem Layouter (Gabriel kopfschüttelnd: »Mit dem Layouter!«).

Blum konzediert dann, dass sie auf diese Art und Weise »hie und da auch übers Ziel hinaus … hmm … geschossen« seien, und das sei auch kein Wunder, meinte Gabi: »So arbeitet man nicht.«

Wenigstens lachte er danach ein wenig, und ich weiß auch, dass er die neue »Jungle World« immer am Ersterscheinungstag durchsieht, wohl irgendwie fasziniert von den Kraut-und-Rüben-Betitelungen der Dschungelkrieger.

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