Die 10 besten US-Serien 2008/09, Platz 7:
Mad Men (2. Staffel, amc)

Paris, 12. September 2009, 17:52 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Nach dem Finale der 1. Staffel setzt die Handlung erst zwei Jahre später wieder ein, 1962. Gleich am Anfang wird etwas holzhammer­artig die Skrupellosigkeit des PR- und Werbe-Business thematisiert: Bei Sterling Cooper befürworten nämlich alle außer Don, dass American Airlines als Kunde akzeptiert werde, obwohl deren Flight 1 gerade abgestürzt und die historische Flugzeugkatastrophe vom 1. März 1962 verursacht hat. Pete, der bei dem Absturz auch noch seinen Vater verloren hat, will und soll den Account übernehmen.

Dem Zynismus wird also wieder breit Raum gemacht, wohlfeile Sprüche wie der folgende sind keine Seltenheit: »Every scientist, engineer, and general, is trying to figure out a way to bring a man on the moon, or blow up Moscow, whichever one costs more. We have to explain to them how we can help them spend that money.«

Im erzählerischen Mittelpunkt steht immer noch Don Draper, der sich diesmal durch die Affäre mit der Frau des bösartigen Comedians Jimmy Barrett (Patrick Fischler, der in »Lost« einen der 70er-Jahre-Others spielt) in die Bredouille bringt. Der (historisch verbürgte) Komiker bekommt den Fling mit und weiht Dons Frau Betty ein, die vom Affärenausmaß ihres Mannes bisher keine Ahnung hatte. Sie setzt ihn vor die Tür, rächt sich ein bisschen und lässt ihn dann lustlos zurückkommen, gekoppelt an die für sie fundamentale Erkenntnis: »I don’t know. Honestly, things haven’t been that different without you.«

Ansonsten wird Don auch wieder ein wenig von seiner älteren Vergangenheit eingeholt, seinem Identitätsdiebstahl (eigentlich heißt er Dick Whitman, der echte Don Draper war in Korea gefallen), aber ansonsten wirkt dieser Subplot diesmal arg in die Länge gezogen. Wie gut, dass es mit Peggy (Elisabeth Moss) eine viel interessantere Figur gibt. Sie war zu Beginn von Staffel 1 als kleine Sekretärin ins Büro gekommen, hatte sich von Pete schwängern lassen, das Kind aber heimlich geboren und inzwischen bei ihrer Familie untergebracht. Und nun ist sie zurück und steigt weiter auf in der Hierarchie der 60er-Jahre-Männer. In einem Flashback sehen wir, wie Don sie in der Geburtsklinik besucht und sie anspornt, zurückzukommen und weiterzumachen: »It will shock you how much it never happened!«

Neben ihrer Arbeit bei Sterling Cooper wird Peggy unter anderem von einem katholischen Priester gefragt, ob sie ihm aufgrund ihrer PR-Erfahrung nicht thematisch bei seiner Rede für den Palmsonntag behilflich sein könne, eine super Szene mit einer schönen rhetorischen Frage ihrerseits: »Don’t they (d. h. die katholische Kirche) have stuff that you’re supposed to talk about?«

Ansonsten wurde Sterling Cooper an eine britische Company verkauft und agiert nun als deren US-Abteilung. Diese Übernahme wird in der 3. Staffel, die seit Mitte August läuft, zu ein paar Umgruppierungen in der Figurenkonstellation führen, im Großen und Ganzen aber kaum eine Rolle spielen.

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