Horváth in Murnau

Leipzig, 26. April 2010, 12:36 | von Austin

Der Plan: Endlich mal nach Murnau fahren. Horváths Stadt schauen. Und endlich die jetzt superb besprochene neukonzipierte Horváth-Ausstellung im Schloss (S-Zeitung vom 3. März 2010).

Und was soll man sagen. Einst wurde seine Einbürgerung abgelehnt, nun wird hier ausgeführt, dass Horváth der gewissermaßen einhundert­zwanzigprozentige Murnauer war, wie sehr also Horváth mit Murnau eins sei. Plötzlich ist er vor allem Heimatdichter.

Als Kontrast ist dann im Setting eines Biergartens die Mediathek installiert, in der Martina Gedeck und jemand anderes Auszüge von Horváths Texten lesen, als handelte es sich um Peter Weiss‘ »Ermittlung«.

Ich will grade gehen und denke, dass ich mal wieder schauen muss, wie weit die in Wien-Alsergrund sind mit diesem eigenwilligen Gedenk­raum für Heimito von Doderer, da findet sich, im Schaukasten »Horváth und Berlin«, ganz en passant doch noch etwas Erstaunliches. Unter dem Bild von Francesco von Mendelssohn, dem Uraufführungsregisseur von »Kasimir und Karoline«, steht der Hinweis, er sei einige Zeit der Partner von Gustaf Gründgens gewesen. Schau an.

Ansonsten ist neben ein bisschen Gabriele Münter nicht viel zu tun in Murnau. Zum Staffelsee gelangt man durch eine spektakulär gruselige Fußgängerunterführung. Also gleich weiter, aus gegebenem Anlass, nach Kloster Ettal. Hey, gleich der erste Seitenaltar rechts ist dem Hl. Sebastian gewidmet.

Dann Halt in Oberammergau. Dialog zwischen zwei Einheimischen, warum denn der und der besetzt sei und nicht der und der, und ob denn der und der der Rolle gerecht werden könne wie weiland dessen Vater. Eine ganz normale Theaterkantine, nur heuer beim Postwirt. Faszinierend.

Auf der Rückfahrt durch Unterammergau gefahren. Und die Frage: Müssen die sich nicht grade wieder fühlen wie das Villabajo des Voralpenlandes?

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