Wer sind »sie«? – Die FAS vom 9. 12. 2007

Leipzig, 14. Dezember 2007, 00:30 | von Paco

Auszug aus »Pastewka«, Folge 3.03, »Die Saunabürste« (EA 16. 11. 2007):

(Im Zeitungsladen.)
Pastewka: Guten Morgen, ich hätt gern einen Stadtanzeiger, eine WAMS und eine Fahs, bitte.
Verkäufer: D-die was?
Pastewka: Die Fahs. Die ›Frankfurter Allgemeine SONNtagszeitung‹. Und WAMS ist ›Welt am Sonntag‹, WAMMMS, ist die Abkürzung.
Verkäufer: Ah. Wusst ich nicht. Kann man eijentlich auch gleich ›Welt am Sonntag‹ sagen. Mit der Erklärung, das dauert doch viel länger.
Pastewka: Jaaa, das hat aber jetzt nur so lange gedauert, weil Sie … (usw.)

Passend zum Dialog und kurz vor dem Wochenende dann doch noch der hier ja fast übliche Rundown der letzten Fahs, manche sagen ja so. (Wortspiele à la »Fahs aufmachen« gelten in der F.A.S.-Szene selbstverständlich als sehr verpönt.)

Bastian Pastewka spricht ja im »Bee Movie« den Part von Jerry Seinfeld. Und dieser wurde im »Gesellschafts«-Teil mit einem längeren Interview bedacht. Befragt wurde er von Sascha Lehnartz, und der Anfang ist schon sehr hervorragend:

Seinfeld: Sie heißen Sascha? Wie meine Tochter!
FAS: Brauchte die auch einen zweiten Vornamen, der das Geschlecht eindeutig bestimmt?
Seinfeld: Nein, das war auch so erkennbar. Braucht man den in Deutschland?
FAS: Als ich geboren wurde, war das so, aber das haben sie geändert.
Seinfeld: Wer sind »sie«?

Hervorragend deshalb, weil das die Spielart einer alten »Seinfeld«-Szene ist (Folge 9.16, »The Burning«):

(Kramer walks in on Jerry and Elaine.)
Kramer: Well, I’ve got gonorrhea.
Jerry: That seems about right.
Kramer: That’s what they gave me!
George: They? The government?

Dann aber zum Kern-Feuilleton: Überraschender Artikel von Cord Riechelmann, eine Besprechung des Merve-Bands Nummer 300 (Alexandre Kojève: »Überlebensformen«). Darin steht, warum man Griechisch lernen soll, die berühmte Anekdote von Kojèves Besuch beim studentischen West-Berlin des Jahres 1967. Jacob Taubes ist mit seiner »Ästhetisierung der Wahrheit im Posthistoire« auch in dem Band vertreten, und um ihn geht es auch ein wenig im Riechelmann-Text.

Dann im Aufmacher umbedinkt lesenswert: der posthume Liebesbrief von Alban Nikolai Herbst an Stockhausen, inkl. Kritikerbashing. Überhaupt, seit ANH ab und zu in der FAS schreibt, lese ich auch Rezensionen von Opern-CDs. Immer wenn man dachte, dass doch irgendwas in der FAS fehlt, und man nur nicht wusste, was das war, kam unerwarteterweise ein ANH-Text. Eine »Times« ohne die musikphilosophischen Kritiken des Bernhard’schen Reger will man ja sozusagen eigentlich im Prinzip auch nicht gern lesen.

Dann gibt es noch ein Helau auf Oscar »100« Niemeyer, geschrieben von Peter Richter, und zwar ganz herrlich geschrieben, schon der vielleicht etwas zu manieristisch geratene Anfang mit der Beschreibung der Zahl »100« als »strenger Riegel mit zwei schönen runden Kreisen dran«.

Und dann war Julia Encke noch in Prishtina, Stichwort: Lagebericht, aber den Artikel habe ich noch nicht gelesen, und das gebe ich gerne auch mal zu, nachdem Oliver Gehrs im »Blattschuss!« am Montag ja auch gerne zugegeben hat, dass er den aktuellen »Spiegel«-Titel (»Wie Kaiser Wilhelm II. Lenins Oktoberrevolution finanzierte«) noch nicht gelesen hat, weil er sich den allegedly fürs Wochenende aufhebt. Viel Spaß, ist ein gutes Ding.

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