Günter Grass in Bologna

London, 4. Oktober 2007, 07:05 | von Paco

Getriggert durch Michael Jürgs‘ Grass-Artikel neulich (vorletzten Samstag) in der Wochenendbeilage der S-Zeitung fiel mir wieder der 12. August 2006 ein. Ich war damals gerade in Bologna, wegen der Restaurationsarbeiten in San Petronio.

Wie auch immer, am Vorabend hatte ich bei SP*N die Vorabmeldung gelesen. Am nächsten Tag würde die F-Zeitung ein Exklusiv-Interview mit Günter Grass bringen, in dem dieser seine Mitgliedschaft bei der Waffen-SS sagen-wir-mal ›gestünde‹.

Yeah, dachte ich aus irgendeinem Grund. Es würde wieder ein FAZ-Erlebnis werden wie zuletzt am 29. Mai 2002.

Ich hatte geahnt, dass sich das Herumsprechen würde und war am nächsten Morgen gleich um 8 beim Zeitungskarren unter den Due Torri.

Ich erwischte eine der letzten Ausgaben. Der SZ-Stapel war dagegen unangetastet. Ich überquerte die Straße und schritt auf McDonald’s zu. In Italien einen Cappuccio bei McD zu nehmen ist doch mindestens genauso gut wie zuletzt Jürgen Dollases Stippvisite bei »Subway«. Außerdem wird man da nicht rausgemobbt, sondern kann stundenlang in den Feuilletons dieser Welt lesen.

Jedenfalls: Ich betrat die Filiale und sah – lauter offenbar deutschsprachige Menschen, die grinsend, kopfschüttelnd, nickend und/oder mit weiten Augen alle dieselbe Stelle der F-Zeitung lasen.

Auch an der Theke stand vor mir ein vertiefter Zeitungsleser. »Ts, ts. Unser Nobelpreisträger«, murmelte er und bestellte sich noch einen saftigen McRoyal DeLuxe.

Der herrliche McRoyal DeLuxe wurde inzwischen übrigens abgeschafft, genau wie die Waffen-SS. Nur den Nobelpreis, den gibt es immer noch, hehe.

Eine Reaktion zu “Günter Grass in Bologna”

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