Die Helden des Supermarkts

Konstanz, 18. Februar 2010, 20:32 | von Marcuccio

Gestern, Mittwoch! Ein großer Tag für alle David-Wagner-Fans. Die FAZ hob den metallenen Einkaufskorb aufs Titelblatt (siehe bei Meedia).

Für alle, die den Klassiker »Vier Äpfel« noch nicht kennen: Der Ein­kaufskorb aus Metall ist der tragische Supermarkt-Held, der auf S. 28 f. den Kampf gegen die Armada der modernen roten Plastikkörbe verliert. Ein Grund war wohl auch das schlechte Handling:

»Die beiden dünnen Haltegriffe waren mit einer dünnen, hartgummiartigen Schicht überzogen, trotzdem schnitten sie heftig ein.«

Noch mehr Helden des Supermarkts dann eine Zeitung weiter, im Feuilleton-Aufmacher der »Welt« (»Bundesrepublik Aldi«) ordnet Josef Engels die Autorenfoto-Strategie der Gebrüder Albrecht in die litera­rische Tradition ein:

»Andere Länder haben (…) J. D. Salinger und Thomas Pynchon (…). Deutschland hat zwei alte Herren aus Essen.«

Der eine der beiden Aldi-Herren feiert dieser Tage seinen mutmaßlich 90., deswegen – jubiläumsüberpünktlich wie gewohnt – überhaupt eine Aldi-Exegese. Der eigentliche Rundgang liest sich dann ein bisschen wie David Wagner für Arme:

»Nach dem Eingang links: Der Kaffee. Dann die Marmelade. Dann die Kekse. Gegenüber der Wein. Und so weiter.«

Mehr Regale gibt’s leider nicht, dafür ein paar Ausführungen zur Geschichte der deutschen Teilung (seit 1961: Aldi Nord und Aldi Süd) und ihren Spätfolgen: Vitello tonnato bis heute nur für die reichere Hälfte des Landes: Aldi Süd.

Abschließend beleuchtet wird die Gentrifzierung des Aldi-Publikums anhand ausgewählter Schlüsseltexte: Das Aldi dente Kochbuch als Ausdruck, dass Aldi plötzlich satisfaktionsfähig wurde usw. usf. Vielleicht bringt ja auch David Wagner noch ein Aldi-Sequel (»Vier Äpfel bei Aldi«), darauf würde ich mich ehrlich freuen.

Eine Reaktion zu “Die Helden des Supermarkts”

  1. Paco

    Ach ja, Karl Albrecht wurde schönerweise mal als der Thomas Pynchon des nordrhein-westfälischen Lebensmittel-Einzelhandels bezeichnet, beim leider nicht mehr zugänglichen elektrosmog.antville.org.

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