Lost: 6. Staffel, 14. Folge

Leipzig, 6. Mai 2010, 17:59 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »The Candidate«
Episode Number: 6.14 (#116)
First Aired: May 4, 2010 (Tuesday)
Deutscher Titel: »Der Kandidat« (EA 16. 6. 2010)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Wieder mal versuchen ein paar Lostianer die Insel zu verlassen, diesmal mittels U-Boot. Es wird ihnen nicht gut bekommen. So wie in den letzten Folgen auch, macht es wieder richtig *BOOOM*. Und am Ende der Folge gibt es eine Runde Romeo und Julia für Arme. – In der absturzlosen L.A.-Welt wundert sich Jack »I can fix this« Shephard darüber, dass der querschnittsgelähmte Locke nicht operiert werden will.

1. – Insel-Plot

Fake-Locke hatte Jack nach dem Widmore’schen Artilleriebeschuss ja gerettet. Er erwacht aus seinem Heilschlaf. »Welcome to Hydra Island«, begrüßt ihn Sympathieträger Sayid. Der Plan der Fake-Locke-Truppe ist nun, die Widmore-Gefangenen zu befreien, obwohl die ja eigentlich fliehen wollten.

Jack gebietet kurz Einhalt und fragt in Richtung Fake-Locke: »Why should I trust you?« Antwort: Er könne sie alle, aaaaaalllle umbringen, aber er tue es nicht, deshalb.

Unterdessen lässt Widmore die Aufgegriffenen in den bekannten Käfig sperren. Sawyer versucht kurz die Machtübernahme und klaut sich ein Gewehr. Er gibt es aber wieder ab, als Widmore höchstpersönlich eine Waffe an Kates Kopf hält. Dass er es ernst meint, hat er durch den Verweis auf eine bestimmte Namensliste erbracht, wie er an sie gekommen ist, weiß der Geier: »Ford, you’re on it. As are Reyes and the Kwons. Kate Austen? She’s not. It doesn’t matter to me whether she lives or dies.«

(Zwischendrin ein kurzer Moment für Sun und Jin, sie reden auf Englisch, vielleicht hatte der Untertitelbeauftragte gerade Urlaub.)

Lageänderung: Der Strom fällt aus, damit auch der Pylonenschutz. Das Rauchmonster kommt zu Besuch und nimmt einige Wärter aus dem Spiel. Mit ihm kommt Jack, der den Käfig aufschließt. Beim nächsten Shot ist es Tag, die Truppe hechtet durch den Dschungel. Jack ist mit dabei, obwohl er ja gar nicht weg will, »I’m not meant to go«.

Nach seiner Intervention in Gestalt des Rauchmonsters ist Fake-Locke zum Ajira-Flieger vorausgegangen und nietet dort zwei Wächter um. Er springt in den Passagierraum und findet eine Handvoll C4-Sprengstoff.

Draußen haben sich dann die Fake-Locke-Getreuen versammelt und werden instruiert: Das Flugzeug sei keine sichere Fluchtmöglichkeit, vielleicht gebe es noch mehr Bombenzeugs an Bord. Neues Ziel: das Widmore-U-Boot, das aber natürlich »heavily defended« sein werde.

Dann eine Szene mit Ansage. Wir sehen Jack auffällig lange seinen Rucksack aufsetzen. Es ist also glasklar, dass ihn der große Manipulator Fake-Locke mit dem C4 bestückt hat, was Jack da aber natürlich noch nicht weiß.

Der Trupp pirscht sich also an den Pier heran, wo das Boot liegt – eine Szene wie aus »Far Cry« oder »Crysis«, ringsum Dschungelnatur und direkt vor dem Kameraauge der zu nehmende Zielpunkt. Zunächst scheint es keinen Widerstand zu geben, ohne Probleme erreichen die Ersten das U-Boot und übernehmen das Kommando.

Draußen aber überschlagen sich die Ereignisse: Locke will Jack von irgendwas überzeugen, da schubst der ihn ins Wasser, von fern fallen Schüsse, Kate wird getroffen – es schlägt wieder die Stunde der Kate-Hasser, so schreibt unser wallonischer Freund Tao auf Critik en séries: « quand Kate a été touché, j’ai bondi de joie. La série allait elle oser se séparer de l’un de ses personnages les plus (chiant) emblématique ? Non, Kate est toujours vivante. »

Kate überlebt also erst mal und wird ins U-Boot geschleppt, in dem sich der Rest schon versammelt hat. Fake-Locke ist wieder auf den Steg geklettert und rennt Richtung U-Boot, aber da schließt Sawyer die Luke, sie tauchen ab. Zurück bleibt auch Claire.

