Zeitungsabonnement für Zauberer

Leipzig, 23. Juli 2019, 09:40 | von Paco

Ich hatte ihn ewig nicht mehr gesehen und traf ihn gestern wieder, als ich im Leipziger Osten Station machte. Er ist einer von rund 2.000 Zauberern in Deutschland, und ich erinnerte mich an eine Geschichte, die er mir vor langer Zeit erzählt hatte.

Zunächst muss ich noch vorausschicken, dass mein Zauberfreund seit vielen, vielen Jahren Abonnent der »Süddeutschen« war (Name der Zeitung für diesen Text geändert). Nun zur Geschichte:

Und zwar hatte er für einen Zaubertrick aus dem Bereich der Mentalmagie immer zwei Ausgaben der »Süddeutschen« benötigt. Da seine Shows jeweils freitags und samstags stattfanden, hieß das, dass er an Showtagen stets zusätzlich zu seinem abonnierten Exemplar noch eines vom Kiosk besorgen musste. Einmal war die SZ dort leider ausverkauft, und das brachte ihn dann auf einen Gedanken, den er sofort per Anruf dem Abo-Service der Zeitung mitteilte.

Er schilderte kurz seinen Fall und schloss dann mit der Frage: »Könnten Sie nicht ein Doppel-Abo für Zauberer anbieten? Würden Sie mir also in meinem Fall bitte freitags und samstags zwei identische Exemplare der SZ zuliefern?«

Der Abo-Service reagierte interessiert, denn schließlich werde ja die Zeitung in den Zaubershows prominent gefeaturt, also wäre das ein logisches quid pro quo.

Und so geschah es dann. Freitags und samstags wurden zwei Exemplare angeliefert. Das ersparte einen Gang zum Kiosk, alle waren’s zufrieden, und die Shows gingen weiter und weiter.

Nun ein Zeitsprung zu gestern, als ich den Zauberer wiedertraf. Während unseres sehr interessanten und unterhaltsamen gegenseitigen Updates fragte ich nebenbei auch nach dem Deal mit dem Abo-Service, und was musste ich hören? Zwei Dinge.

Erstens habe er schon lange die Zeitung abbestellt, so wie all unsere Bekannten auch. Und zweitens benötige er für den Zaubertrick nur mehr ein einziges Exemplar. Er sei früher einfach etwas faul gewesen, aber mit einem Exemplar funktioniere das Ganze problemlos auch, und da genügt dann ein Gang zum Zeitungskiosk, das heißt, solange es noch Zeitungs­kioske gibt.
 

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