Die 10 besten US-Serien 2008/09, Platz 6:
Big Love (3. Staffel, HBO)

Paris, 13. September 2009, 12:56 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Die Polygamisten-Saga »Big Love« ist auch in der dritten Staffel noch nicht langweilig geworden. Die Serie erzählt sich immer noch grandios vorbei an den 08/15-Plots traditioneller Familienserien.

Zum Beispiel wird die Geschichte um die mögliche Viertfrau Ana aus der Vorgängerstaffel wieder aufgegriffen und eine Stufe weitergeführt. Und es ist serien- und filmgeschichtlich sicher innovativ, einmal einen Polygamisten und seinen drei Frauen dabei zuzusehen, wie sie gemein­sam eine weitere mögliche Ehefrau daten (Folge 2). Lustig wird es dann, wenn Ana Bill fragt, warum sie als Frau nicht auch polygamistisch leben könne, wenn er es doch auch tue. Aber sexuelle Emanzipation ist im »principle« natürlich nicht vorgesehen. Dennoch entschließt sich Ana zur Heirat, das Ganze scheitert aber schon nach kurzer Zeit, und am Ende von Folge 5 knallt sie ihren Ehering auf den Tisch.

Statt nach Zuwachs sieht es dann sogar nach Familiendezimierung aus, denn Bill erwägt, sich von Nicki zu trennen. Nicht nur hat sie für den Patriarchen Roman spioniert, der ihr Vater und Bills Erzfeind ist. Sie hat auch die Zuneigung ihres Vorgesetzten in Ansätzen erwidert. Es stellt sich dann noch heraus, dass sie seit 4 Jahren die Pille nimmt, obwohl sie an der Reihe mit dem Kinderkriegen ist, und sich damit am »principle« und am »purpose« der Vielehe schlimm versündigt hat. Am Ende präsentiert sie auch noch eine verheimlichte, inzwischen 14-jährige Tochter, aber das kann dann schon nicht mehr zusätzlich ins Gewicht fallen.

Durch ihre Spionage hat Nicki ihrem Vater geholfen, die Anklage wegen Zwangsverheiratung Minderjähriger abzuwehren. Zum Verhängnis wird ihm allerdings, dass er dafür auch die aussagewillige Kathy in den Unfalltod getrieben hat. Sie war als zweite Frau für Bills Bruder Joey vorgesehen, der sich am Ende an Roman rächen wird. Der Patriarch stirbt im gestreiften Pyjama.

Durch Romans Abwesenheit ist auch die Machtfrage innerhalb der Gemeinde wieder aktuell. Sein immer noch schön schmieriger Sohn Alby will sie zu seinen Gunsten entscheiden, indem er ein angebliches Dokument ins Spiel bringt, das beweisen soll, dass die Mormonenkirche die Polygamie nur zum Schein abgeschafft hat. Der Wisch stellt sich letztlich als Fake heraus, mit dem Alby Geld von der Kirche erpressen wollte.

Am Ende landet noch Bills Erstfrau Barb vor dem Kirchengericht, zeigt aber keine Reue wegen ihrer Polygamie und wird exkommuniziert. Und wenn nicht mal die eigene Kirche den polygamen Lifestyle protegiert, was bleibt da übrig: Am heimischen Swimmingpool gründet der Baumarktbesitzer Bill eine neue Kirche. Way to go!

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