An Bord piepst dann das kleine Geschenk vor sich hin: das C4, an das eine Uhr gekoppelt ist, und noch knappe 4 Minuten to go.

Dann die beste, interessanteste, größte Szene dieser Folge: Es geht wieder mal um Glauben vs. Vernunft. Jack meint einfach: »Nothing is gonna happen. We’re going to be okay. You just have to trust me.« Das ist angesichts des tickenden Timers sehr kühn, aber eben auch verlockend und ein wenig auch einleuchtend.

Sawyer hat keine Lust auf Glauben und reißt irgendein Kabel raus, mit dem Ergebnis, dass der Timer nur noch schneller runterzählt.

Und wer opfert sich? Diesmal Sayid. Er gibt Jack noch die Anweisung, Desmond zu suchen, den er also doch nicht um die Ecke genietet hat (wie in 6.13 gegenüber Fake-Locke behauptet). Und dann rennt er mit dem Bombenpaket in der Hand ans andere Ende des U-Boots und *BOOOOOM*.

Ein Hauch von »Das Boot« wabert durch »Lost«, massenweise Wasser bricht herein, Sun ist eingeklemmt und irgendwie nicht zu retten. Jack schwimmt mit Sawyer im Arm nach draußen. Sun und Jin sterben offenbar zusammen. Wo Chopper-Frank ist: keine Ahnung. Das U-Boot sinkt auf den Meeresgrund, vier Lostianer finden an Land: Jack, Sawyer, Kate, Hurley.

Und Fake-Locke, Zeuge seiner eigenen Tat, zieht nun los, »to finish what I started«.

2. – L.A.-Plot (Locke & Jack)

Locke erwacht im KKH, Dr. Jack ist an seinem Krankenbett und erzählt ihm, er sei ein »candidate«, huch, ach so, nur ein candidate für eine neue Operationstechnik. Aber Locke lehnt ab, er will nicht wieder gesund werden, und warum wohl, darum geht es im L.A.-Plot dieser Folge.

Jack such zunächst Bernard auf, der Locke nach seinem big Unfall als Zahnarzt behandelt hat. Der sonst so freundliche Bernard ist ziemlich abweisend, verweist ihn aber immerhin an einen Anthony Cooper weiter, der irgendwas mit dem Unfall damals zu tun gehabt habe. Jack macht Cooper (der in der Original-Timeline in Folge 3.19 von Sawyer mit Ketten erwürgt wurde) in einem Altenheim ausfindig. Er ist ein körperliches und geistiges Wrack mit starrem, teilnahmslosen Blick.

Jack berichtet Locke von seinem Fund, und Locke erklärt sich endlich mal. Er sei bei seinem ersten Privatflug nach bestandener Prüfung verunglückt, dabei sei er querschnittsgelähmt und sein Vater als einziger Passagier komplett meschugge geworden. Also: Schuldgefühle, deshalb bitte keine OP. Locke rollt davon, Jack ruft ihm nach: »I can help you, John, I wish you believed me.« Ein Echo der Nachricht, die der selbstmordwillige Locke einst Jack hinterlassen hat.

Ansonsten treffen sich noch Jack und Claire kurz in dieser Folge. Claire hat eine ihr von Vater Shephard vererbte Spieldose angeschleppt, die das schon öfters aufgetauchte »Catch a Falling Star« spielt, und will wissen, was das soll. Jack weiß es auch nicht. Jedenfalls lädt er sie zu sich ein, sie könne bei ihm wohnen, denn »we’re family«.

Soweit diese Folge. Eigentlich ein bisschen lahm angesichts der vorgeschrittenen Staffel. Ok, im Inselplot werden drei Hauptcharaktere in die ewigen Jagdgründe befördert (Sayid und das Ehepaar Kwon), aber die drei Löffelabgeber haben eh schon die ganze Staffel lang genervt, und das geht dann also recht unemotional über die Bühne.

Ganz anders sieht das Emotionsbolzen Tao, für den diese Folge eine der supersten Folgen der ganzen Serie war, inkl. dem Figurenabschuss am Ende: « Lost signe cette semaine l’un de ses plus grands épisodes. Non pas de la saison, mais de la série entière. Si l’épisode est en lui même une réussite, il est sublimé par l’émotion des dernières minutes. Peu importe ce qui s’est passé, cet épisode restera marqué par une seule image. Jin et Sun. »

Also für mich war das eher eine Art Romeo und Julia für Arme. Na, quoi qu’il en soit, jetzt stehen noch zwei Einzel- und eine Doppelfolge an, und dann!

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