Bernardo Hees Kraft Heinz

Hamburg, 14. November 2018, 16:45 | von Dique

Bernardo Hees ist wahrscheinlich der einzige CEO, der so corporate ist, dass er auf seinen Hemden immer das Logo der jeweiligen Firma eingestickt trägt, die er gerade leitet. Er ist immer mit einem hellblauen Oberhemd bekleidet, entweder unifarben oder mit Bengal-Stripes, und oben links ist dann eben das aktuelle Firmenlogo drauf. Zuerst gesehen bei Burger King, dann wechselte er zu Heinz, und nach dem Merger mit Kraft steht da nun Kraft Heinz auf seinem Hemd. Vorher war er CEO bei der brasilianischen Eisenbahngesellschaft América Latina Logística (ALL), damals trug er wohl noch Hemden ohne Firmenlogo.

Die Firmen Kraft und Heinz wurden natürlich in den USA gegründet, die Gründer haben aber jeweils deutsche Vorfahren, und seit ein paar Jahren firmieren beide Companys nun unter einem Dach. Hinter dem Deal stecken der Superinvestor Warren Buffett und die brasilianischen Superinvestoren von 3G Capital. Letztere kauften auch irgendwann mal Burger King und formten den größten Biergiganten aller Zeiten, Anheuser-Busch InBev, aus dessen Brauereien weltweit jedes dritte oder vierte Bier kommt. Und beim Schreiben fällt mir auf, dass ja auch die Anheusers und die Buschs deutsche Wurzeln haben. Die unfassbar spannende Geschichte von 3G erzählt Cristiane Correa in »DREAM BIG: How the Brazilian Trio behind 3G Capital – Jorge Paulo Lemann, Marcel Telles and Beto Sicupira – Acquired Anheuser-Busch, Burger King and Heinz«.

Bernardo Hees ist ebenfalls Brasilianer und Partner bei 3G und er fährt deren meritokratischen und kostensparenden Managementansatz, inklusive Zero-Base-Budgeting und ohne Business-Class-Flüge. Dazu passt seine schlanke Figur, aber sein konstantes Lächeln vielleicht nicht auf den ersten Blick, allerdings, warum soll man beim Streamlinen keinen Spaß haben. Und es ist ja nicht nur Streamlining da bei Kraft Heinz, sondern Hees setzt durchaus neue Impulse. So gibt es endlich Mayochup, also Mayo und Ketchup vorgemischt direkt aus der Easy-Squeeze-Flasche (warum erst jetzt?). Modern und viral hat man zunächst per Twitter das neue Produkt vorgeschlagen, es kam super an, und so hat man gleich noch über den Namen bei Twitter abstimmen lassen. In den USA gibt es Mayochup nun schon im Supermarkt und was weiß ich noch wo sonst, und bald schon soll es in England erhältlich sein. In Resteuropa muss man sich leider noch gedulden.

So ganz klar ist mir nicht, warum sich Firmen bei solchen weltweiten Produkt-Rollouts manchmal so viel Zeit lassen – Mayochup würde doch auch in Europe gleich fliegen! Warum dauerte es z. B. gefühlte Jahrzehnte, bis Mondelēz (damals noch Teil von Kraft) Oreo-Kekse auf den deutschen Markt brachte? Kaum gab es dann die ersten Oreos, brachte jede Handelsmarke ein vergleichbares Nachahmerprodukt auf den Markt. Und auch hier die Frage, warum hat nicht einfach schon vorher mal so ein Nachahmer so einen Oreo-artigen Keks rausgehauen? Alles natürlich spannende Fragen, die wohl jeder Wald- und Wiesen-Marketing-Experte sofort und direkt aus der Lamäng beantworten könnte. Aber das kommt dann in unserem nächsten Teil von »Business-Garn for Dummies«.

Ein weiteres neues Kraft Heinz-Produkt ist übrigens »Just Crack An Egg«. Dabei handelt es sich um einen Plastikbecher mit Rühreizutaten drin, in die man dann einfach ein frisches Ei reinschlägt, und nach zwei Minuten Mikrowelle hat man dann ein ganz feines Rührei. Ein tolles Convenience-Produkt, denn angeblich essen 70% der Amerikaner ihr Frühstück im Auto. Good Appetite!
 

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