Investmentliteratur

Hamburg, 22. August 2012, 13:44 | von Dique

Aus mir selbst nicht ganz klaren Gründen lese ich sehr gern Klassiker der Investmentliteratur. Die weltbekannten Highlights sind zum Beispiel Benjamin Grahams »Intelligent Investor« oder »One Up On Wall Street« von Peter Lynch. Dazu zähle ich aber auch die wunderbare Reise durch die Welt der Spekulation »Devil Take the Hindmost: A History of Financial Speculation« von Edward Chancellor.

Ein weiteres Spitzenwerk ist »Market Wizards« von Jack D. Schwager. 1988 zum ersten Mal erschienen, beinhaltet es 17 Interviews mit Top-Tradern, jedes einzelne mit einem kurzen Intro und Outro von Schwager versehen. Eine denkbar einfache Vorgehensweise, aber äußerst effektvoll und erfolgreich. Das Buch ist ein Megabestseller in seiner Klasse und wegen der Skalierbarkeit der Methode hat Jack D. Schwager einfach eine ganze Serie daraus gemacht, es erschienen noch »The New Market Wizards«, »Stock Market Wizards« und erst kürzlich »Hedge Fund Market Wizards«. Und für Sequels normalerweise unüblich, sind all diese Folgetitel genauso gut lesbar wie der erste »Market Wizard«-Kracher. Für die Investmentwelt sind diese Bücher so etwas wie Eckermanns Goethe-Buch. Ein etwas komischer Vergleich, aber er stimmt nun mal.

Es ist übrigens überraschend, dass fast alle interviewten Trader des ersten »Market Wizard«-Bandes ein Buch, noch dazu einen Roman, von 1923 als Pflichtlektüre benennen. Es handelt sich dabei um »Reminiscences of a Stock Operator« von Edwin Lefèvre. Erzählt wird die Lebensgeschichte des Traders Lawrence Livingston. Die Hauptfigur ist sehr eng an einen der ersten großen wirklichen Trader angelehnt, Jesse Livermore (»who might be considered the original day trader«). Natürlich habe ich das Buch sofort gelesen.
 

2 Reaktionen zu “Investmentliteratur”

  1. Kat

    Nur mal so aus Interesse, muss man sich das Lesen solcher Bücher eigentlich so vorstellen, wie die Lektüre frühneuzeitlicher Esoterik? Das heisst, man hat Freude daran etwas zu lesen, von dem man weiß das es zwar nicht stimmt, von dem man aber etwas über das Denken einer bestimmten Zeit oder einer bestimmten Gesellschaft lernt. Beispielsweise dürfte doch Reuchlins „De verbo mirifico“ von 1494, wo es um das Hebräische als Sprache der Engel geht, von der Beschreibung der Realität nicht weiter entfernt sein als die meisten Werke zu Finanzfragen. Es ist vielleicht nur schöner geschrieben und statt über Investmentbanker des 20. Jahrhunderts, verrät es etwas über Humanisten, Kabbalisten und Alchemisten. Wobei deren Behauptung, gegen hohe Profite Gold aus dem Nichts zu schaffen, ja auch wieder an unsere Banken der Gegenwart erinnert.

  2. Gregor Keuschnig

    @Kat
    Das heisst, man hat Freude daran etwas zu lesen, von dem man weiß das es zwar nicht stimmt, von dem man aber etwas über das Denken einer bestimmten Zeit oder einer bestimmten Gesellschaft lernt.
    Wenn das ein Kriterium sein soll, braucht man überhaupt keine Literatur mehr zu lesen. Oder wieder gleich alles.

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