Lost: 4. Staffel, 5. Folge

London, 5. März 2008, 01:20 | von Dique

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »The Constant«
Episode Number: 4.05 (#76)
First Aired: February 28, 2008 (Thursday)
Deutscher Titel: »Die Konstante« (EA 13. 7. 2008)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Der Propeller rattert, ein glücklich lächelnder Desmond, ein besorgter Sayid, und der »Renegade«-mäßige Pilot bringt die Chopper schlingernd in eine Schlechtwetterfront.

Ziemlich verregnet geht es weiter, wir befinden uns plötzlich in einer Kaserne in Schottland, wo Desmond Militärdienst leistet, im Jahr 1996.

Was für ein Schotte, dieser Desmond. Was für ein Schotter, diese Folge. Zumindest kam mir das so vor. Egal ob Bewusstseinsstörung oder Zeitreise: Wer da keine Konstante hat, ja, der ist verloren und todgeweiht. »Lost« wird mit dieser Folge also endgültig Science-Fiction – das war ja nicht unbedingt in dieser Konsequenz zu erwarten.

Und das muss auch nicht schlecht sein, doch leider geht es nicht so richtig vorwärts, eher seitwärts. Besonders die Sache mit Desmond und seinen Zeitsprüngen muss erst mal inhaltlich verdaut werden. Die Angst wächst, dass sich viele Mysterien um die Insel in Klischees auflösen.

Desmonds Traumsucht kennen wir ja schon von seinen Blicken in die Zukunft, durch die er mehrfach Charlies Tod voraussah, bis der Rocker am Ende der 3. Staffel schließlich im Looking Glass ersoffen ist. Nachdem Des nun die Insel verlassen hat, scheint er über seine Realvisionen den Verstand zu verlieren. Wieso weiß er plötzlich nicht mehr, wer Sayid ist und wo er selber sich gerade befindet und überhaupt?

Das klärt sich dann einigermaßen auf: In dieser Folge werden Konstanten gesucht, wie schon der Titel ankündigt, und für uns, die Zuschauer, fungiert Daniel Faraday als Konstante, wie er back in time als junger hitziger Professor für Aufklärung sorgen soll, Mitte der Neunziger, am Physics Department in Oxford.

Das sind Szenen zum Aufpassen, hier wird sicher irgendwie der Plan für das »Lost«-Finale schon in Gang gesetzt, und bei all dem Ernst geht Daniels coole Antwort ein bisschen unter, die er Desmond gibt, nachdem dieser ihm sagt, was ihm vom 2004er Faraday aufgetragen wurde zu sagen:

»Why didn’t I just help you there, in the future? Why would I put you through the headache of time travel? You know what I mean, it just seems a little unnecessary.«

Danach wird es allerdings ziemlich klischiert: Wir sehen eine mit Formeln vollgeschmierte Tafel, ein Experiment mit einer Laborratte und einen besessenen Faraday, dem es irgendwie zu gelingen scheint, den Beweis für die Funktionalität dieser träumerischen Zeitreisen zu erbringen.

Wenigstens wird in dieser Desmond-Folge ein wichtiger loser Erzählfaden aufgegriffen: Im Jahr 1996 haben Penny und Desmond ihre Beziehung beendet, die genauen Gründe bleiben im Dunkel. Es gibt aber Parallelen zu einem früheren Ereignis: Desmond lernte Penny kennen, als er gerade aus einem Kloster entlassen wurde. Recht spontan hatte er sich davor für den Gang ins Kloster entschieden, kurz vor seiner Hochzeit, also eine Art Flucht. War der Gang in die Kaserne eine ähnliche Flucht? Ist das der Grund why Penny is »trying to make a clean break« von Desmond?

Und dann ist da noch die Sache mit der Telefonnummer. Gib mir deine Telefonnummer und ich rufe dich in 8 Jahren an. Das klingt dick aufgetragen und unglaubwürdig, sorgt aber trotzdem für starke Momente:

»I won’t call for 8 years. December 24th, 2004, Christmas Eve.«

Dazu dieses gänsehautige Musikthema, dieser Teil, wenn an einem knackigen Bass eine Saite angerissen wird und lange ausschwingt. Solche Momente lassen jedenfalls alle Räder stillstehen und enden in einem emotionalen Feuerwerk. Penny mit ihrem wunderbaren Akzent schmeißt Desmond aus der Wohnung. Aber 8 Jahre danach, wir müssen gar nicht lange warten, es ist ja auf der Insel bzw. offshore jetzt genau Weihnachten 2004, da kommt auch tatsächlich der Anruf von Desmond:

»Hello?«
»Penny?«
»Desmond?«
»Penny, Penny, answer, answer, Penny …«
»Des, where are you?«
»I’m, I’m, I’m, I’m on a boat, errm, I’ve been on an island …«

Beenden wir das Ganze mit ein paar offenen Fragen, nein, nicht mit der nach dem vierzehigen Statuenrest, sondern mit der nach dem letzten der Oceanic Six, oder der nach dem komisch gestrandeten Schiff, das die Losties am Ende von Staffel 1 mitten auf der Insel finden, und dessen Logbuch nun von Mr. Widmore, Pennys Vater, bei Southfield’s in London ersteigert wird.

Und wer ist Bens Mann an Bord des Schiffes? Die »Lost«-Fansites erwarten in diesem Zusammenhang die Rückkehr von Michael, oder vielleicht ist es doch ein tropischer Eisbär, der hier eingehüllt von schwarzem Rauch die Szene betreten wird?

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