»Dabei gibt es auch ostdeutsche F.A.Z.-Leser!«

Konstanz, 15. Januar 2010, 16:08 | von Marcuccio

Neue Eskalationen an der Leserbrieffront. Nachdem schon länger kein Relaunch mehr stattfand, sorgt jetzt die Edition der Feldbriefe selbst für Zündstoff.

F-Zeitung vom 14. Januar 2010, S. 17: Ein Leser aus »Friedrichsdorf (Hessen)« beschwert sich in studienrätlicher Ironie über die »dezente Unterweisung in deutscher Geographie«:

»Wie hilfreich sind doch die Hinweise in Artikeln oder unter Leserbriefen, die da lauten: ›im thüringischen Erfurt‹, ›Magdeburg (Sachsen-Anhalt)‹ oder ›Dresden/Sachsen‹. Wer im Westen wüsste sonst, wo diese Provinz-Hauptstädte liegen? Nur seltsam, man liest nie: ›im bayerischen München‹ oder von ›Stuttgart (Baden-Württemberg)‹. Dabei gibt es doch auch ostdeutsche F.A.Z.-Leser! Sind die am Ende gar die klügeren Köpfe?«

(Tipp übrigens für alle Einsender, die unbedingt veröffentlicht werden wollen: Anspielungen auf den FAZ-Slogan machen einen Abdruck so gut wie sicher. Überschrift dieses Leserbriefs war: »Die klügeren Köpfe.«)

Und als wollte die Leserbriefregie noch eins draufsetzen, platziert sie untendran dann wirklich noch eine Zuschrift aus Chemnitz, ganz ohne Zusatz »Sachsen«. Der Brief selbst sozusagen die Live-Antwort auf so viel geografische Ranschmeißerei. Gleichzeitig ein wunderschönes Lautgedicht, rauschendes Wasser auf Maxim Billers Mühle (»Ossifizierung der Leserbriefspalten«):

»was wir (…) nicht wollten, das waren die westdeutschen Kolonialherren, die dritt- und viertklassigen Hanswurste, die meinten, uns das Essen mit Messer und Gabel beibringen zu müssen. Nein, einem solchen Deutschland wollten wir gewiss nicht angehören!«

Szene-Aussteiger bestätigen immer wieder, dass es vor allem diese Geheimpoesie ist, die die Loge der Leserbriefschreiber und die Fanloge der Leserbriefleser so stark gemacht hat.

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