Der grooooße John Flaxman

London, 7. Juni 2009, 10:05 | von Dique

Die Flaxman-Ausstellung hatte ich ja schon erwähnt, und im Kunst­BlogBuch gab es auch gerade eine schöne Kritik mit einigen Erinnerungsfotos vom Ausstellungsraum.

Die Schar der Flaxman-Bewunderer scheint mir sehr klein zu sein, selbst Bekannte mit kunsthistorischem Hintergrund schenken mir ein eher mitleidiges Lächeln, wenn ich von den Umrisszeichnungen, Reliefs und Wedgwood-Designs von John Flaxman schwärme, als gäbe es kein Morgen.

Der GROOOOSSE Flaxman war sogar mal der Running Gag eines Freun­des, mit dem ich ein Wochenende lang in der Stadt unterwegs war. Deshalb freute ich mich dann auch diebisch, als weder die Felsgrot­tenmadonna (wird restauriert) noch das »Supper at Emmaus« (war verliehen) während seines Besuches in der National Gallery zu sehen waren. Ätsch!

Die erste Flaxman-Ausstellung sah ich 2003 im Sir John Soane’s House in London. Hier waren es die Umriss­zeichnungen (outline drawings), die mich sehr beeindruckten. Diese klaren und weichen Umrisslinien, auf weißem Grund, dezent gerahmt, klassizistischer Minimalismus. Die Feinheit der Linie fasziniert mich auch immer wieder an den Zeichnun­gen von Ingres, aber das ist ein anderes Kapitel.

In der Ausstellung im Soane’s gab es außerdem ein Gipsmodell des Schildes von Achilles zu sehen, welches so extraordinary wirkte, eben weil es noch nicht gegossen war, es noch nicht metallen glänzte, sich also die Konturen, die Figuren des reichlich berelieften Schildes um­risshaft in der weißen, beschliffenen Oberfläche abzeichneten. Es stellte sich ebenso reduziert und minimalistisch dar wie seine Umriss­zeichnungen, mit welchen er Dante (Göttliche Komödie) und Homer (Odyssee) illustrierte.

Flaxman: Ulysse descend aux enfers, par les conseils de Circé ; pour y consulter l'ombre de Tyrésias
« Ulysse descend aux enfers, par les conseils de Circé ;    
pour y consulter l’ombre de Tyrésias »    

Wenn man Glück hat, findet man sogar mal eine schöne Ausgabe im Antiquariat und begibt sich bei der Lektüre (oder einfach nur beim An­sehen) automatisch in beste Gesellschaft. Denn wie ich erst kürzlich las, lernte Anselm Feuerbach in seiner Kindheit die homerische Welt anhand von Flaxman-Illustrationen kennen.

Feuerbach werde ich hier demnächst mal mit Lawrence Alma-Tadema vergleichen, aber erst wenn endlich die große Coen-Brothers-Werk­monografie von San Andreas gelaufen ist, zum ersten Mal angekündigt im November letzten Jahres! Quousque tandem, San Andi, abutere patientia nostra!

(Bildquelle: Wikimedia Commons)

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