Feuilletonpressegespräch

Göttingen, 14. Oktober 2014, 15:10 | von Paco

Wie schon Harald Staun in der FAS vom 29. Juni 2014, S. 40, schrieb: »Das Radiofeuilleton im Deutschlandradio Kultur, das nach seiner Programmreform seit Montag nicht mehr zu hören ist, muss mit sofortiger Wirkung wieder eingeführt werden. Sonst.«

Ja, sonst. Das gilt insbesondere für das »Feuilletonpressegespräch«, das bis inklusive 19. Juni 2014 immer nach den 10-Uhr-Nachrichten lief, also um ca. 10:07 Uhr. Doch von nun an: Kein vor Feuilletonlust schnaufender und schmatzender Jens Jessen mehr! Kein gestochen scharf kommentierender Andreas Platthaus mehr! Kein Peter Korfmacher mehr mit Neuem und Altem aus Leipziger Oper und Gewandhaus! Kein Adrian Prechtel mehr mit seinem »Servus aus München« für die gute Laune! Letzter Gesprächspartner war an besagtem 19. Juni vor knapp vier Monaten Andreas Fanizadeh von der taz.

In diesen speziellen morgendlichen Telefongesprächen ging es immer um das Feuilleton als Gesamtzusammenhang. Die »Zeit«, die FAZ, die »Süddeutsche«, die »Welt«, der »Spiegel«, der »Tagesspiegel«, die LVZ, die taz, die Münchner »Abendzeitung«. Ab und zu Luxusformate wie »Sinn und Form« oder »Das Gedicht«. Kurz den Aufmacher durchsprechen, dann ein bisschen umblättern und noch ein, zwei weitere Artikel anreißen.

Dieser Gesamtzusammenhang, das Feuilleton als breite Gegenwart, als täglich neu verfasster Großroman, bildet sich in der gedruckten Zeitung aber nicht mehr unbedingt ab, die rasante technologie­getriebene Diversifizierung lässt sich thematisch, stilistisch und personell einfach nicht mehr komplett auffangen und abbilden. Das hat jetzt nichts mit der Programmreform beim Deutschlandradio zu tun.

Da ist es auch lächerlich, einen der wirklich erbosten verwunderten Hörer besänftigen zu wollen mit so einer Antwort: »Das Feuilletonpressegespräch wird es weiter geben – künftig in der Sendung ›Kompressor‹ (montags bis freitags von 14.00 bis 15.00 Uhr), allerdings nicht mehr täglich, sondern 2–3mal pro Woche in der Rubrik ›Das Lesen der Anderen‹.«

Nun, 14 bis 15 Uhr ist wirklich keine Zeitungszeit. Vom schrecklichen Titel des Schrumpfformats ganz zu schweigen. Dagegen ›Feuilletonpressegespräch‹, so ein grauslig-schönes doppelfranzösisch-deutsches Kompositum!
 

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