Einsteins Briefe
London, 12. Juni 2009, 15:35 | von DiqueGestern in der U-Bahn fragt unsere Praktikantin, was ich gerade lese. Ich habe ein Buch in der Hand, einen Suhrkamp-Sammelband mit Essays über H. P. Lovecraft, und den kennt sie jedenfalls nicht. Ich erzähle kurz, wer das ist und dass er so viele Briefe geschrieben hat.
Heute Mittag sagt sie dann zu mir, weil ich doch gestern das mit den Briefen erzählt habe, dass ihr jemand mal ein Buch mit Briefen von Einstein geschenkt hat, und einmal hatte sie überhaupt nichts mehr zu lesen, und dann hat sie aus Verlegenheit diese Einstein-Briefe gelesen, und die waren dann ziemlich gut.
Am 12. Juni 2009 um 21:22 Uhr
„…die waren dann ziemlich gut“.
Wunderbar.
Am 14. Juni 2009 um 22:17 Uhr
Suhrkamp-Büchel über HPL in der U-Bahn lesen. Das ist der Grabenkampf der Intellektuellen heutzutage. Ich winke grüßend mit dem Annotationsbleistift, Genosse.
(Wegen Einstein-Briefen: gemessen an welchem Richtwert, Umstand oder so waren die ›ziemlich gut‹? Dafür, dass es Briefe von diesem Einstein waren, dessen Gedanken ja als für Ottonormalmensch unverständlich gelten; dafür, dass es überhaupt Briefe als Lektüre waren, und wie können Briefe schon lohnend zu lesen sein; dafür, dass es überhaupt Lektüre war, weil lesen ja eigentlich was totaal ödes ist? — Um Vermutungen oder Erklärung wäre ich dankbar.)
((P.S.: Endlich hat mir jemand die Umblätterer-Seite gezeigt. Bin froh Dich gefunden zu haben.))
Am 15. Juni 2009 um 11:39 Uhr
Erinnert mich an den Typen, der sich Kants »Kritik der reinen Vernunft« geliehen hatte und beim Zurückgegeben (nach einer Woche) auf die Frage: »Und, hast du’s gelesen?«, einfach sagte: »Ja, war ganz gut.«