Was vom Tage 21 übrig blieb:
DoubleEye, Schöneberg

Berlin, 21. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Berlin, Berlin. Und da fange ich am besten ganz oben an, mit dem …

DoubleEye
Akazienstraße 22
(Schöneberg)

»Der Inhaber Arno Schmeil war 2005 und 2006 Weltmeister im Espressomachen.« (berlin.de) Serviert wird der House Blend, ganz günstig:

Espresso: €1,50.

Ich sitze draußen auf einem der vier ultrakleinen Hockerchen, rechts neben mir der Teutonia, links neben mir ein weiteres Hockerchen, auf dem der Espresso abgestellt wird.

Mehrere Dinge passieren. Zunächst schlendern drei Berlinerinnen im Studentinnenalter zögerlich Richtung Eingangsbereich, bis eine von ihnen bestimmt: »Nee, zu unentspannt hier die Sitzsituation.« (Außer den Minihockern sind nur so drei runtergestufte Schwebebalken vor dem Ladenfenster aufgestellt.)

Auf den Minihockern 3 und 4 wird ein Paar mittleren Alters (definitiv hier vom Kiez) von einem älteren Mann mit Baseballcap zugequatscht. Erst hört es sich so an, als ob sie sich lange kennen, dann stellt sich das Gegenteil heraus und mit ihrer Mimik, die den Cringe der Situation spiegelt, verjagen sie schließlich den Zuquatscher. Als er weg ist, stellen sich beide vor, wie es wäre, wenn sie selbst hier herumziehen und irgendwelche Geschichten erzählen würden. (Irgendwie erinnert mich das an Jacoby in Benjamin Steins »Das Alphabet des Juda Liva«, muss da nachher noch mal reinlesen.)

Zuguterletzt frage ich beim Bezahlen noch, ob hier jemand weiß, wer gerade amtierender Weltmeister im Espressomachen ist. Weiß aber niemand. Und es ist eine dieser nur halb interessanten Infos, die man nicht mal mehr googeln will, zu aufwendig für zu wenig gain.

Dann trete ich abends sehr kurz vor Ladenschluss (21:00) noch in eine Rossmann-Drogerie am Ku’damm, um schnell noch Schmelzflocken zu kaufen. An der Kasse steht eine Frau mit proppevollem Wagen plus einem bereits vollgestellten Kassenband, aber es stockt, irgendwie gibt es ein Problem. Ich werde vorgewunken und abkassiert. Stellt sich heraus, sie hat hier diesen Megaeinkauf eingesackt, aber keine Möglichkeit um zu zahlen. Ob Karte vergessen oder kaputt bekomme ich nicht genau mit. Jedenfalls fragt sie, ob sie den Wagen hier so vollgepackt bis morgen stehen lassen kann, damit sie dann nicht noch einmal alles raussuchen muss, hat sicher eine halbe Stunde gedauert, das alles zusammenzusuchen.

– Wann wollen Sie denn da morgen kommen?
– Um 10 Uhr?
– Hm… Also…

So richtig will die Kassiererin das also nicht. Ich muss leider los und bekomme das Agreement nicht mehr mit, aber der Umstand, dass der Rieseneinkauf da quasi über Nacht unbezahlt im Laden stehen bleiben soll, erinnert mich irgendwie an den Department-Store-Trick in Folge 6×10 (»Nippy«) der gerade zu Ende gegangenen letzten Staffel »Better Call Saul«.

Lektüren: keine.
 

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