Die 10 besten US-Serien 2008/09, Platz 3:
Breaking Bad (2. Staffel, amc)

Paris, 16. September 2009, 12:09 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Die ausgedehnten Aufnahmen des provinziellen New Mexico sind das Gegenprogramm zu den Hochglanzactionserien, die an East oder West Coast spielen. Schon die Eröffnungssequenz jeder Folge strahlt eine beispiellose erzählerische Gelassenheit aus. Meist ruht die Kamera auf einem menschenleeren Setting, wir sehen die schimmernde Wüsten­sonne im Outback um Albuquerque oder einen Swimmingpool, mit irgendeinem irritierenden Detail, ein paar Patronenhülsen, einem auf der Stelle hüpfenden Lowrider oder einem auf der Wasseroberfläche schwimmenden Plüschteddy. Und dann wird eine Folge lang ganz ruhig erzählt, wie es dazu kam.

Bisher war es immer recht entzückend, einem Chemielehrer dabei zuzusehen, wie er versucht kriminell zu werden. Die Parteinahme für einen lungenkrebskranken Vater, der Vorsorge für seine Familie treffen will, fiel in der 1. Staffel nicht schwer. Doch in der Folgestaffel lädt sich Walt nun eine geballte Ladung echte Schuld auf.

Zunächst wird ihm und seinem Ex-Schüler und Komplizen Jesse noch die Aufgabe abgenommen, ihren Gegenspieler Tuco aus dem Weg zu räumen. Das übernimmt Walts Schwager Hank, der unangenehm prollige Drogenpolizist, der immerhin durch Panikattacken von seinem allzu gefeierten Abschuss des Großdealers eingeholt wird.

Tuco war Walts und Jesses Absatzgarantie, und da er nicht mehr da ist, müssen sie nun selbst Tuco sein. Jessie spannt seine Slacker-Freunde ein und muss so den Tod von einem von ihnen verantworten (Folge 11 – der Mörder: ein zu Dealer-Konkurrenten gehörendes Kind auf einem BMX-Rad, »The Wire« lässt grüßen).

Eine herausragende Einzelszene gab es am Anfang von Folge 8, eine fünf Minuten lang herausgezögerte Festnahme, bei der ein Undercover-Polizist einen Freund Jesses schließlich dazu überredet, ihm Crystal Meth zu verkaufen. In derselben Folge kommt auch Saul hinzu, ein Hallodri-Anwalt, der den Festgenommenen wieder herausboxt, dafür aber sein Stück vom Drugbiz-Kuchen haben will.

Wenigstens scheint sich das hohe Risiko diesmal auch bezahlt zu machen: Walt kann für über $1.2 Mio. Crystal verkaufen. Als ihn Jesses neue Freundin jedoch erpressen will, weiß er auf die Schnelle nicht, was er machen soll. Als Cliffhanger von Folge 12 sieht er, wie die Kleine nach einem Drogenrausch an ihrer eigenen Kotze erstickt. Wird er ihr helfen? In der Finalfolge erfahren wir, dass er das nicht getan hat. Ein erzählerischer Stoß vor den Kopf, denn aus dem niedlichen Chemielehrer ist der Mörder an einem Teenager geworden.

Gleichzeitig setzt Walt damit einen gekonnt spartanisch auserzählten Schmetterlingseffekt in Gang, denn der Vater der Toten, ein Fluglotse, begeht in seiner Trauer einen Fehler, der zum Zusammenstoß zweier Flugzeuge führt.

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