Die 10 besten US-Serien 2008/09, Platz 1:
Dexter (3. Staffel, Showtime)

Paris, 18. September 2009, 12:23 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

»Life is good«, sagt Dexter am Anfang der Staffel. Doch dann verstößt der selbsternannte Serienkiller im Geiste Robin Hoods gegen seine Regel, nur unverbesserliche Mörder aus dem Weg zu räumen. In Notwehr tötet er statt seines eigentlichen Ziels jemand anderen und versucht das hilflos vor sich selbst zu rechtfertigen: »He’s gotta be guilty of something. Aren’t we all?«

Sein versehentliches Opfer war Oscar Prado, der jüngere Bruder des prominenten Bezirksstaatsanwalts Miguel Prado, in dem Dexter delikaterweise einen Gleichgesinnten findet. Zum Glück für Dexter hält Miguel einen anderen für den Mörder seines Bruders, und dass Dexter diesen Anderen auch gleich killt, zieht Miguel auf seine Seite, der augenscheinlich Geschmack an gerechten Morden findet. Er darf sogar bei einer der nächsten Tötungszeremonien dabei sein, und als der von ihnen gerichtete Missetäter fragt: »Who are you?«, antwortet er theatralisch: »We’re justice.«

Bald aber geht der neue Abmurkspartner zu weit. Er will eine Anwältin töten, die sich auch für Schuldige einsetzt und sie erfolgreich verteidigt und daher Miguels klinischem Gerechtigkeitssinn ein Dorn im Auge ist. Er schreitet dann auch wirklich zur Tat, verstößt also gegen Dexters Restmoralkodex und bringt ihn dadurch gegen sich auf.

Als Racheengel ist Dexter endlich wieder in seinem Element: »Today I feel something real.« Ab Folge 9 ist dann auch klar, dass Dexters neuer Busenfreund Miguel selbst dran glauben wird. Das Finale, das Taktieren beider Kontrahenten, ist dann das spannendste der gesamten Seriensaison.

Ansonsten wurde wieder diese verlockend morbide Florida-Farbigkeit in Szene gesetzt, die wie eh und je bereits mit diesem Hochglanz-Intro beginnt, in dem wir Dexter so überästhetisiert Fleisch braten sehen, und das wirkt immer noch so schauerlich wie in der ersten Staffel. Zu den Makabritäten der 3. Staffel gehören die erwachenden Vater- und Familiengefühle unseres Lieblings-Serienmörders. Rita ist schwanger, und in dieser Situation schafft es das kalte Stück Fleisch namens Dexter sogar, ihr einen Antrag zu machen, bei dem er alle proposing-Klischees amerikanischer Schnulzenfilme abruft, was am Ende her­vorragend komisch ist (»My life has always felt like an unanswered question …«, Folge 4).

Um zum Schluss noch einen Kommentator vom letzten Jahr zu zitieren, denn Recht hat er: »Kaum eine Serie (ever!) hat so viel Atmosphäre, ein so heikles Thema und schafft es absolut nichts falsch zu machen.«

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