»Goethe im Sinkflug«

Leipzig, 8. November 2007, 15:30 | von Paco

Heute morgen mit Ryanair zurück nach Ingo-Schulze-Stadt Altenburg, dann über die B95 nach Leipzig und hinein in die Mensa, trotz der Horror-Fotos, die das Mensa-Blog immer veröffentlicht.

Das »Gewürzensemble« (Millek) aus Pfeffer- und Salzfass war gefragter denn je. Denn alle hatten vom schöhönsten ersten deutschen Literatursatz gehört, der soeben und auch noch von einer Jury gekürt wurde. Er lautet »Ilsebill salzte nach.« und steht in Günter Grass‘ Buch »Der Butt«. Deshalb salzten jetzt alle nach, obwohl das ja bei Cordon bleu und Buttermilchplinsen nicht so viel Sinn macht.

Egal, diese Kür zählt zu den sich häufenden »superlativisch ausstaffierten Schein-Auszeichnungen« (Florian Kessler in der S-Zeitung), also zu den ungefähr uncoolsten Erscheinungen der eigentlich ja nicht unbedingt schlimmen Eventkultur. Charts und Literaturgeschichte gehen einfach nicht, und nur und ausschließlich Reich-Ranicki kann man es nicht übelnehmen, dass er jeden Sonntag in der FAS Autoren mit allerlei Komparativen und Superlativen gegeneinander hält.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die ZDF-Ranking-Show »Unsere Besten« (2004). Als Goethe auf einmal weniger Anrufer hatte, meinte der Moderator Steffen Seibert: »Goethe im Sinkflug«, und das ist sprichwörtlich geworden, weil er das komplett ernst meinte, als ob der Stern Goethes sinkt, bloß weil Opa Hermi nicht beim ZDF anruft.

Abgesehen von diesem dämlichsten Unterfangen seit langem ist ja nichts gegen erste Sätze zu sagen. Aber ein so nach Fisch stinkender Satz wie das Ilsebill-Konstrukt? Na gut, why not.

Eine Reaktion zu “»Goethe im Sinkflug«”

  1. Dumbledore

    Geheimtipp für alle, die jetzt wegen des ersten Satzes das „Butt“-Buch kaufen wollen: Die damals massenhaft gedruckten dtv-Ausgaben gibt es mittlerweile für 50 Cent in jeder Antiquariatskiste.

    Das sind diese Ausgaben, bei denen sich mittlerweile fast von selbst die Folie vom Cover löst. :-)

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